Essen. Die bekannte Berliner Autorin zieht mit ihrer Talkreihe „Materien“ und Künstlern jeglicher Art im Grillo-Theater ein neues Publikum an.

Die Talkreihe „Materien“ im Café Central des Grillo-Theaters zieht ein neues Publikum an: literarisch interessierte Leute, politische Leute, queere Leute, feministische Leute und vor allem jüngere Leute, die sich auch für andere Angebote der Essener Bühne begeistern können. Das liegt vor allem an Fatma Aydemir, der angesagten Schriftstellerin, Journalistin, Gestalterin und Moderatorin der Reihe.

Die in Berlin lebende Autorin ist mit ihren Romanen „Dschinns“ und „Ellbogen“, den dazugehörigen Bühnenfassungen in diversen Theatern, der feministischen „Faust“-Version „Doktormutter Faust“, der Filmuraufführung von „Ellbogen“ (18. Februar) auf der Berlinale und nicht zuletzt als Kalender-Cover des Missy Magazins in aller Munde. Da können andere Schreiberinnen und Schreiber nur von träumen. Und sie ist gut vernetzt, was sich auch bei der Wahl ihrer Gäste zeigt.

Beim Talk mit Fatma Aydemir ist Rassismus immer ein Thema

Die Journalistin und Essayistin Alice Hasters war ihr erster Gast und sie widmet sich mit ihr der „Materie: Krisen.“ Nach dem großen Erfolg von Hasters erstem Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“ stand nun ihr zweites Buch „Identitätskrise“ im Fokus. Die Materie „Krisen“ wurde ernsthaft, aber durchaus unterhaltsam verhandelt. Es folgt die Künstlerin, Autorin und Filmemacherin Cemile Sahin mit ihrem Debütfilm „Bihar“ (kurdisch: Frühling) über das Leben von Kurden in der Türkei.

Jüngst sitzt Mohamed Amjahid, Journalist und Autor mit deutsch-marokkanischen Wurzeln, an ihrer Seite. Wie bei allen, die sich hier einfinden, ist auf die ein oder andere Weise Rassismus ein Thema, auch wenn es nicht die offiziell angekündigte Materie ist. Amjahid hat sich in seinem Buch „Let’s Talk About Sex, Habibi“ mit Sexualität in Nordafrika beschäftigt. Doch wie sich zeigt, ist es gar nicht so leicht, in das Thema Sex einzusteigen und erwachsen darüber zu reden. Zwischen selbstbewusst und peinlich berührt reagieren die Zuschauenden kichernd.

Lässig und unterhaltsam in der Präsentation, ernst in der Sache

Die lässige Gastgeberin und ihr Gast flachsen in hipper, mit Anglizismen angefüllter Jugendsprache nicht nur herum. „Die Leute erwarten einen Softporno und ich liefere“, so Amjahid. Dass es auch tiefgreifend zur Sache gehen kann, zeigt sein Einblick in das Leben der Nordafrikaner zwischen Tradition, Lust, Gewalt und Queerfeindlichkeit. Als inspirierendes Werk eines anderen Künstlers hat er einen Ausschnitt aus Fassbinders „Angst essen Seele auf“ und seine Sicht auf den gesellschaftskritischen Film mitgebracht.

Fatma Aydemirs Mitstreiterin, die Musikerin Gîn Bali, trägt ihren Teil zum Abend bei mit einem eigens zum Thema komponierten poetischen Song und Erfahrungen aus ihren polyamoren Beziehungen, die gerade sehr im Trend lägen. Ob sie gesellschaftliche Auswirkungen haben, blieb von ihr unbeantwortet: „Das kann ich nicht sagen. Ich lebe in meiner Bubble.“ Das Gespräch beschließt ihr DJ-Einsatz und das Abtanzen des Theaterpublikums. Fortsetzung folgt.

Eine neue Ausgabe von „Materien“ ist im April geplant. Karten: telefonisch unter 0201 8122 200 oder im Netz auf www.theater-essen.de

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