Essen. „Top 13“ in Essen: Schauspielerinnen und Schauspieler wetteifern ums Preisgeld und um mehr Wahrnehmung im Filmgeschäft. So lief das Casting.
Die einen haben sich Schwimmflügelchen angelegt, die anderen treten bloß mit ganz viel Lampenfieber auf die Bühne. Beim Casting-Event „Top 13“ bleibt den Bewerberinnen und Bewerbern nicht viel, woran sie sich festhalten können: kein vorgegebener Text, kein Bühnenbild, kein Dialogpartner. Drei Minuten pure Darstellerkunst sind gefragt, um die prominent besetzte Jury zu überzeugen. Das besondere Casting-Format hat das Snowdance Independent Filmfestival mit nach Essen gebracht. Am Wochenende kamen Teilnehmer aus dem In- und Ausland zum Vorsprechen ins Stratmanns-Theater.
Gewinnen soll am Ende die Teilnehmerin mit der weitesten Anreise: Schauspielerin Izabela Gwizdak ist sogar aus Warschau angereist. Die glückliche Gewinnerin zeigt sich nach der Siegesverkündigung dann erst einmal besorgt, nun den Bus für die geplante Heimreise zu verpassen. 1000 Euro Preisgeld kann die junge Darstellerin immerhin mit nach Hause nehmen, die ihre Performance komplett auf Englisch vorträgt.
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Auf Internationalität und Diversität habe man Wert gelegt, betont Jurychefin und Casting-Expertin Anja Diehrberg-Siebler schon in ihrer Begrüßung. Bunt gemischt präsentiert sich denn auch die Riege der 13 Bewerber, die sich unter den über 300 Bewerbungen für die Vorstellung im Stratmanns-Theater qualifiziert haben. Teilnehmer aus Polen, England und Frankreich sind angereist, um sich prominenten Jurymitgliedern wie Schauspieler Hannes Jaenicke vorzustellen.
„Ich habe noch diesen ganz altmodischen Weg gemacht“, blickt der 63-jährige Schauspieler auf die Zeit zurück, als es noch diese „zweieinhalb Sender“ im Fernsehen gab und die Schauspiel-Karriere fast automatisch über die Theaterausbildung führte. Auf Max-Reinhardt-Seminar und Theater-Engagements von der Wiener Burg bis zur Berliner Volksbühne folgten für Jaenicke dann viele renommierte Filmprojekte. Auch als Dokumentarfilmer ist der engagierte Umweltaktivist erfolgreich.
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Die Zukunft der bundesdeutschen Filmszene malt er angesichts der allgemeinen Sparauflagen nicht besonders rosig aus: „Es wird runtergedreht bis zum Anschlag, das tut dem deutschen Film nicht gut.“ Gleichwohl „würde ich den Beruf wieder ergreifen, auch wenn es nicht leichter geworden ist“, gibt Jaenicke den jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg..
Auch Slim Weidenfeld hat viele Jahre lang Theater gespielt, zuletzt in der Komödie Düsseldorf, und will nun noch eine Leinwand-Karriere versuchen. Weil das mit 36 Jahren nicht mehr allzu leicht sei, ist der Kölner froh, es in die „Top 13“-Auswahl geschafft zu haben. In seiner Performance steht wie bei vielen Teilnehmern das Klima im Mittelpunkt. „UmWelt“ lautet schließlich das Motto, das Organisatorin Beate Maes dem Wettbewerb vorangestellt hat.
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Eisberge trifft man da im Museum, Eve Lomby Boiro aus Frankreich tanzt einen Snowdance-Tanz, Milena Kaltenbach sinniert über die Sonne und kosmische Blähungen, Christian Bojidar präsentiert sich als leibhaftiger Müll und Anthony Curtis Kirby stellt die Klimakrise vor sehr persönliche Herausforderungen, wenn man sich schon dauernd fragen muss, ob der Coffee to go selbst im mitgebrachten Becher eine Umweltsünde ist.
So geht es im flotten Drei-Minuten-Takt durchs Programm. Kurze Vorstellung, Gong, Applaus, der nächste bitte. Manchmal erinnert das ganz theatralisch an Schauspielschulen-Vorsprechen, manchmal eher an Stand-up-Comedykunst, etwa wenn Victoria Schmidt die unerbetenen Ratschläge „grauer Mama-Eminenzen“ über dem imaginären Kinderwagen aufs Korn nimmt und das Publikum amüsiert.
„Top 13“-Gewinner aus dem Ruhrgebiet spielt jetzt im „Tatort“ mit
Für die Jury mit Hannes Jaenicke, Filmemacher Daniel Rabold, Agenturchef Max Haas, Lichtburg-Chefin Marianne Menze und Tobias Krebs als Gewinner des letzten Jahres stellt sich indes die Frage, wer beides am besten in Einklang bringt. Bühnenpräsenz und filmische Präsenz!?!
Tobias Krebs hat die Jury im Vorjahr überzeugt. Der Top-13-Gewinn sei für ihn eine wichtige Bestärkung gewesen, „dass dieser Weg der richtig ist“, berichtet Krebs. Davon kann man sich demnächst auch im Fernsehen überzeugen. 2025 wird der gebürtige Essener in seinem ersten „Tatort“ aus Saarbrücken zu sehen sein.
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