Essen-Vogelheim. Die Stadt Essen hat die Verkehrsführung an der Kreuzung zur B224 verändert. Anwohner bekommen jetzt die Chance, ihre Bedenken zu äußern.
Ein Tag im Leben von Anwohnern und Anwohnerinnen der A42-Umleitung kostet derzeit viele Nerven. Essens Verkehrsdezernentin Simone Raskob steht am Mittwoch (24.1.) in der Gesamtschule Essen-Nord Rede und Antwort. Beginn der Bürgerversammlung ist um 18 Uhr.
Einer der Betroffenen ist der Vogelheimer Torben Mase. Er bringt seine Tochter morgens zur Bushaltestelle. „Wir planen einen Puffer ein“, sagt der 32-Jährige. An der Haltestelle des 170ers in Vogelheim gibt es keine digitale Anzeigentafel. Wenn Busse, bedingt durch die Umleitung der A42-Sperrung zwischen der Anschlussstelle Bottrop-Süd und dem Autobahnkreuz Essen-Nord, Verspätung haben oder gar ausfallen, stehe seine Tochter in der Kälte. Er könne dann mit der Ruhrbahn-App auf seinem Smartphone checken, wie lange.
Mase selbst muss sich nicht in den Berufsverkehr begeben, sein Dienst auf der Feuerwache an der Fundlandstraße beginnt um 12 Uhr und er fährt ebenfalls Bus: „Wenn es wärmer wird, nehme ich auch gerne das Fahrrad.“ Das Auto scheide derzeit aus. Auch wenn der morgendliche Berufsverkehr um die Uhrzeit schon durch ist, führt der Weg über die Vogelheimer Straße – die, wenn man Pech hat, eine Blechlawine ist, seit der Autobahnsperrung. Der Feuerwehrmann kennt sich aus, die anderen Autofahrer und Autofahrerinnen würden allerdings mittlerweile ebenfalls die Schleichwege durch Vogelheim kennen.
A42-Umleitung: Kreuzung in Essen-Vogelheim als Knotenpunkt erkannt
Bürgerversammlung am Mittwoch
Um die Verkehrsbelastung im Zusammenhang mit der A-42-Sperrung geht es bei einer Bürgerversammlung in Vogelheim am Mittwoch, 24. Januar, um 18 Uhr in der Mensa der Gesamtschule Nord, Förderstraße 60.
Der Arbeiterkreis Vogelheimer Bürger lädt alle Interessierten ein, die sich über die Konsequenzen der Sperrung und der damit verbundenen zusätzlichen Verkehrsbelastung in ihrem Stadtteil mit Marius Fliegner, Leiter des Straßenverkehrsamtes, und Simone Raskob als Verkehrsdezernentin austauschen möchten.
Als besonderer Knotenpunkt wurde die Kreuzung Gladbecker Straße/Vogelheimer Straße zuletzt identifiziert. Die Stadt Essen hat daher die Verkehrsführung dort am vergangenen Donnerstag, 18. Januar, kurzfristig geändert. Seitdem dürfen Autofahrer, die aus Richtung Altenessen auf der Vogelheimer Straße unterwegs sind, an der Kreuzung nicht mehr geradeaus fahren; sie müssen stattdessen nach links auf die Gladbecker Straße in Richtung Innenstadt abbiegen.
Wer an der Kreuzung bislang nach rechts in Richtung A42 fahren konnte, wird nun über die Fünfhöfestraße und den Teilungsweg auf die Gladbecker Straße umgeleitet. Lediglich die Busse der Ruhrbahn dürfen weiterhin geradeaus in Richtung Vogelheim fahren. „Solange das nicht kontrolliert wird, bringt das nichts“, sagt Torben Mase, der beobachtet hat, dass sich viele nicht an die neue Regelung halten und weiter geradeaus auf die Vogelheimer Straße fahren: „Wenn einige da herfahren, fahren andere einfach hinterher.“ Wenn sich nur wenige an die neue Verkehrsregelung halten, bringe das in Summe nichts.
Rettungswagen braucht durch A42-Sperrung länger zurück zur Wache
Auch auf der Arbeit spürt Torben Mase die Auswirkungen der A42-Sperrung. Er bleibt nämlich nicht auf der Wache, sondern ist bei Fahrten im Rettungswagen dabei. Die Einsatzfahrt selbst sei mit Martinshorn unproblematisch. Sei der Patient oder die Patientin dann aber beispielsweise im Philippusstift abgeliefert, dauere der Rückweg zur Wache mitunter 45 statt wie sonst 20 Minuten. Die Versorgung der Patienten sei dadurch nicht gefährdet, er würde jedoch weniger Zeit auf der Wache verbringen, wo es ebenfalls Arbeit zu erledigen gebe. Auch Ruhezeiten müssten eingehalten werden, was sich seit der Sperrung der A42-Brücke als schwieriger erweise.
Feuerwehrsprecher Christian Schmücker bestätigt: „Bisher stellen wir keine Verzögerung bei den Eintreffzeiten der Rettungskräfte fest.“ Die Sicherheit aller Anwohner in dem betroffenen Bereich im Essener-Norden sei jederzeit sichergestellt. Die Auslastung des Teams werde genau beobachtet. „Für den Fall einer möglichen erhöhten Belastung, nutzen wir Kompensationsmaßnahmen, wie die Verteilung der Arbeitsbelastung auf verschiedene Einsatzdienstkräfte oder interne Personalmaßnahmen“, so Schmücker.
Grafik zeigt Verkehrssituation in Vogelheim:
Um die Situation für alle Beteiligten weiter zu verbessern, will die Stadt Essen außerdem die Straße „Am Stadthafen“ für den Lkw-Verkehr freigeben. Lkw könnten demnach voraussichtlich ab Ende Januar den Weg von der Bottroper Straße durch den Stadthafen wählen, statt wie bislang über den Sulterkamp und die Vogelheimer Straße in Richtung Autobahnkreuz Essen-Nord zu fahren, wie es die Umleitung seit der Vollsperrung der A42 Verkehrsteilnehmern vorgibt. Torben Mase glaubt, dass das kaum eine Entlastung sein wird: „Da fahren doch jetzt auch schon alle her.“
Die komplette Berichterstattung zur A42-Sperrung mit Hintergründen, Interview und Fotos finden Sie hier: waz.de/thema/a42-sperrung/
- Drei Monate Vollsperrung - Chronologie eines Desasters
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- Um die geplante Lkw-Waage gibt es Streit
- Im Stau auf der A42-Umleitung: Es gibt kein Entkommen
Seine Idee: Eine großflächige Umleitung wäre das beste für die Anwohner und Anwohnerinnen in Vogelheim, die jetzt nicht nur unter viel Verkehr, sondern auch unter mehr Lärm und Gestank leiden. Auch die Beschilderung bezüglich Feinstaubregelungen sei mitunter paradox. Mase befürchtet zudem, dass jetzt die Brücke auf der A42 und im Anschluss die Straßen in Vogelheim erneuert werden müssen. „Die sind jetzt schon in einem schlechten Zustand.“
Parkprobleme in Vogelheim bei RWE-Spielen
Er sei kein Experte, wirft ebenjenen aber vor, dass man das Dilemma hätte kommen sehen. Dann hätte man aus seiner Sicht etwaige Umleitungen, Ampelschaltungen und Straßenumwidmungen planen können und die Menschen im Essener Norden nicht derart verärgert.
Kommt Mase nach Feierabend wieder nach Hause, überlege er sich zweimal, ob er sich, etwa zum Einkaufen, erneut in das Verkehrschaos stürzen wolle oder doch lieber einen genauen Blick in den Vorratsschrank werfe. In Vogelheim gilt: Je später der Tag, desto zäher der Verkehr. Manchmal komme er kaum aus seiner Hauseinfahrt raus, weil Autofahrer und Autofahrerinnen die kleine Seitenstraße der Hafenstraße überstrapazierten. Spielt dann noch RWE, werde beidseitig geparkt und der Feuerwehrmann sieht mit seinem geschulten Auge: Für Einsatzfahrzeuge könnte es platztechnisch knapp werden.
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