Essen. Auf dem Kennedyplatz wird eine Eisbahn der Superlative aufgebaut. Trotzdem soll der „Essener Wintertraum“ klimaneutral ablaufen. Wie das?

Jahrzehntelang hieß es „Essen on Ice“, die Corona-Pandemie ließ die Traditionsveranstaltung schrumpfen, in Zeiten der Energiekrise behalf man sich bei der Essen Marketing GmbH (EMG) kurzerhand selbst mit Kunsteis und rief „Essen ohne Ice“ aus. Nun, gerade einmal ein Jahr später, wird wieder groß gedacht.

Der Slogan „Essen on Ice“ ist Geschichte, was da gerade im Herzen der Innenstadt aufgebaut wird und am Freitag (12.1.) starten soll, heißt „Essener Wintertraum“. Auf die Beine wird er gestellt von dem Gastronomen-Ehepaar Oliver und Steffi Müller. Trotz der Größe soll das Ganze aber klimaneutral ablaufen.

„Essener Wintertraum“ hat eine Eisfläche von 2000 Quadratmetern

Dabei sind die Ausmaße gigantisch: 4500 Quadratmeter Veranstaltungsfläche, davon 2000 Quadratmeter Eisfläche, verteilt über zwei Etagen, vier Eisstockbahnen und jede Menge mehr. Gekühlt wird das Eis, auf dem ab Freitag gleichzeitig bis zu 1400 Menschen gleichzeitig auf Kufen laufen können, durch viel Flüssigkeit, die durch lange Schlangen in unzähligen Kurven fließe, nach dem Prinzip eines gigantischen Kühlschranks. In Schuss gehalten wird das Eis in den kommenden Wochen von zwei Eismaschinen, einer großen und einer kleinen, die regelmäßig über die Fläche fahren werden. Das Prinzip kennt man aus Eissporthallen wie der am Westbahnhof.

Zwei solcher Maschinen sollen für das Eis auf dem Kennedyplatz sorgen. Möglichst glatt wird es außerdem durch zwei mobile E-Eismaschinen gehalten.
Zwei solcher Maschinen sollen für das Eis auf dem Kennedyplatz sorgen. Möglichst glatt wird es außerdem durch zwei mobile E-Eismaschinen gehalten. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Bereits im November wurden diese Maschinen auf der Facebookseite des „Essener Wintertraums“ vorgestellt. Es handle sich demnach um elektrisch angetriebene Eisbearbeitungsmaschinen: „Mit dieser ganz neu konzipierten Maschine haben wir dann eine optimale Eisqualität und das ohne CO₂-Emissionen.“ Aber reichen diese zwei E-Maschinen wirklich aus, damit die der „Essener Wintertraum“ in der Innenstadt klimaneutral ablaufen kann? Wohl kaum.

Bedenken? Die meisten Essenerinnen und Essener freuen sich einfach auf das Event

Der Mehrheit der Essenerinnen und Essener scheint das indes nicht wichtig zu sein. Die meisten freuen sich einfach auf das, was ihnen da geboten werden wird. Das legen unter anderem die Kommentare zu unserer jüngsten Berichterstattung vom Dienstag (9.1.) in den Sozialen Netzwerken nahe. Innerhalb eines Tages reagierten alleine auf unserer Facebookseite 178 Nutzer mit einem „Daumen hoch“, negative Reaktionen gab es nicht eine. Nur ein Nutzer brachte die Veranstaltung thematisch mit der Energiekrise zusammen. Das ist nicht viel – und sah Mitte September noch anders aus.

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Damals hatte unserer Redaktion das erste Mal über die Pläne des „Essener Wintertraums“ berichtet. Da reagierten zwar ebenfalls die allermeisten positiv auf das Spektakel, in den Kommentaren fanden sich aber deutlich mehr kritische Stimmen. Das verwundert in Anbetracht der damals noch frischeren Energiekrise, während der allerorts dazu aufgerufen worden war, Energie einzusparen, nicht wirklich.

Klimaneutralität ist gleichwohl auf der Pressekonferenz zum Winterraum am Dienstag (9.1.) prominentes Thema gewesen. Oberbürgermeister Thomas Kufen berichtete von seinem kürzlichen Aufenthalt in New York und dass die neue Essener Eisbahn „gut mit der bekanntesten Eislauffläche der Welt am Rockefeller Center mithalten“ könne. Sofort danach sprach er davon, dass der „Essener Wintertraum“ das sogar „klimaneutral mit entsprechender Zertifizierung“ schaffe.

„Plant my tree“: Bäume werden gepflanzt

Wie das? Die zwei elektrisch betriebenen Eismaschinen alleine können die gesamten CO₂-Emissionen wohl kaum kompensieren. Die Antwort lieferte Kufen prompt selbst und erwähnte „entsprechende Baumpflanzungen in Mülheim.“ Nachfrage bei Steffi Müller, die zusammen mit ihrem Mann Oliver den „Essener Wintertraum“ in den nächsten zehn Jahren auf dem Kennedyplatz veranstalten will. „Das funktioniert über ‚Plant-My-Tree‘“, erklärt sie am Mittwoch im Gespräch mit der Redaktion.

Dieses Unternehmen habe die gesamte Eisbahn und was dafür notwendig ist – also Lieferantendaten, Betrieb, Aufbau, etc. – in Bezug auf die Klimabilanz geschätzt. Und darauf, wie viele neue Bäume gepflanzt werden müssen, um diese Summe auszugleichen. Eine entsprechende Urkunde habe man ausgestellt bekommen. Bäume seien demnach auch in Österreich gepflanzt worden. Aus Tirol stamme das Unternehmen, das für den Aufbau der Eisbahn in Essen zuständig ist.

v.l.: Richard Röhrhoff (EMG), OB Thomas Kufen sowie die Initiatoren Steffi und Oliver Müller bei der Pressekonferenz zum „Essener Wintertraum“ am Dienstag (9.1.).
v.l.: Richard Röhrhoff (EMG), OB Thomas Kufen sowie die Initiatoren Steffi und Oliver Müller bei der Pressekonferenz zum „Essener Wintertraum“ am Dienstag (9.1.). © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Schon 2022 sei man laut Steffi Müller mit der damals euen X-Mas-Lounge auf dem Weihnachtsmarkt mit „Plant-My-Tree“ so verfahren. Diese Gastronomie betreiben die Müllers ebenfalls, als „Eis-Lounge“ geht sie während es „Essener Wintertraums“ in die Verlängerung. Rund 500 Bäume seien als Kompensation allein für diese Hütte gepflanzt worden.

Bei den gigantischen Ausmaßen und Technik der Eislaufbahn auf dem Kennedyplatz sind das sicherlich noch etliche mehr....

+++ Die genaue Anzahl der Bäume, die für die Kompensation notwendig sind, hat unsere Redaktion angefragt. Sobald die Zahl vorliegt, aktualisieren wir unsere Berichterstattung +++

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