Essen. Schlaglöcher auf Schulhöfen, bröckelnder Putz, fehlende Technik: Nach einer Grundschul-Tour schlägt ein Essener Kinderbeauftragter Alarm.
Zu kleine Klassen, bröckelnder Putz, Schlaglöcher auf Schulhöfen, fehlende Technik, kaum Platz für Bewegung – ganz abgesehen vom Mangel an Lehrpersonal: Nach einer Tour durch mehrere Grundschulen im Essener Westen ist der Kinder- und Jugendbeauftragte alarmiert und fordert die Stadt zum Handeln auf.
Die Ausmaße der Mängel hätten ihn schockiert, die Liste an Missständen sei lang und betreffe viele Standorte, schildert Christian Müller. „Wir müssen jetzt reagieren, nicht erst in zehn Jahren“, mahnt der Kinder- und Jugendbeauftragte im Bezirk 4 an und kritisiert auch die Prioritäten in der Stadt. „Was ist wichtiger, neue Fahrradstraßen für Millionen oder die Zukunft unserer Kinder?“
Schlaglöcher und wenig Platz zum Spielen auf Schulhöfen im Essener Westen
In Schönebeck hatte im Herbst eine komplette Schule für mehrere Unterrichtstage auf das Pfarrzentrum als Notquartier ausweichen müssen, weil die Bauarbeiten auf dem Schulhof sich verzögert hatten und die Klassenräume nach dem Ende der Herbstferien nicht erreichbar waren. Der Schulhof der sogenannten „Roten Schule“, die einer von zwei Standorten der Eichendorff-Grundschule ist, war mit Schlaglöchern übersät, die dringend ausgebessert werden mussten. Der Fall hatte für Aufsehen und Unverständnis gesorgt – er sei jedoch keineswegs ein Einzelfall, sagt Müller.
Der Kinder- und Jugendbeauftragte (SPD) hat sich in den vergangenen Wochen gemeinsam mit einer Delegation aus Bezirksbürgermeisterin Margarete Roderig (CDU) und den Fraktionsvorsitzenden aus der Bezirksvertretung mehrere Grundschulen angeschaut, Besuche an weiteren Standorten sollen folgen. Doch was er bisher gesehen hat, beunruhigt Müller bereits.
„Die Oberfläche der Schulhöfe sieht an vielen Schulen ähnlich schlecht aus“, sagt er. „Und durch Containerlösungen für zusätzliche Klassenräume sind die Schulhöfe kleiner geworden, teilweise wurden Spielgeräte abgebaut und es fehlt der Platz für Bewegung im Freien.“ Das sei zum Beispiel an der Grundschule Bedingrade der Fall.
Essener Kinderbeauftragter kritisiert fehlende Technik für digitalen Unterricht
Im Inneren der Schulen sehe es teilweise nicht besser aus. „Viele Klassenräume sind marode, eigentlich müssten sie kernsaniert werden“, sagt Müller. Zudem fehle es an der technischen Ausstattung, die Kinder würden zwar über Tablets verfügen, digital erarbeitete Ergebnisse könnten aber noch längst nicht in allen Klassenräumen für alle Schülerinnen und Schüler präsentiert werden, weil es an den dafür nötigen Geräte mangele – ein alter Tageslichtprojektor helfe da niemandem weiter.
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Baulich kämen viele Gebäude an ihre Grenzen. Weil zum Beispiel die Fluchtwege nicht den heutigen Vorschriften entsprechen, blicken die Kinder aus den Klassen auf Treppengerüste, etwa an der Kraienbruchschule in Dellwig und der Bischof-von-Ketteler-Schule in Bochold. An sechs Grund- und weiterführenden Schulen im Stadtbezirk wird sogar noch Personal zur Brandwache eingesetzt, das bestätigt die Stadt Essen auf Nachfrage.
Und wo die Klassengrößen der 60er oder 70er Jahre noch gut hineingepasst hätten, fehlten für die heute in der Regel um die 30 Kinder starken Klassen die nötigen Quadratmeter, schildert der Kinder- und Jugendbeauftragte. Zudem hätten sich nötige Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen an der Bausubstanz über viele Jahre aufgestaut. „Die Eltern sehen die Klassenräume und schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, weil sie noch genauso aussehen wie zu ihren eigenen Schulzeiten“, so Müller. „Das ist schon bitter.“
Forderung nach mehr Tempo in der Essener Stadtverwaltung
Müller fordert, dass den Schulen im neuen Jahr eine höhere Priorität eingeräumt wird. Auf Nachfrage erklärt die Stadtverwaltung, dass im Essener Westen im Jahr 2024 weitere Container in Betrieb genommen werden sollen, zudem stehen zum Beispiel an der Bischof-von Ketteler-Schule und der Schlossschule Toilettensanierungen an und an weiterführenden Schulen wird saniert und umgebaut.
Um schnellere und größere Fortschritte zu erzielen, müssten aus Müllers Sicht Abläufe in der Verwaltung vereinfacht werden: „Das Genehmigungsverfahren ist einfach zu langsam bei der Stadt, da müssen die Ämter besser miteinander kooperieren, die Bürokratie macht Prozesse viel zu langwierig.“ Zudem müsse man seiner Meinung nach über schnellere und einfachere Bauverfahren nachdenken, um den Platzmangel an den Schulen in den kommenden Jahren in Griff zu bekommen.
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