Essen. 200 Kinder der Eichendorff-Grundschule im Essener Stadtteil Schönebeck werden ab sofort in einem Pfarrzentrum unterrichtet - für wie lange?
Das gab es noch nie in Essen: Eine komplette Grundschule muss bis auf weiteres in den Räumen einer Kirchengemeinde unterrichtet werden. Der kurzfristig anberaumte Umzug wurde nötig, weil der Pausenhof der Schule nicht betreten werden darf. Das Schulgebäude ist nur über den Schulhof erreichbar. Deshalb kann kein Unterricht stattfinden, so lange der Schulhof gesperrt ist.
Betroffen ist einer der beiden Standorte der Eichendorff-Grundschule im Stadtteil Schönebeck. Der Schulhof der so genannten „Roten Schule“ an der Heißener Straße 49 ist seit Jahren mit Schlaglöchern übersät. Die Bauarbeiten, die den Schulhof wiederherstellen sollten, wurden – anders als geplant – zum Ende der Herbstferien nicht fertig. Die Ferien endeten am Freitag, 13. Oktober.
Am letzten Tag der Herbstferien wurden die Eltern informiert
Die Schlaglöcher waren so gefährlich, dass nach Elternangaben im Mai ein Junge wegen eines solchen Loches stürzte und ins Krankenhaus musste. Die Stadt flickte daraufhin die schlimmsten Stellen und entschied, dass in den Herbstferien der gesamte Schulhof neu asphaltiert wird.
Einen Tag vor Ende der Herbstferien, am Donnerstag (12. Oktober), teilte die Stadt der Schule mit, dass der Schulhof nicht wie geplant fertig wird. Notwendig geworden sei ein „unvorhersehbarer Mehraufwand“ beim Aushub des Bodens. Eine knappe Woche später, am Mittwoch (18. Oktober), war der gesamte Schulhof noch eine einzige Sandfläche, mehrere Baufahrzeuge waren unterwegs, alles war abgesperrt.
Die kurzfristige Lösung: Der Unterricht für rund 200 Kinder in acht Klassen findet jetzt im Pfarr- und Jugendheim der katholischen St. Antonius Abbas Gemeinde statt, die anderthalb Kilometer entfernt liegt. Stadt, Kirche und Schule hätten diese Lösung gemeinsam realisiert, heißt es. Am Montag fand der Umzug statt, seit Dienstag wird im Pfarrheim improvisiert: Der große Gemeindesaal ist geteilt mit einer Trennwand; in den abgeteilten Räumen werden zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet, auch die Lehrer haben dort ihr Lehrerzimmer – das derzeit nur aus einem Tisch besteht.
„Das Team der Schule leistet Unglaubliches“, sagt eine Elternvertreterin und berichtet, dass die Anbahnung des Umzugs, die Vorbereitung und Organisation die gesamte zweite Ferienwoche in Anspruch genommen habe. Auch die Übermittags-Betreuung und die Nachmittags-Betreuung im Ganztag würden in dem Kirchengebäude stattfinden. Das Pfarr- und Jugendheim, das 1979 errichtet wurde und direkt hinter der mächtigen St. Antonius-Abbas-Kirche mitten in Schönebeck liegt, hat ein großes Spiel- und Außengelände. „So lange das Wetter stabil ist, ist das eine Lösung, für die wir sehr dankbar sind und die sicher funktioniert“, sagt die Elternvertreterin.
Eigentlich sollen die Arbeiten auf dem Schulhof der „Roten Schule“ Ende Oktober fertig sein – doch auch die Stadt will nicht ausschließen, dass es länger dauern wird: In der gegenwärtigen Phase der Bauausführung „können leider immer noch unvorhersehbare Störungen auftreten, die eventuell Einfluss auf die Terminplanung haben“, heißt es in dem Schreiben der Stadt an die Schule von letzter Woche. Man habe vorsorglich sichergestellt, dass das Pfarr- und Jugendzentrum notfalls auch im November für die Schule nutzbar sei.
Pastor: „Im Frieden geht alles“
Und die Kirchengemeinde? „Unser Gemeindeleben wird dadurch nicht beeinträchtigt“, sagt Pastor Benno Brengelmann gegenüber unserer Redaktion. „Natürlich wird es für viele Gruppen, die sich im Pfarr- und Jugendzentrum treffen, Einschränkungen geben, aber im Frieden geht alles.“ Die Mehrheit der Aktivitäten finde ohnehin am späten Nachmittag statt.
Die Eltern der „Roten Schule“ kritisieren, dass die Stadt Essen das Gebäude und sein Umfeld in den letzten Jahren stark vernachlässigt hat: „Schon 2017 war beschlossen worden, dass die Schule einen Anbau erhält – passiert ist bis heute nichts“, sagt eine Mutter. Stattdessen verrotteten zwei Pavillons auf dem Schulhof, in denen vier Klassen unterrichtet werden. „Die Stadt scheint sich darauf zu verlassen, dass die alten Pavillons auch in den kommenden Jahren nicht zusammenbrechen oder sich eben sonst irgendjemand anderes – so wie aktuell die Gemeinde St. Antonius Abbas – kümmert“, meint die Mutter.
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