Essen. 2023 ist eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen – und das niederschlagsreichste. Meteorologen ziehen eine Bilanz für Essen.

Auf ein ziemlich ungewöhnliches Jahr blicken die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) an der Station in Essen-Bredeney zurück. „2023 ist eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1935 und das niederschlagreichste“, zieht die Meteorologin Ortrun Roll Bilanz. Den wärmsten Tag des Jahres registrierte der DWD am 9. Juli mit 33,5 Grad Celsius, der regenreichste Tag war der 22. Juni mit 62 Litern auf den Quadratmeter.

Mit einer Jahresmitteltemperatur von knapp unter 12 Grad sei nur das vorangegangene Jahr 2022 mit exakt 12 Grad wärmer gewesen. 2023 ähnele in punkto Temperaturen den ebenfalls sehr warmen Jahren 2018 und 2020, die ebenfalls eine Jahresmitteltemperatur von 11,9 Grad aufwiesen.

Mehr als 11 Grad im Jahresmittel: Was auf den Klimawandel in Essen hindeutet

34 Grad im Schatten: Das Bild zeigt die digitale Temperaturanzeige einer Borbecker Apotheke im Juni 2021. In diesem Jahr zeigte sie am heißesten Tag des Jahres 33,5 Grad an.
34 Grad im Schatten: Das Bild zeigt die digitale Temperaturanzeige einer Borbecker Apotheke im Juni 2021. In diesem Jahr zeigte sie am heißesten Tag des Jahres 33,5 Grad an. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Zum Vergleich: Bis zum Jahr 1999 haben die Meteorologen in Essen stets eine Jahresmitteltemperatur gemessen, die unterhalb von 11 Grad gelegen hatte. Aber allein in dem kurzen Zeitraum seit 2011 sei die 11-Grad-Marke bereits neun Mal überschritten worden. Für die DWD-Meteorologin deutet diese Häufung auf Klimawandel und Erderwärmung in Essen hin. Gegenüber dem Zeitraum 1991 bis 2020 sei für 2023 eine Abweichung von 1,3 Grad festzustellen, gegenüber dem Zeitraum 1961 bis 1990 sogar eine von 2,3 Grad.

Warmes Essen: Auch die Zahl der Sommertage – das sind Tage mit einer Temperatur von mindestens 25 Grad - hat zugenommen. 2023 habe es überdurchschnittlich viele Sommertage gegeben, nämlich 43 an der Zahl. Der Durchschnittswert liegt deutlich darunter: bei nur 32 Sommertagen. Zum Vergleich: Heiße Tage haben eine Temperatur von mindestens 32 Grad. Davon hatte Essen in diesem Jahr sechs, das entspreche dem Durchschnitt.

Niederschlagsrekord: Bis Jahresende etwa 1390 Millimeter auf dem Quadratmeter

Niederschlagsrekord in Essen: Noch nie war es in Essen so nass wie in diesem Jahr. Bis Ende 2023 werden wohl 1390 Millimeter auf dem Quadratmeter gemessen werden – der höchste Wert seit 1935.
Niederschlagsrekord in Essen: Noch nie war es in Essen so nass wie in diesem Jahr. Bis Ende 2023 werden wohl 1390 Millimeter auf dem Quadratmeter gemessen werden – der höchste Wert seit 1935. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

In Bezug auf den Niederschlag hat Essen - wie bereits gemeldet - einen neuen Höchstwert aufgestellt. Dasselbe gelte für das gesamte Bundesland NRW. Der Rekord ist schon am 19. Dezember gebrochen worden, bis dahin waren 1269,2 Millimeter Regen und Schnee auf einen Quadratmeter gefallen. Wegen der kräftigen Niederschläge über Weihnachten und noch zu erwartendem Regenfällen bis Jahresende erwartet Ortrun Roll eine Niederschlagssumme von mehr als 1390 Millimeter. Am 27. Dezember lag der Wert bereits bei 1381 Millimetern. „Somit ist ungefähr das 1,5-fache der durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge gefallen“, so die DWD-Meteorologin. Das bisher niederschlagreichste Jahr war das Jahr 1998, in dem 1252 Millimeter registriert worden waren. Der regenreichste Tag des Jahres 2023 war der 22. Juni, an dem 62 Millimeter auf einen Quadratmeter vom Himmel fielen. „Dieser Wert entspricht einem extremen Unwetter“, so Ortrun Roll.

Die Niederschläge hätten sich nicht gleichmäßig aufs ganze Jahr verteilt, sondern sie seien in den einzelnen Monaten recht unterschiedlich ausgefallen. Deutlich mehr Regen (und Schnee) als durchschnittlich seien in den Monaten Januar, März, April, Juli, August und im letzten Vierteljahr (Oktober, November, Dezember) gefallen.

Die absolut nassesten Monate waren der März und der April, in denen deutlich mehr als das Doppelte der Durchschnittsniederschlagssumme fiel. Auch im Juli gab es ungefähr doppelt so viel Regen wie im langjährigen Monatsdurchschnitt.

Die trockenen Monate: Februar, Mai und September

Der Februar, der Mai und der September zählten hingegen zu den trockenen Monaten. Auch der Juni verlief trockener als im Durchschnitt. Dabei waren vor allem der Juni (mit einer Abweichung von 3,6 Grad zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020) und der September (mit einer Abweichung von 4 Grad zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020) besonders warm.

„In allen vier genannten trockeneren Monaten Februar, Mai, Juni und September wurden wir sehr mit Sonnenschein verwöhnt“, berichtet Ortrun Roll. Im Juni und September habe es mehr als die 1,5-fache Menge an Sonnenstunden gegeben.

Das habe dazu geführt, dass die Gesamtjahresbilanz an Sonnenstunden mit rund 1720 (gegenüber dem langjährigen Mittel von 1594 Stunden) überdurchschnittlich war. Das ist bemerkenswert, da es in der Mehrzahl der Monate viel Niederschlag gegeben habe und man die Sonne in den vergangenen beiden Monaten deutlich seltener zu Gesicht bekommen habe.

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