Essen. Steigende Ruhrpegel und Pfützen auf den Feldern: Das Jahr ist feucht gestartet. Aber insgesamt bleibt das Niederschlagsdefizit in Essen immens.

Steigende Pegel an Emscher und Ruhr, riesige Wasserpfützen auf Feldern und Wiesen: Die Regen- und Schneefälle der letzten Wochen haben es in sich. Trotzdem zeichnen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Essen-Bredeney über die letzten Jahre betrachtet ein recht dürres Gesamtbild. „Das Niederschlagsdefizit an unserer Messstation ist in den letzten drei Jahren gewaltig“, sagt der Diplom-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn.

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In den drei zurückliegenden Jahren (2018/19/20) sind an der DWD-Station nahe der Meisenburgstraße insgesamt rund 2300 Liter Wasser vom Himmel in den Messbehälter gefallen. Verglichen mit den Normalwerten, die sich aus dem 30-jährigen Vergleichszeitraum zwischen 1981 und 2010 errechnen, ergebe sich ein Niederschlagsdefizit von rund 600 Litern auf dem Quadratmeter. „Das ist eine riesige Hausnummer“, kommentiert Kesseler-Lauterkorn.

Start ins neue Jahr war sehr feucht: Knapp 30 Prozent mehr Niederschlag als normal

Immerhin sei der Start ins neue Jahr 2021 „sehr feucht“ ausgefallen. Im Januar registrierten die Meteorologen in Essen einen Niederschlag von 116 Litern pro Quadratmeter. „Knapp 30 Prozent mehr als der langjährige Mittelwert“, so der Wetter-Fachmann. Dass einmal sogar 17 Zentimeter Schnee in Essen runter gekommen sei, hätten die Essener Meteorologen schon lange nicht mehr erlebt.

Der Diplom-Meteorologe Thomas Kessler-Lauterkorn beobachtet die Klimadaten an der Station Essen-Bredeney des Deutschen-Wetterdienstes.
Der Diplom-Meteorologe Thomas Kessler-Lauterkorn beobachtet die Klimadaten an der Station Essen-Bredeney des Deutschen-Wetterdienstes. © WAZ | STEFAN AREND

Doch selbst wenn der Februar ähnlich feucht werde wie der regensatte Januar, reiche diese Niederschlagsmenge bei weitem nicht aus, um den Rückstand der vergangenen Jahre nur annähernd auszugleichen, resümiert Thomas Kesseler-Lauterkorn. Das bestätigen auch die Fachleute des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) NRW, das eine Dependance in Essen unterhält.

Entscheidend dafür, dass etwa die alte Eiche oder Buche genug zu trinken bekomme, sei nicht allein die Wassermenge, so Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann. „Es kommt darauf an, wann und in welchem Zeitraum der Niederschlag fällt.“

Boden ist nach Januar-Regen vollgesogen wie ein Schwamm - neuer Regen fließt ab

Zurzeit passiere nämlich folgendes: Die hohen Niederschlagsmengen der letzten Tage und Wochen sorgten dafür, dass sich die oberste Bodenschicht (bis ca. 25 Zentimeter) vollsauge wie ein Schwamm. „Neuen Niederschlag kann der gesättigte Boden also nicht mehr aufnehmen, das Wasser fließt ab“, so Deitermann. Von hydrologischer Nachhaltigkeit folglich keine Spur. Nur gleichmäßiger Regen wie beispielsweise der Münsterländer Landregen, der obendrein über einen längeren Zeitraum falle, sorge dafür, dass auch tiefe Bodenschichten (bis ca. 1,80 Meter) durchfeuchtet würden und Eichen- oder Buchenwurzeln dann mit ausreichend Flüssigkeit versorgten.

Die Landwirte benötigen das Regenwasser für ihre Felder besonders dringend im Frühjahr, wenn die Wachstumsphase fürs Getreide beginne. „Doch das hat sich in den letzten Jahren verschoben“, sagt Deitermann.

Das Jahr 2018 war in Essen sehr trocken, aber auch im vergangenen Jahr setzte die lange Dürreperiode den heimischen Landwirten arg zu. Dem feuchten Februar war zwar noch eine ebenso feuchte erste Märzhälfte gefolgt. „Doch dann hörte es schlagartig auf zu regnen und es blieb über Wochen und Monate trocken“, erinnert Thomas Kesseler-Lauterkorn vom DWD. Nach 1976, 2003 und 2016 erlebte Essen im vergangenen Sommer eine vierte große Hitzewelle.

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