Essen. Gabi Dauenhauer und Peter-Maria Anselstetter engagieren sich neben dem Betrieb des Theater Courage in der Gemeinde der Erlöserkirche.

Seit fast vier Jahrzehnten führen Gabi Dauenhauer und Peter-Maria Anselstetter das Theater Courage. Mit musikalischen Abenden, erotischen Programmen und schrägen Parodien haben sie die freie Bühne zu einem Unikat in der Essener Theaterszene gemacht. Dass das unkonventionelle Paar religiös ist, scheint auf den ersten Blick abwegig. Die bis unter die Decke mit Kreuzen bedeckten Wände ihres Büros sprechen eine andere Sprache.

Jahrelang hatte sie keinen Bezug zu Gott und der Kirche

Gabi Dauenhauer wuchs in einem evangelischen Elternhaus in Reutlingen auf. Besonders fromm ging es nicht zu, so wie bei den beiden Tanten, die unten drunter wohnten. Aber man ging sonntags in die Kirche, betete mittags „Komm Herr Jesus, sei unser Gast . . .“, abends „Müde bin ich, geh‘ zur Ruh‘“ und wurde konfirmiert. „Das war eine Pflicht“, erinnert sie sich. Der Glaube hat für die Schauspielerin, Autorin und Regisseurin zunächst keine Rolle gespielt. „Ich habe ein ausschweifendes Leben geführt“, erzählt sie, „habe viel Mist gebaut. Jahrelang hatte ich keinen Bezug zu Gott und der Kirche. Aber ich hatte viele Schutzengel.“

Schauspielerin Gabi Dauenhauer liest in der Erlöserkirche regelmäßig aus dem Evangelium.
Schauspielerin Gabi Dauenhauer liest in der Erlöserkirche regelmäßig aus dem Evangelium. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Das änderte sich mit dem Herztod des Vaters, der ihr viel in Sachen Humor beigebracht hat, und dem tragischen Erstickungstod der Mutter 2005. Sie ging in die nicht weit entfernte Erlöserkirche und wurde mit den Worten begrüßt: „Schön, dass Sie hier sind.“ „Das hat mir einen Kick gegeben, am nächsten Sonntag wieder hinzugehen“, meint Gabi Dauenhauer. Diesmal in Begleitung ihres Partners. Inzwischen geht sie regelmäßig in die Kirche. Ihr Glaube ist gestärkt. „Das hilft mir gegen meine Ängste – vor allem vor Krankheiten“, sagt die 72-Jährige und zitiert aus einem Lied von Arno Pötzsch: „Du kannst nicht tiefer fallen, als nur in Gottes Hand“.

Er hatte immer seinen Glauben und einen streitbaren Gott

Bei Peter-Maria Anselstetter hat sie offene Türen eingerannt. Sein Elternhaus in der Nähe von Nürnberg war katholisch geprägt. Er erinnert sich noch gut an die Gottesdienste als Kind: „Da wurden Gemeindemitglieder, die nicht erschienen waren, laut namentlich genannt.“ Abgeschreckt hat es ihn dennoch nicht. „Den Glauben hatte ich immer schon und einen streitbaren Gott. Ich habe mich bereits als Kind mit dem Tod auseinandergesetzt“, berichtet der Schauspieler. Später hat er einen Freund beim Sterben begleitet und dann die Schwiegermutter. „Angst habe ich nur davor, dass nahestehende Menschen wie Gabi vor mir sterben.“

Als Zeichen seiner Gläubigkeit sammelt er Kreuze. Hinter seinem Schreibtisch hängen sie wie gepflastert an einer Ecke des kleinen Theaterbüros. Besucher, die ihre Karten abholen, kennen sie schon und geben ihre hier ab. „Sie kommen von Leuten, deren Oma und Opa verstorben sind, oder die mit der Kirche nichts mehr am Hut haben“, weiß der 62-Jährige. Es sind große und kleine Kreuze. Sie sind aus Holz oder Metall. Ein ganz seltenes Stück ist auch dabei. Es kommt aus einem Konzentrationslager und wurde aus Patronenhülsen gefertigt. „Ich halte sie in Ehren. Nie würde ich sie im Internet verkaufen“, verspricht er den Besitzern.

Dauenhauer und Anselstetter in der Erlöserkirche

Das Schauspielerpaar ist an folgenden Produktionen im Theater Courage, Goethestr. 67, beteiligt: „Peppermint Twist“ (31. Dezember, 20 Uhr), „Rock ’n’ Roll & graue Schläfen“ (7. Januar, 18 Uhr), „Skandal im Sperrbezirk“ (10. Februar, 20 Uhr), „Das verdammte Wochenende“ (3. Februar, 20 Uhr).

In der Erlöserkirche treten Gabi Dauenhauer und Peter-Maria Anselstetter am 20. Januar, 16 Uhr, bei dem Familienkonzert „Die Arche Noah“ auf. Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Karteninfo: (Theater Courage) 0201 79 14 66.

Ehrenamtliche Tätigkeiten neben dem Theaterbetrieb

Eigentlich geht es beiden darum, Gutes zu tun. Während Gabi Dauenhauer in der Kirche aus dem Evangelium liest, begleitete er den 100-jährigen Klaus Potthoff bis vor wenige Wochen ins Schwimmzentrum Rüttenscheid, besucht ihn und seine Lebensgefährtin zum Kaffeetrinken, redet mit ihm über Gott, Politik und die Welt. Und in der Gemeinde der Erlöserkirche bestreiten sie Adventslesungen für Senioren und sind als Sprecher bei Konzerten mit von der Partie.

Das gehört zum Leben neben dem Theaterbetrieb dazu: Jeden Morgen betet Gabi Dauenhauer vor einer großen Jesusfigur. „Das bedeutet mir viel. Das Ziel ist jedoch, ein besserer Mensch zu werden. Ehrenamtliche Tätigkeiten sind wichtig, sich um andere zu kümmern, einem Bettler etwas zu geben, auch wenn er es versäuft“, sagt Gabi Dauenhauer.

Und am Heiligabend Weihnachten getrennt zu feiern – mit einer Kindervorstellung am Morgen, Kartoffelsalat und Fisch, Kirchgang, Bescherung, einem Adventskalender von 1958 und ihrem Sohn Falk Hagen. Der Mann an ihrer Seite ist da schon über alle Berge. „Jedes Jahr“, so Anselstetter, „fahre ich zu meiner Mutter und meiner Schwester und treffe den Rest meiner riesigen Familie. Da gibt es keine Ausrede.“

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