Essen-Südviertel. Die Orgel der evangelischen Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen erstrahlt nach der Generalüberholung. Dafür wurden über 200.000 Euro investiert.
Der Zustand der Orgel der evangelischen Erlöserkirche im Südviertel ließ doch sehr zu wünschen übrig. Schmutz, Schimmel und Holzschädlinge hatten sie in Mitleidenschaft gezogen, die Steuerung der Register war defekt, die Orgelpfeifen bekamen nicht mehr genug Wind. Der viel zu hohe Stimmton schränkte die Organisten bei der Auswahl an Stücken ein. Nach aufwändiger Generalüberholung erstrahlt die neobarocke Schuke-Orgel in ungeahnter Klangschönheit.
Die Pfeifen klängen nun wärmer und voller, sagt Reiner Janke und zieht einen Vergleich: „Wenn ein ganzer Chor erkältet ist, klingt es auch nicht gut. Die Orgel war in den hohen Tönen schon recht schrill. Jetzt haben wir ihr mehr Emotionalität beigebracht.“ Janke ist als Chef-Intonateur tätig für die Firma „Freiburger Orgelbau“, die die Sanierung der Orgel übernommen hatte. Reparaturbedürftige Teile wurden im Frühjahr abgebaut, in den Freiburger Werkstätten fachgerecht überarbeitet und nun an Ort und Stelle wieder zusammengesetzt.
Essener Orgel hat drei Manuale, 38 Register und etwa 3500 Holz- und Metallpfeifen
Reiner Janke und seine Mitarbeiter geben der Orgel ihren charakteristischen Klang. Der will abgestimmt werden in jeder Pfeife, in den Reihen und den Werken. Lange Arme muss man haben, um überall heranzukommen im riesigen Korpus: „Das ist an manchen Stellen ganz schön fummelig.“ Ihm gehe es darum, die Orgel ihrem Wesen nach sinnvoll weiterzuentwickeln: „Man könnte so vieles ändern.“ Doch dann bliebe eventuell nur noch eine „Karikatur“ des ursprünglichen Instrumentes übrig, schaudert es Janke.
Die Orgel verfüge über drei Manuale, 38 Register und etwa 3500 Holz- und Metallpfeifen: „Im Grunde genommen sind das drei Orgeln in einer. Und wenn man die Basspfeifen mitrechnet, sind es sogar vier Orgeln.“ Ihre Stimmung erlaubt die Wiedergabe von Werken barocker Komponisten auf höchstem Niveau. Sie dient folglich nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch bei zahlreichen Konzerten, zum Beispiel im Rahmen der Reihe „Klangraum Erlöserkirche“ oder bei Aufführungen des bekannten Essener Bachchores.
Essener Pfarrer freut sich über Fertigstellung zum ersten Advent
Klaus Künhaupt ist seit zwei Jahren Pfarrer der Erlöserkirche und strahlt: „Dass die Orgel wirklich zum ersten Advent fertig wurde, ist für mich ein kleines Wunder. Unsere Kirchenmusiker Martin Hohendahl und Stephan Peller werden sie gebührend in Empfang nehmen. Wir danken ganz besonders meinem so plötzlich verstorbenen Vorgänger Joachim Greifenberg und Uldis Weide, der sich lange als Projektleiter engagierte.“
Künhaupt ist überzeugt davon, dass sich die Kosten von rund 235.000 Euro lohnen werden. Natürlich sei die Orgel in erster Linie ein Instrument für Gottesdienste: „Aber hier in der Erlöserkirche ist immer was los, kirchenmusiktechnisch und auch sonst. Das ist hier kein Museum, hier ist Leben drin. Wir sind auch offen für weitere Nutzungen und müssen darüber nachdenken, was noch an Veranstaltungen möglich ist. Und da kann die Orgel uns helfen.“
Die Gemeinde müsse nun mal auf aktuelle Entwicklungen reagieren: „Hier in der Gegend wohnten die leitenden Angestellten von Krupp. Das hat die Pfarrei geprägt. Gutbürgerlich ging es zu, auch musikalisch. Doch nun hat sich vieles geändert. Wir verlieren in jedem Jahr etwa 300 Gemeindemitglieder und sind auf knapp über 6000 abgesackt.“
Orgel in der Essener Erlöserkirche wird mit musikalischem Gottesdienst eingeweiht
Den Kirchenmusikern Martin Hohendahl und Stephan Peller steht ab sofort ein neuer Spieltisch mit elektronisch unterstützten Tastaturen und Register-Wippschaltern zur Verfügung. Reiner Janke hält fest: „Bisher war alles mechanisch gekoppelt. Das kostete Kraft und hat so manchem Organisten eine Sehnenscheidenentzündung eingebrockt. Jetzt wird das elektromagnetisch gelöst.“ Unterm Strich blieben nun auch viel mehr Möglichkeiten, die einzelnen Bereiche der Orgel zu kombinieren. Zukünftig könnte noch ein zweiter, externer Spieltisch angepeilt werden, hofft Klaus Künhaupt: „Wenn man als Pfarrer Blickkontakt hat zum Organisten, ist das ein ganz anderes Arbeiten.“
Nun aber können sie es kaum noch erwarten in der Erlöserkirche. Am Sonntag, 3. Dezember, beginnt um 10 Uhr ein festlicher musikalischer Gottesdienst zur Wiedereinweihung der Orgel. Martin Hohendahl und Stephan Peller spielen Orgelwerke von Bach, Buxtehude, Händel, Mendelssohn Bartholdy und anderen.
Ab 17 Uhr werden zwei international gefeierte Solisten die Klangschönheit präsentieren. Die Echo-Klassik-Preisträger Christian Schmitt (Orgel) und Matthias Höfs (Trompete) haben Werke von Albinoni, Bach, Händel, Lindberg, Mendelssohn Bartholdy, Tratini und Widor ausgewählt. Eintritt 20 Euro, ermäßigt 10 Euro, freie Platzwahl. Vorverkauf bei Musik Gläsel an der Hohenzollernstraße 56.
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]