Essen. Auch an Feiertagen erhalten die Essener in Notdienst-Apotheken ihre benötigten Medikamente. Doch der Service sei in Gefahr, warnen die Apotheker.
Die jüngsten Lieferengpässe bei Medikamenten haben viele Menschen verunsichert, doch die Essener Apotheken betonen, dass die Versorgung sichergestellt sei, auch an Heiligabend, den Weihnachtsfeiertagen, zu Silvester und Neujahr. „Wer dringend Arzneimittel benötigt, wird diese in einer diensthabenden Apotheke in der Nähe bekommen“, sagt Hanno Höhn, Pressesprecher der Apotheker in Essen. Leider gefährde eine Gesetzesinitiative der Bundesregierung das flächendeckende, bürgernahe Apotheken-Notdienstsystem.
Hinweisschilder an jeder Apotheke weisen den Weg zum Notdienst
Aktuell erfahre man wie gewohnt auf den Hinweisschildern an jeder Apotheke, welche nahegelegenen Apotheken nachts, an Wochenenden und Sonn- und Feiertagen dienstbereit sind. Mit diesem Nacht- und Notdienst erfüllen die Apotheken den gesetzlichen Auftrag, die zuverlässige Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen.
Nun sehe eine aktuelle Gesetzesinitiative des Bundesgesundheitsministeriums die Gründung von Apotheken vor, die keine Notdienste mehr machen dürfen und ohne Apotheker betrieben werden sollen. „Das wird die Versorgung in Deutschland extrem verschlechtern“, fürchtet Hanno Höhn. Die Wege zu den Notdienst-Apotheken würden in Zukunft länger, auch die allgemeine Versorgung verschlechtere sich.
Den geplanten „Behelfs-Apotheken“ fehle neben dem Apotheker auch ein Labor, in dem im Notfall Medikamente hergestellt werden könnten. Etwa dann, wenn pharmazeutische Hersteller nicht mehr liefern können. Das habe man zuletzt während der Corona-Pandemie erlebt sowie im vergangenen Winter, als Medikamente für Kinder fehlten.
Immer mehr Apotheken geben auf
Dazu komme, dass aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage immer mehr Apotheken schlössen – auch weil die gesetzlich festgelegten Honorare für die Apotheken seit zehn Jahren nicht erhöht worden seien. Mit weniger als 18.000 Apotheken bundesweit gebe es den niedrigsten Stand seit 40 Jahren. Im Sommer hatte Hanno Höhn erklärt, dass es in Essen vor der Pandemie 126 Apotheken im Verband gegeben habe, und es nun 121 seien. „Das ist noch keine Dramatik, wir sind hier noch gut aufgestellt, aber es ist ein Trend.“
Angesichts der Inflation und der steigenden Lohn-, Miet-, Energie- und Zinskosten könnte sich die Lage verschärfen. Auch Fachkräftemangel und eine überbordende Bürokratie machten den Apothekern zu schaffen. „Durch die Lieferprobleme bei Arzneimitteln und die geplante Einführung von ,Abgabestellen‘ ohne Apotheker und Labor hängt die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung an immer mehr Stellen am seidenen Faden“, kritisert Höhn.
Weitere Proteste geplant
Nach den Protesten in diesem Jahr würden Apotheker und Apothekerinnen auch in Zukunft durch Demonstrationen und Kundgebungen dafür einsetzen, dass jedem Patienten eine dienstbereite Apotheke in angemessener Entfernung zur Verfügung steht.
Die nächstgelegene Notdienst-Apotheke lässt sich per Kurzwahl 22 8 33 vom Handy (69 Cent pro Minute) oder unter der kostenlosen Rufnummer 0800 00 22 8 33 aus dem deutschen Festnetz finden. Das geht auch per SMS mit dem Inhalt „apo“ an die 22 8 33 (69 Cent pro SMS). Auf www.apothekennotdienst-nrw.de und www.aponet.de steht die Notdienstsuche auf der Startseite. Auf Smartphones lässt sich die App „Apothekenfinder“ kostenlos herunterladen. Und: An jeder Apotheke steht, wo die nächste Notdienst-Apotheke liegt.
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