Essen. Bekannter Theater- und Buchautor bringt mit der Illustratorin Rebecca Meyer den Lyrikband „Tierischer Unsinn“ in Essen heraus.

Schon so mancher Dichter und Denker war fasziniert von Natur und Tierreich. Ob Joachim Ringelnatz mit seinen müden Ameisen, Christian Morgenstern mit seinem eitlen Wiesel, Robert Gernhardt mit seiner verfressenen Katze oder F.W. Bernstein mit seinen kritisierten Elchen - sie alle und noch viele mehr haben sich dem Tier gewidmet, weil es dem Mensch so nah und doch so fern ist. Komödienschreiber Sigi Domke schloss sich mit der Illustratorin Rebecca Meyer an und brachte im Pingpong-Verfahren den Lyrikband „Tierischer Unsinn“ auf Papier. Gedanken und Gespräch zu der Neuerscheinung im Essener Hummelshain Verlag.

Das Buch „Tierischer Unsinn“ wurde bei einer Premiere im Theater Freudenhaus in Essen-Steele vorgestellt.
Das Buch „Tierischer Unsinn“ wurde bei einer Premiere im Theater Freudenhaus in Essen-Steele vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Das war eine recht schöne Befruchtung“, sagt der Dichter über die Zusammenarbeit mit der Zeichnerin, die er über ihre aussagekräftigen Gänse kennengelernt hat. Denn manchmal waren zuerst ihre trefflichen Bilder da (wie der Elefant nebst Untermieter-Grille auf dem Kopf), manchmal seine tierischen Gedichte über einen lausfreien Bären, einen traumatisierten Frosch oder ein müffelndes Mufflon. Man liest sie schnell und wirkt erheitert. Doch ist das Ziel nicht immer pures Lachen, ohne sich Gedanken zu machen. Oder die Jagd nach einem Reim. Nicht selten eröffnet sich der Hintersinn im Nachgang.

In Domkes Gedichten sagen Tiere etwas über Menschen aus

Da entpuppt sich ein Mensch mit Waschzwang, einer, der Mitgeschöpfe wie die Fliegen sterben lässt oder eben übel riecht. „Es gibt viele ihrer Tiere, die Charakter haben. Damit lässt sich einiges transportieren. Das ist schon etwas Besonderes“, meint der 66-jährige Komödien- und Herbert-Knebel-Autor mit Verweis auf seine Zeilen. „Ich denke, dass Tiere in der Literatur in den meisten Fällen auch etwas über den Menschen und seine Eigenarten und Schwächen (weniger Stärken) erzählen. In meinen Gedichten findet sich ja nicht nur Unsinn.“

Einen Faible für Tiere wie Rebecca Meyer hat er nicht unbedingt. Aber es gibt Erfahrungen, obwohl er selbst als Kind kein Tier hatte. „Ich habe mir ein ziemlich kleines Kinderzimmer mit meiner Schwester geteilt. Da wäre selbst für ein Meerschweinchen kein Platz mehr gewesen. Mal abgesehen von den Kosten. Wir waren echt ziemlich arm“, berichtet Sigi Domke. Aber seiner Tochter konnte er das ermöglichen. „Als Mareike noch klein war, hatte sie Meerschweinchen und Kaninchen, um die ich mich, wie das so ist, gekümmert habe. Da Kleintiere keine sehr hohe Lebensdauer haben, starben sie früh und es ist mir immer sehr nah gegangen“, erzählt er.

Sigi Domkes zweiter Lyrikband

Eigentlich kennt man Sigi Domke seit dem Dauerbrenner „Freunde der italienischen Oper“ als „den“ Ruhrgebietskomödienschreiber und Autor von Herbert Knebels Affentheater. Doch nach und nach kamen umgedichtete Märchen und Romane unterschiedlichster Art hinzu.

2015 brachte er dann wunderbare Ruhrpott-Gedichte mit witzigen Zeichnungen von Michael Hüter heraus. Der Spaß an der Lyrik für jedermann und jede Gelegenheit hat ihn sogar nachts aus dem Bett gescheucht: „Erster Kuss und dritte Zähne“, so der Titel des Reimdebüts (Verlag Henselowsky Boschmann, 96 Seiten, 9,90 Euro).

Sein zweiter Gedichtband „Tierischer Unsinn“ ist jüngst im Verlag Hummelshain erschienen (68 Seiten, 16, 80).

Beim Joggen rettet der Komödienschreiber jeden Regenwurm

Heute gibt es keine Tiere mehr im Hause Domke. Er erfreut sich an denen im Garten, wo „tierisch was los ist“. Vögel, die er früher nie gesehen hat, verschaffen sich Gehör, Frösche laichen lustig vor sich hin, Insekten summen. „Und beim Joggen rette ich jeden Regenwurm“, versichert er. Der ist bei den Viecher-Versen zwar nicht dabei, jedoch rund 30 andere Tiere. Vorbilder für seinen Spaß am Gedicht gibt es nicht direkt. „Wahrscheinlich sind jedem in meinem Alter und in diesem Land Gedichte von Heinz Erhardt begegnet“, sagt der Schreiber. „Und später habe ich ein bisschen von Ringelnatz, Gernhardt und natürlich Thomas Gsella gelesen. Das ist wahrscheinlich alles auf eine Art seelenverwandt, auch mit meinen Gedichten.“

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