Essen. Wochenlange Diskussionen, eine Online-Abstimmung ohne Ergebnis: Der Essener Rat hat nun entschieden, was vorerst auf dem Handelshof stehen soll.
Was soll künftig auf dem Dach des Essener Handelshofs stehen? Nach Wochen der mitunter emotionalen Debatte hat sich der Rat der Stadt Essen zunächst für eine schlichte Lösung entschieden: Vorerst soll einzig „Essen“ auf dem Dach prangen – ohne weiteren Slogan. Der Rat stimmte am Mittwoch (29.11.) dem Vorschlag der Verwaltung, über den die Redaktion bereits berichtet hatte, am Mittwochabend zu. Das Votum fiel einstimmig aus. Das letzte Wort ist damit aber noch nicht gesprochen.
Nein, zufrieden war der Rat mit dem bislang praktizierten Verfahren nicht. Das räumten Jurymitglieder aus den Reihen des Rates ein. Das gewählte Online-Verfahren sei wohl nicht die allerbeste Idee gewesen, sagte Ratsfrau Julia Klewin (SPD), was auch als Kritik verstanden werden durfte.
Handelshof in Essen: Rund 24.000 Stimmen bei der Abstimmung
An der Online-Abstimmung hatten sich rund 24.000 Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Doch alle drei Vorschläge für einen neuen Slogan fielen durch. Essen – voller Energie“ erhielt 1522 Stimmen, „Essen – Willkommen“ 3439. Den Slogan „Essen – Die Folkwangstadt“ wollten 4169 Teilnehmer des Votings auf dem Handelshof belassen. 15.378 aber wollten keinen der drei Slogans dort sehen.
Die Stadtverwaltung fasste das Ergebnis so zusammen: Die Online-Abstimmung über einen neuen Schriftzug habe gezeigt, dass die Essenerinnen und Essener keinen der Vorschläge favorisieren. „Das Ergebnis des komplexen Prozesses hat deutlich gemacht, dass aktuell kein breiter Konsens zu erreichen ist“, so die Stadt. „Daher scheint es angebracht, den Schriftzug zu entfernen und ausschließlich den Stadtnamen mit den Stadtwappen (links und rechts des Stadtnamens) zunächst zu belassen.“
Schriftzug auf dem Handelshof: Stadt will wechselnde Slogans prüfen
Vor der Abstimmung im Internet hatte die Stadt die Essenerinnen und Essener dazu aufgerufen, Idee einzureichen. Rund 2000 Vorschläge gingen bei der Verwaltung ein. Kritik aus Reihen des Rates daran, dass die Jury bei der Vorauswahl nicht beteiligt war, konterte Oberbürgermeister Thomas Kufen so: Wer wolle, könne Akteneinsicht nehmen.
Auch eine Münchener Werbeagentur machte sich im Auftrag der Stadt Gedanken. Sie hatte nach einer Ausschreibung den Zuschlag erhalten, wie die Verwaltung auf Nachfrage mitteilte. Doch den Textern fiel offenbar nicht mehr ein, als ein schlichter Willkommensgruß, was im Rat für Kopfschütteln sorgte. Ob eine Agentur mit Lokalkolorit kreativer gewesen wäre, sei dahingestellt. Für Kritiker steht fest: „Die Stadt ist grandios gescheitert“, lästerte Matthias Stadtmann (DIE PARTEI).
So offenbart das einstimmige Votum des Rates auch eine gewisse Ratlosigkeit. Der SPD-Ratsherr Philipp Rosenau teilte in seiner Instagram-Story ein Foto der Abstimmung, versehen mit dem Text „Die Folkwangstadt auf dem Handelshof gehört der Vergangenheit an. Das hat der Stadtrat gerade einstimmig beschlossen“. Die SPD-Fraktion votierte dafür, es bei dem Wort „Essen“ zu belassen. Die Mehrheit des Rates aber schloss sich auch dem Vorschlag der Verwaltung über das weitere Verfahren an.
Den Angaben der Stadt zufolge soll nun geprüft werden, inwieweit mit einer LED-Wand wechselnde Schriftzüge angezeigt werden könnten. „Das Ergebnis dieser Prüfung, die auf den bisherigen Prüfungen aufbaut, soll den politischen Gremien bis zum Ende des ersten Quartals des Jahres 2024 zur Kenntnis vorgelegt werden. Zudem wird die Verwaltung prüfen, welche besonderen städtischen Ereignisse der nächsten drei bis vier Jahre das Potenzial für einen temporären Schriftzug auf dem Handelshof haben. Dieses Ergebnis wird den politischen Gremien bis zum Ende des ersten Quartals 2025 vorgelegt.“ Wechselnde Schriftzüge sollten „verschiedene Highlights“ betonen, sagte Ratsherr Torben Münning am Mittwoch, der ebenfalls der Jury angehörte.
Handelshof in Essen: LED-Wand-Idee ist nicht neu
Die Idee, den Schriftzugs auf dem Handelshof durch eine LED-Wand zu ersetzen, ist nicht neu. Die Verwaltung hatte dies als eine mögliche Variante selbst ins Spiel gebracht, bevor die Debatte um einen neuen Schriftzug schließlich Fahrt aufnahm und sich mit dem Slogan die Frage nach der Identität dieser Stadt stellte.
Dass es so weit kommen könnte, ahnten die Entscheider im Rat seinerzeit offensichtlich nicht, als sie den Gedanken, eine LED-Wand auf dem Dach zu platzieren, verwarfen. Ging es doch darum, mit der anstehenden Sanierung der Leuchtschrift Kosten einzusparen. Für eine LED-Wand aber hätte die Stadt 740.000 Euro aufwenden müssen. Ob es nun viel günstiger wird, da der Stadtname „Essen“ und die Stadtwappen dem Handelshof erhalten bleiben, wird man sehen.
Will die Stadt sich aus der Zwickmühle befreien, in die sie sich selbst gebracht hat, dürfte das aber nicht ganz billig werden.
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