Essen. Tupperpartys werden seit Jahrzehnten in heimischen Küchen veranstaltet Jetzt gibt es diese Veranstaltungen auch für Kinderbücher.
Bei Familie Schwaberow wird jeden Tag ein anderes Buch gelesen – beziehungsweise vorgelesen. Das fünfjährige Kind kann noch nicht selbst lesen, was Connie, Leo Lausemaus und Pippi Langstrumpf ihm zu erzählen haben. Der Bücherverbrauch ist hoch, doppelt mag der Fünfjährige die Geschichten nicht gerne hören und so hat sich Mama Sarah dazu entschieden, bei sogenannten Kinderbuchpartys mitzumachen, die auch in Essen immer beliebter werden.
Bücherfeen stellen Kinderbuch-Sortiment zusammen
Das Prinzip ist ähnlich wie bei Tupperpartys: Man geht nicht in einem Geschäft einkaufen, sondern trifft sich zu Hause. Seit die Coronapandemie den Menschen einiges an Kreativität abverlangt hat, treffen sich die Teilnehmerinnen – meistens sind es Frauen – oft am Smartphone. Die Kinderbuchpartys laufen nämlich auch per Whatsapp und somit deutschlandweit.
Eine Gastgeberin stellt die Gruppe zusammen oder lädt die Gäste zu sich nach Hause ein. Mit dabei ist immer auch eine sogenannte Bücherfee, die das Sortiment vorstellt. Läuft es per Whatsapp, haben die Teilnehmerinnen nach Partybeginn stets einige Tage Zeit, sich das Sortiment anzuschauen, das bei Bedarf auch per Video vorgestellt wird. Am Ende der meist viertägigen Party können die Teilnehmerinnen dann ihre Bestellung abgeben – ebenfalls per Whatsapp – und bekommen die Bücher zugeschickt. Es gibt jedoch keinen Zwang, etwas zu bestellen.
„So braucht niemand einen Babysitter, ist zeitlich und auch örtlich ungebunden“, erklärt Cordula Rothmeier, die sich mit weiteren sogenannten Bücherfeen darum kümmert, dass immer aktuelle Bücher vorgestellt werden können. Die 38-Jährige betreibt die Kinderbuchpartys als Teil der Softwarefirma Intellicon, die ihren Sitz in der Nähe von Saarbrücken hat.
Rothmeier arbeitet mit verschiedenen Verlagen zusammen und erklärt, dass das Sortiment ungefähr 200 Bücher umfasse. Man versuche dabei, nicht die Klassiker anzubieten – die könne sich jeder im Geschäft kaufen, sondern besondere, beispielsweise interaktive Bücher, die Geräusche machen, Klappen haben oder zur Aktion anregen – etwa „Die kinderleichte Becherküche“, bei der die Kinder selbst in der Küche aktiv werden können.
Zielgruppe der Buchpartys: Kinder zwischen null und elf Jahren
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Bei Facebook hat Sarah Schwaberow von den Bücherpartys gelesen und sich angemeldet. „Wir haben einen hohen Bücherbedarf, da ist es praktisch, wenn ich nirgendwo hin muss, um neue zu kaufen“, sagt die Gelsenkirchenerin, die in Essen arbeitet. In der Whatsapp-Gruppe stellt Cordula Rothmeier oder eine andere Bücherfee die Bücher dann vor. „Ich kenne die Kinder meistens nicht, muss also mit den Informationen arbeiten, die die Eltern mir geben“, so Rothmeier, die findet, dass Probleme, die Eltern gerade mit ihren Kindern haben, gut mithilfe von Büchern aufbereitet werden können. Zielgruppe seien Eltern von Kindern im Alter von null bis elf Jahren.
Für Neugeborene gebe es Bilderbücher speziell für Babyaugen in Schwarz-Weiß, bei den Büchern für Dreijährige gehe es beispielsweise ums Trocken werden, Durchschlafen und Abschied nehmen vom Schnuller. Für Ältere schlage sie auch Bücher zum Selberlesen vor.
Kinderbücher für Party-Gastgeberin günstiger
Bis sie diese bestellt, wird es bei Benita Lorenz-Höhfeld noch ein wenig dauern. Die 25-Jährige hat einen einjährigen Sohn und schon selbst Kinderbuchpartys ausgerichtet, indem sie eine entsprechen Whatsapp-Gruppe gegründet und ihre Freundinnen eingeladen hat. Der Vorteil für sie: Die Bücher, die sie selbst haben möchte, werden mit dem Gesamt-Bestellwert der Partygäste günstiger. Bestellen diese beispielsweise Bücher im Wert von 150 Euro, bekommt sie einen 10-Euro-Gutschein.
Für Lorenz-Höhfeld ein gutes Konzept. In Geschäften könne sie meistens nicht in Ruhe nach Kinderbüchern schauen, wenn Sohn Thorin Sol dabei ist. „Die Partys sind mamikompatibel, weil sie nebenbei laufen können“, so die Velberterin, die auch in diesem Monat wieder bei einer dabei sein will. „Dann sind wir für den nächsten Geburtstag und für Weihnachten gut versorgt.“
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Cordula Rothmeier stellt regelmäßig das Sortiment für Kinderbuchpartys zusammen. Unserer Redaktion hat sie drei Buchtipps gegeben.
Für Kinder ab drei Jahren: „Die kinderleichte Becherküche“, 19,99 Euro
Das Prinzip: Das Kochbuch kommt mit Messbechern unterschiedlicher Größen. Anhand von wenig Text und vielen Bildern wird erklärt, wie Nudelauflauf, Frikadellen oder Chicken Nuggets gelingen. „Wir bechern, seit die Kinder zwei Jahre alt sind“, erklärt Rothmeier, deren Kinder mittlerweile in der Grundschule sind. Mittlerweile würden sie nicht nur kochen, sondern auch alleine einkaufen gehen „Dabei tanken sie Selbstbewusstsein und lernen Wertschätzung für die Lebensmittel.“ Rothmeier hat die Erfahrung gemacht, dass Kinder im Alltag gebraucht werden wollen. Mit der Becherküche mache man es ihnen leicht.
Für Kinder zwischen drei und sechs Jahren: „Blöde Ziege, dumme Gans“, 15 Euro
In diesem Buch geht es um die Themen Streiten, Versöhnen und Entschuldigen. Es geht um Empathie und darum, dass es wichtig ist, dass jeder seine Perspektive schildern darf – die Gans genauso wie die Ziege.
Für Kinder zwischen sieben und neun Jahren: „Einfach aufgeklärt“, 15 Euro
Wer die Fernsehserie „Es war einmal das Leben“ kenne, werde dieses Buch lieben, sagt Cordula Rothmeier, die findet, dass es „wundervoll illustriert“ ist. Der menschliche Körper werde an den richtigen Stellen detailgetreu, aber nicht verschreckend dargestellt. Außerdem sei das Thema Diversität gut eingeflochten. Autor Matthias von Bornstädt ist selbst Arzt.
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