Essen-Altendorf. Als Streetworker sollte Ex-Polizist Wolfgang Zacheja in Altendorf für mehr Sicherheit sorgen. Nun gibt der Essener den Job auf und zieht Bilanz.
Als Streetworker war der pensionierte Polizist Wolfgang Zacheja in Altendorf unterwegs – doch jetzt hat er seinen Job im Essener Brennpunkt aufgegeben. Rund zweieinhalb Jahre lang war der „Ex-Bulle“, wie ihn viele hier gesehen haben, rund um den Ehrenzeller Platz und entlang der Altendorfer Straße im Einsatz. Er wollte Vorurteile entkräften, zwischen den Menschen im Stadtteil vermitteln, für mehr Sauberkeit und Sicherheit sorgen. Doch nun beendet er sein Engagement in Altendorf vorerst, seinen Job hat er gekündigt und seinen letzten Arbeitstag bereits absolviert.
Die Entscheidung sei ihm schwer gefallen und liege in keinem Fall daran, dass er desillusioniert sei oder nicht mehr daran glaube, in Altendorf etwas bewegen zu können, sagt der 67-Jährige. Die Gründe lägen „weder im Stadtteil selbst, noch in der kollegialen Zusammenarbeit“, schreibt er zum Abschied an seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Es habe personelle Veränderungen im Diakoniewerk gegeben und die Vorstellungen von der Präventionsarbeit in Altendorf stimmten nicht mehr mit seinen überein, so Zacheja. Deshalb habe er seinen Job gekündigt.
Wolfgang Zacheja hat in Altendorf auf die direkte Ansprache gesetzt
Im Auftrag des Diakoniewerks war Zacheja in den vergangenen Jahren fast täglich im Stadtteil unterwegs und suchte das Gespräch mit Bewohnerinnen und Bewohnern. In Altendorf gab und gibt es Auseinandersetzungen zwischen Clans, Probleme mit Drogenhandel und anderen kriminellen Geschäften, eine Trinkerszene sowie Reibereien im alltäglichen Zusammenleben, Missverständnisse und Vorurteile zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern unterschiedlicher Nationalitäten.
Auf der untersten, der alltäglichen Ebene anzusetzen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ein direktes Wort zu pflegen – das war Zachejas Ansatz. „Es ist besser, mit den Leuten statt über sie zu reden, diese Erfahrung habe ich gemacht“, sagt er. „Viele Menschen in Altendorf fühlen sich abgehängt und im Stich gelassen. Ich fand es wichtig, denen, die hier Leben, eine Hand zu reichen.“
Er sprach die Menschen an, vermittelte bei Streitigkeiten um Zigarettenkippen vor Ladengeschäften, half bei der Kommunikation mit Behörden, gab Seniorinnen und Senioren Tipps für ihre Sicherheit, setzte sich für die Integration von Sinti und Roma ein, organisierte ein Konzert.
Ehemaliger Polizist sagt über Essener Stadtteil: „Altendorf ist keine No-Go-Area“
„Es war eine schöne Zeit, die mich sehr geprägt hat“, sagt Zacheja. Und rückblickend müsse er sich eingestehen: „Ich hatte selbst viele Vorurteile, als ich herkam.“ So sei ihm zunächst etwas mulmig gewesen bei der Vorstellung, ganz allein im Büro auf dem Ehrenzeller Platz zu sitzen, ohne Verstärkung und zusätzliche Sicherheit, wie er es von Polizei-Einsätzen kannte. Schließlich habe er keine Konfrontation und kein offenes Wort gescheut. Doch bis auf zwei bedrohliche Situationen, in denen er sich dann lieber zurückgezogen habe, habe es in den zweieinhalb Jahren keine Zwischenfälle gegeben. „Altendorf ist keine No-Go-Area“, sagt er. Die Tür zu seinem Büro habe den Menschen immer offen gestanden für Gespräche.
„Ein bisschen was habe ich erreicht, aber es gibt noch viel zu tun“, resümiert Zacheja. Ob er selbst sich noch einmal anders einbringen werde, zum Beispiel über ein Ehrenamt, stehe noch nicht fest. Erst einmal wolle er zur Ruhe kommen. Für ihn sei klar, dass er die Menschen in Altendorf auch nach seiner Kündigung weder vergessen noch aus dem Blick verlieren wolle, der Stadtteil sei ihm zu sehr ans Herz gewachsen.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem, was Herr Zacheja vor Ort geleistet hat“, betont Bernhard Munzel, Pressesprecher des Diakoniewerks, auf Nachfrage. Das habe man in Gesprächen nach Zachejas Kündigung auch zum Ausdruck gebracht. Nun wird ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die kommunal geförderte Stelle in Altendorf gesucht.
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