Essen-Altendorf. Vom Polizisten zum Streetworker: Wolfgang Zacheja ist in Essen-Altendorf unterwegs. Was er im Stadtteil schon bewegen konnte und was er plant.
Ex-Polizist Wolfgang Zacheja hat vor einem Jahr seine Rolle getauscht: Im Ruhestand ist er jetzt als Streetworker in Altendorf unterwegs. Im Stadtteil, der als Brennpunkt Essens gilt, soll er für mehr Sicherheit sorgen. Im Auftrag des Diakoniewerks ist er fast täglich im Stadtteil unterwegs und sucht das Gespräch mit Bewohnerinnen und Bewohnern. „Ich höre zu und versuche mit anderen Partnern Lösungen zu finden“, sagt der 65-Jährige.
Es geht um Konflikte im Zusammenleben, um Lärm, Müll und Vandalismus. So ist er aktuell zum Beispiel auch an Gesprächen beteiligt, um die Diebeszüge über den Friedhof an der Helenenstraße zu stoppen. Dort werden seit Wochen bei nächtlichen Beutezügen Gegenstände aus Metall von den Gräbern entwendet. Über 100 Fälle zählt die Friedhofsgärtnerei schon und es kommen immer weitere hinzu. Zacheja macht sich Gedanken darüber, welche Bedingungen im Stadtteil verändert werden müssten, um dem etwas entgegenzusetzen.
„Das verwilderte Areal im Krupp-Park muss sich verändern“, meint er. Denn vermutlich gelangen der oder die Täter von dort nachts unbeobachtet auf den Friedhof. Abends und nachts ist der Friedhof geschlossen, um ihn zu sichern. Möglicherweise sei es auch einen Versuch wert, ihn zu öffnen, meint Zacheja. Das klinge erst einmal paradox, aber wenn auch andere Menschen vor Ort seien, erhöhe das die soziale Kontrolle.
Ex-Polizist tritt als Vermittler in Altendorf auf
Nicht auf Verbote, Ausgrenzung und Strafe zu setzen, sondern auf Gespräche und Kompromisse – das ist seit einem Jahr die Strategie von Zacheja, der eine 60-Prozent-Stelle beim Diakoniewerk Essen innehat und mit Streetworker Alfred Allroggen zusammenarbeitet. „Ich versuche zu vermitteln“, sagt Zacheja. „Es klappt nicht überall, aber es ist eine Chance.“ Konflikte schaukelten sich oft auf, er versuche als Vermittler zu agieren. Wenn das gelingt, fühlt er sich in seinem neuen Job bestätigt.
Nach einem Nachbarschaftsstreit über Ruhestörung zum Beispiel habe er bei der Familie angeklingelt, die durch sehr laute Musik aufgefallen sei. Nach anfänglicher Skepsis und einigen Sprachbarrieren sei ein guter Kontakt entstanden, der bis heute halte. So gut klappe es nicht immer, manchmal reagierten die Leute auch abweisend oder gar aggressiv. Aber die Erfolge ermuntern Zacheja, weiterzumachen. Ideen hat er noch viele für den Stadtteil.
Fußballprojekt mit Kindern und Jugendlichen in Altendorf geplant
„Wir wollen bald ein Fußballprojekt an der Christuskirche starten“, sagt Zacheja. Dort spielten Kinder und Jugendliche oft Fußball und hätten schon mehrfach teure Kirchenfenster zu Bruch gebracht. Deshalb sind dort jetzt gezielte Fußballaktionen geplant – um weitere Schäden zu vermeiden und um in Kontakt mit den Kindern zu kommen. Vielleicht sei ja sogar ein Kontakt zu einem Verein möglich, um ein Training zu ermöglichen. „Ich habe sie spielen sehen und es sind wirklich Talente dabei“, sagt Zacheja.
Netzwerkarbeit ist für Zacheja wichtig, er ist mit verschiedenen anderen Organisationen und der Stadt in Kontakt. Vor Ort dient er als Ansprechpartner für die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils. Im ehemaligen Bistro auf dem Ehrenzeller Platz hat er mittlerweile ein eigenes Büro. Dort suchen ihn Altendorferinnen und Altendorfer auf, die Probleme schildern möchten oder Unterstützung suchen.
- Im ehemaligen Bistro auf dem Ehrenzeller Platz in Altendorf hat Wolfgang Zacheja ein Büro.
- Dort möchte er ab sofort auch eine feste Sprechstunde anbieten.
- Jeden zweiten Mittwoch im Monat, zum ersten Mal am 13. April, kann sich dort jede und jeder zwischen 14 und 16 Uhr an ihn wenden mit Themen rund um die Sicherheit im Stadtteil.