Essen. In Essen werden 2024 so viele Kinder wie noch nie eingeschult. Das bringt Probleme mit sich – viele Familien werden enttäuscht.
Die Zahl der Erstklässler in Essen erreicht im kommenden Sommer einen neuen Rekord. Zu Beginn des Schuljahres 2024/25 wird es nach jetzigem Stand 6445 Jungen und Mädchen geben, die eingeschult werden – das sind knapp 700 mehr als im Sommer 2023. Das bedeutet: Längst nicht jedes Mädchen und jeder Junge, die vor kurzem fürs Schuljahr 2024 angemeldet wurden, bekommen einen Platz an ihrer Wunsch-Schule.
Die Zahlen stammen aus einem aktuellen Überblick der Schulverwaltung, der im Monat November dem zuständigen Fachausschuss im Rat vorgelegt wird. Von den 6445 Kindern, die im August 2024 schulpflichtig sind, wurden bislang 5844 an einer der 84 Grundschulen angemeldet – also fehlen noch 600.
Grundschulen in Essen: Container an zehn Standorten errichtet
Viele Eltern haben deshalb noch nicht ihr Kind angemeldet, weil sie womöglich die Termine im September verpasst haben oder weil sie möchten, dass ihr Kind ein Jahr später eingeschult wird. In manchen Familien laufen Prüfungsverfahren, ob das Kind vielleicht auf eine Förderschule soll. Oder die Eltern erwägen, das Kind in einer Nachbarstadt anzumelden. Diese Faktoren trügen dazu bei, dass die Zahl der einzuschulenden Kinder im Sommer 2024 etwas geringer ausfallen wird, als die Statistik jetzt prognostiziert, vermutet man in der Schulverwaltung. Aber: „Es bleibt zu konstatieren, dass der Druck auf unser Schulsystem weiterhin unverändert hoch bleibt.“
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Konkret heißt das: In den letzten Monaten hat die Stadt viele zusätzliche Räume geschaffen, damit alle Kinder aufgenommen werden können – allein an zehn Standorten wurden Container errichtet. An vielen Schulen mussten auch die Räume der Ganztagsbetreuung zu Klassenzimmern umfunktioniert werden. Weiter laufen Erweiterungs- und Ausbau-Arbeiten, seit Jahren zum Beispiel an der Rüttenscheider Stern- und Andreasschule. Besonders dort – in Rüttenscheid – fehlen Grundschulen und Flächen. Erstmals hat die Stadt deshalb im Frühjahr auch private Flächenbesitzer und Investoren angesprochen, ob sie sich nicht am Schulausbau-Programm der Stadt beteiligen wollen.
Grundschulen: In Essen fehlt es weiter an Neubauten
Obwohl die Stadt massiv in Erweiterungsbauten investiert (Altfriedschule Frintrop), ganze neue Grundschulen baut (Kettwig) oder zwischendurch stillgelegte Standorte (Dilldorfschule, Kupferdreh) zu neuem Leben erweckt, fehlt es weiter an Neubauten und zusätzlichen Räumen. Schon 2021 konstatierte der Schulentwicklungsplan: Es müssten im Stadtgebiet zehn Grundschul-Neubauten her, und jede zweite Grundschule müsse vergrößert werden.
Die aktuellen Anmeldezahlen vom September 2023 beweisen eindrücklich, wie unterschiedlich die Überhänge verteilt sind – nimmt man die maximal zulässigen Klassengrößen als Richtwert zugrunde (in der Regel sind das 29 Kinder pro Klasse, 56 in zwei und 81 in drei Klassen), dann haben manche Grundschulen viel zu viele Anmeldungen erhalten, andere deutlich zu wenig. Zumindest gemessen an den theoretisch möglichen Kapazitäten.
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Die Regenbogenschule in Frillendorf zum Beispiel erhielt 88 Anmeldungen, obwohl sie nur zwei Klassen pro Jahrgang bilden und somit maximal 56 Kinder aufnehmen kann – das sind also 32 Kinder zu viel, mehr als eine ganze weitere Schulklasse. Die Käthe-Kollwitz-Grundschule in Rüttenscheid verzeichnete 108 Anmeldungen bei einer maximalen Kapazität von 81 Kindern – macht einen Überhang von 27 Kindern. Die Bardelebenschule in Holsterhausen registrierte 83 Anmeldungen bei einer Kapazität von 56 Kindern, macht 27 Kinder zu viel. In Altenessen kamen 115 Kinder zu den Anmeldetagen an der Hövelschule – 34 zu viel.
Die Grundschulen mit den meisten und den wenigsten Anmeldungen
Die Grundschulen mit den bislang wenigsten Anmeldungen: Nur 34 Kinder meldeten sich an der Berliner Schule in Frohnhausen an, Platz ist dort für 56 Kinder. Auch die Joachimschule in Kray verzeichnete nur 40 Anmeldungen, obwohl die Schule maximal dreizügige Jahrgänge aufnehmen kann – das heißt: 81 Kinder pro Jahrgang.
Bis die Eltern die endgültigen Zu- oder Absagen der Schulen erhalten, vergeht noch sehr viel Zeit, und alle Familien müssen sich in Geduld üben: Normalerweise steht erst rund um die Osterfeiertage fest, welches Kind an welche Grundschule kommt. Wenn Grundschulen zu viele Anmeldungen haben, müssen sie aussortieren: Zu den wichtigsten Kriterien zählt, ob schon ein Geschwisterkind auf der Schule ist. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Länge des Schulwegs. Konfessionelle Schulen können außerdem die Taufe als Kriterium geltend machen.
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