Essen-Stoppenberg. Essener Schüler wollten nach den Ferien zu ihrer Partnerschule nach Tel Aviv reisen. Die Reise musste abgesagt werden. So geht es ihnen jetzt.

Nach einem ersten Besuch aus Tel Aviv im Mai wollten Schülerinnen und Schüler der Bischöflichen Sekundarschule am Stoppenberg gemeinsam mit Lehrkräften eigentlich gleich nach den Herbstferien zum Gegenbesuch nach Israel aufbrechen. Nach dem Terrorangriff der Hamas wurde die Reise abgesagt.

Vor einigen Tagen hätten sie zurückkommen sollen, voll mit Erinnerungen und Bildern aus Tel Aviv und Jerusalem, von der Natur, der Partnerschule und der Gedenkstätte Yad Vashem, von der Zeit in israelischen Gastfamilien – und bestimmt auch von Partys. Doch neun Tage vor dem geplanten Abflug der Gruppe der Bischöflichen Sekundarschule am Stoppenberg hat die Hamas Israel überfallen. Die Reise der 13 Jugendlichen und ihrer Lehrkräfte musste angesichts dieser Ereignisse abgesagt werden.

Eine alternative Fahrt an einen anderen Ort sei derzeit nicht geplant, unter unter anderem, weil die Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Klassen und Jahrgangsstufen stammen. Es besteht aber laut Raphael Dornebusch, Lehrer an der Sekundarschule, weiterhin die Hoffnung, die Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern in Tel Aviv zu einem späteren Zeitpunkt doch noch möglich machen zu können. BIs dahin seien die Jugendlichen auf elektronischen Wegen im Austausch mit den Schülern und Schülerinnen aus Israel, die erst im Mai zum Auftaktbesuch der neuen Schulpartnerschaft in Essen zu Besuch waren.

Sekundarschule am Stoppenberg: Schulseelsorger im Einsatz

Zwei Wochenenden und eine Ferienwoche voller Telefonate, Chats und E-Mails lagen für Raphael Dornebusch zwischen den ersten Berichten über den Hamas-Angriff und dem Wiedersehen mit seinen Schülerinnen und Schülern nach den Herbstferien – nicht mit gepackten Koffern auf dem Weg zum Flughafen, sondern im Klassenzimmer in Stoppenberg. Mittlerweile war klar, dass die Reise nicht nur kurzfristig verschoben, sondern ganz abgesagt werden muss.

Als sich die Austauschgruppe nach Schulbeginn traf „waren alle ein bisschen mitgenommen, aber insgesamt froh, dass wir jetzt nicht in Israel sind“, beschreibt Dornebusch die Stimmung. Als sie nach dem recht sachlichen Austausch dann ins „Com-Gebäude“ – Meditationsraum und Kapelle der Schule – gegangenen seien, seien „aber auch Tränen geflossen“. Schließlich bekämen die Jugendlichen über digitale Medien direkt mit, wie die Situation und Stimmung bei den Gleichaltrigen in Tel Aviv ist, mit denen sie vor fünf Monaten in Essen zusammen waren. Gemeinsam mit der Schulseelsorge hätten die Jugendlichen Kerzen im Gedenken an die Opfer von Krieg und Terror entzündet und kleine Steine abgelegt, so wie es jüdische Gläubige auf Friedhöfen tun.

Tel Aviv: Raketeneinschlag in der Nachbarschaft von Essener Partnerschule

Die Rückmeldungen aus der israelischen Gruppe seien sehr unterschiedlich, sagt Dornebusch. Niemandem sei persönlich etwas passiert, alle seien gesund. „Aber praktisch alle in der Schule kennen Menschen, die umgebracht, verletzt oder als Geiseln verschleppt wurden.“

Auch er selbst habe durch die Kolleginnen von der ORT-Singalovski-Schule in Tel Aviv sehr persönliche Einblicke in den Konflikt erhalten, sagt Dornebusch. Yolanda Meidan, eine der Lehrerinnen, die die Gruppe aus Tel Aviv in Essen begleitet hatte, berichtete ihm von einem Raketeneinschlag in der Nachbarschaft der Schule. Mehrere Häuser von Familien der Schule seien durch Raketen-Teile beschädigt worden. „Glücklicherweise gibt es unter unseren Schülerinnen und Schülern bislang keine Verletzten“, schreibt Meidan. Der Unterricht finde derzeit nur digital statt, weil die Schule keinen Schutz vor Raketeneinschlägen biete.

Sekundarschule am Stoppenberg will Friedensbotschaft schicken

Gerade angesichts dieser persönlichen Berichte bedeutet der abgesagte Besuch in Tel Aviv für die Sekundarschule keinesfalls das Ende der gerade erst begonnenen Partnerschaft – ganz im Gegenteil. Neben dem privaten Austausch der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte will man sich nun auch als Schule an die Partnerschule in Israel wenden. Erste Fotos mit Schülerinnen und Schülern aus Essen und dem hebräischen Satz „Wir denken an euch“ oder dem Wort „Frieden“ in verschiedensten Sprachen sollen in den nächsten Tagen als Zeichen der Verbundenheit per E-Mail an die ORT-Singalovski-Schule geschickt werden, kündigt Dornebusch an.

Gleichzeitig bleibt auch die Austauschgruppe am Stoppenberg untereinander in Kontakt. „Wir tauschen uns per Chat aus, informieren uns über Neuigkeiten.“ Zudem stehen neben den Lehrerinnen und Lehrern auch die Schulseelsorgerinnen und -seelsorger weiter für die Jugendlichen bereit.

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