Der Auf- und Abbau von Festen auf dem Rathausplatz in Essen-Kettwig soll zeitlich eng begrenzt werden. Warum das die Vereine sehr verärgert.

Für Zündstoff sorgt ein Antrag, der am 31. Oktober in der Bezirksvertretung 9 diskutiert wird: Die CDU-Fraktion und der Einzelvertreter der FDP beantragen, dass künftig bei Festivitäten auf dem Bürgermeister-Fiedler-Platz von den Veranstaltern sehr begrenzte Auf- und Abbauzeiten eingehalten werden müssen. Grund sind die Hochzeiten im Kettwiger Rathaus. Die betroffenen Vereine reagieren mit Unverständnis und Verärgerung.

Kettwiger Rathaus ist ein beliebter Ort für Trauungen

Das Kettwiger Rathaus ist für Verliebte ein attraktiver Ort: Viele Paare möchten sich dort das Ja-Wort geben und buchen dies extra beim Standesamt. Termine werden regelmäßig für die Donnerstage und alle 14 Tage für Freitage vergeben. Trauungen können in der Zeit zwischen 9 und 13 Uhr stattfinden.

Nun sind Donnerstage und Freitage auch beliebt für Festivitäten, die auf dem Rathausplatz (Bürgermeister-Fiedler-Platz) stattfinden. Die beginnen in der Regel zwar erst nachmittags oder abends, bedürfen aber einer Vorlaufzeit für den Aufbau von Geräten, Bänken, Tischen, eventuell einer Bühne oder auch Imbisswagen und Karussells etc. Und genau da könne es zu Konflikten mit gleichzeitig stattfindenden Hochzeiten kommen – so die Begründung von CDU und FDP für eine zeitliche Einschränkung.

Hochzeitsgesellschaften sollen ungestört bleiben

„Wir möchten, dass Hochzeitsgesellschaften ungestört bleiben. Gleichzeitiges Aufbauen oder sogar der Betrieb von Buden zu dem Zeitpunkt führen nur zu Unmut – auf beiden Seiten“, erklärt Gerd Kolbecher (FDP) zum Antrag. Der sieht vor, „dass der Platz nach Veranstaltungen spätestens um 7 Uhr des Folgetages vollständig geräumt sein muss, und dass eine Sondernutzung am Donnerstag und Freitag nicht vor 14 Uhr erfolgen darf“.

Das Weinfest fand in diesem Jahr zum ersten Mal in Kettwig statt. Die Aussteller kamen von weiter her – und benötigten für den Auf- und Abbau entsprechend Zeit, erklärt Veranstalterin Silvia Schöne.
Das Weinfest fand in diesem Jahr zum ersten Mal in Kettwig statt. Die Aussteller kamen von weiter her – und benötigten für den Auf- und Abbau entsprechend Zeit, erklärt Veranstalterin Silvia Schöne. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Weiter heißt es: „Sollten Veranstaltungen von Freitag bis Sonntag und freitags Trauungen stattfinden, so muss festgelegt werden, dass mit dem Aufbau erst um 14 Uhr begonnen werden kann. Sollten am Freitag keine Trauungen stattfinden, kann am Donnerstag ab 14 Uhr mit dem Aufbau begonnen werden.“

Festveranstalter sind verärgert über die geplante Regelung

Christine Broders, Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV) Kettwig, ist einigermaßen verärgert über diesen Antrag. „Wir sind darüber nicht informiert worden und damit auch nicht einverstanden.“ Der HVV sei mit seinem Feierabend-Treff, der vom Frühjahr bis zum Spätsommer einmal monatlich an einem Donnerstag stattfindet, natürlich von einer solchen Regelung betroffen. „Unser Bierwagen steht meist frühzeitig auf dem Platz und wird am Freitagvormittag wieder abgeholt. Bis 9 Uhr ist das zu schaffen, aber 7 Uhr ist utopisch.“

Silvia Schöne, die mit ihrem Verein AGIL auch 2024 wieder Weinfest, Sommerfest, Rocktober und Wintertreff auf dem Rathausplatz plant, ist ebenfalls „not amused“ – denn die Feste dauern von Freitag bis Sonntag. „Wir haben sehr viel Arbeit mit dem Aufbau, die Schausteller kommen zum Teil von weit her und haben einen engen Zeitplan“. Sicher habe es mal Diskussionen mit Hochzeitsgesellschaften gegeben. „Aber letztlich haben wir das einvernehmlich lösen können. Das ist ein Geben und Nehmen.“

Die betroffenen Vereine kennen keine konkreten Beschwerden

Nicht wenige der Frischvermählten würden sogar eine aufgebaute Bühne als Fotohintergrund sehr schätzen. „Die zerdepperten Plastiksektgläser, die die Leute hinterlassen, die sammeln wir im Übrigen auf. Das nur am Rande erwähnt.“ Außerdem habe die Verwaltung selbst ihr geraten, die Feste vor dem Rathaus zu veranstalten, „weil da keine Absperrungen und besondere Sicherheitsvorkehrungen nötig sind“. Die Feste kämen bei den Kettwigern gut an und nun werfe ausgerechnet die Ortspolitik ihr massiv Knüppel zwischen die Beine.

„Gab es denn überhaupt konkrete Beschwerden?“, fragt Christine Broders. Dann fehle die Grundlage, warum dieser Antrag auf der Tagesordnung der BV stehe.

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