Essen-Rüttenscheid. Die Stadt Essen will den Autoverkehr auf der „Rü“ reduzieren. Den Mitgliedern des Radentscheids gehen die Pläne nicht weit genug.

Während Geschäftsleute aus dem Stadtteil eine Demonstration gegen die Einschränkungen des Autoverkehrs auf der Rüttenscheider Straße vorbereiten, gehen den Mitgliedern des Radentscheid Essen die geplanten Änderungen nicht weit genug. Seit Wochen läuft eine von ihnen initiierte Petition, in der die drastische Reduzierung des Kfz-Verkehrs auf der „Rü“ gefordert wird. Rund 5000 Menschen haben diese Petition nach Angaben des Radentscheids inzwischen unterschrieben. Am Freitag (27. Oktober) sollen die Unterschriften im Rathaus an Oberbürgermeister Thomas Kufen übergeben werden.

Die Stadt hatte ihrerseits Pläne vorgelegt, wie sie den Autoverkehr auf der Fahrradstraße „Rü“ massiv reduzieren will. Im Bereich der Martinstraße/Franziskastraße bis zum „Stern“ soll sie in eine Einbahnstraße umgewandelt, sodass Autos nur noch von Süd nach Nord fahren können. Sowohl von der Huyssenallee (Nord) als auch von der Bredeneyer Straße (Süd) aus soll sie nicht mehr direkt und auf geradem Weg befahrbar sein.

Stadt Essen will Kfz-Verkehr auf der „Rü“ um mehr als die Hälfte reduzieren

Jeden Freitag und Samstag zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens sowie an den Abenden und Nächten vor gesetzlichen Feiertagen wird der Bereich zwischen „Stern“ und der Bertoldstraße künftig außerdem für den Kfz-Verkehr komplett gesperrt. Das Ziel: Statt bisher bis zu 12.000 Kfz-Fahrzeugen, die durchschnittlich in einem Zeitraum von 24 Stunden die Rüttenscheider Straße befahren, sollen nach Umsetzung der Maßnahmen nur noch etwa 4000 auf der Fahrradstraße unterwegs sein.

Adrian Micke vom Radentscheid sieht es positiv, dass die Stadt jetzt Maßnahmen ergreift, um den Autoverkehr zu reduzieren. „Auf der Rüttenscheider Straße gibt es einfach zu viel Durchgangsverkehr. Es stinkt, es wird gehupt, die Lieferwagen blockieren den Weg und es bilden sich Staus“, sagt er. Fußgänger müssten sich häufig zwischen wartenden Autos hindurchschlängeln, weil es sich bis auf die Fußgängerwege zurückstaue. Wenn weniger Autos fahren, könne das mehr Lebensqualität für alle mit sich bringen, ist er überzeugt.

Radentscheid Essen: Aufenthaltsqualität wird mit weniger Stau steigen

Lieber als die vor kurzem vorgelegten Pläne der Stadt hätten die Mitglieder des Radentscheides noch restriktivere Maßnahmen gesehen. Dazu gehört die Umwandlung der gesamten Rüttenscheider Straße in eine Einbahnstraße. Auch weitere Abbiegezwänge durch sogenannte modale Filter – das können etwa Poller sein, die die Durchfahrt verhindern – hätte man sich gewünscht. „Der Bereich zwischen Arosa-Hotel und Ampütte gehört zum Beispiel zu den am stärksten frequentierten Teilen der Straße“, so Micke.

Ihm fehle es in Essen häufig an Mut, um wirkliche Verbesserungen für den Radverkehr durchzusetzen. Dabei sei es in Hinblick auf den Klimawandel „fünf vor zwölf“: „Und wir diskutieren immer noch, ob wir der Fahrradstraße noch einen weiteren Schub geben sollen.“ Wichtig ist es Micke aber gleichzeitig, in Bezug auf die Rüttenscheider Straße zu betonen: „Jeder kommt weiterhin an sein Ziel.“ An der öffentlichen Debatte ärgere ihn, dass häufig der Eindruck entstehe, man wolle die „Rü“ komplett für Autos sperren. Das fordere der Radentscheid aber gar nicht.

Hilmar von dem Bussche hat die Petition des Radentscheid erstellt. Er betont, über 70 Prozent der Unterzeichnenden kämen aus der unmittelbaren Umgebung, hätten eine persönliche Beziehung zur Rüttenscheider Straße. Dass sich Einzelhändler und Gastronomen Sorgen machten, für ihre Kundschaft schlechter erreichbar zu sein, könne er nachvollziehen. Aber: „Ich glaube, dass wir in einem Jahr mit der Situation alle glücklich sein werden. Mit weniger Stau wird die Aufenthaltsqualität steigen.“

  • Zwei gegensätzliche Meinungen aus der Redaktion zu den geplanten Maßnahmen auf der Rü: Katrin Böcker findet, dass die Pläne sinnvoll sind, Frank Stenglein warnt vor den möglichen Folgen.

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