Essen-Katernberg. Wie passen sich Bienen dem Klimawandel an? Wie bereiten sich die Tiere auf den Winter vor und welche Feinde haben sie? Besuch beim Imkerverein.

Der durch die Emschergenossenschaft renaturierte Katernberger Bach lädt Radfahrer und Spaziergänger ein. Die, die am „Bienengarten“ an der Glückauf-Schule vorbeikommen, bleiben staunend stehen. Emsige Tierchen tragen Pollen heim in ihre „Beute“ genannte Behausung. Zwei der 34 Mitglieder des 1927 gegründeten Imkervereins „Essen-Katernberg und Umgebung“ schauen lächelnd zu. Der Vorsitzende Hubert Dewenter strahlt: „Imkerei ist Faszination. Ein aufwendiges Hobby, aber wir bekommen etwas geschenkt.“ Seine Meinung: „Honig solle man nicht im Supermarkt kaufen, sondern beim örtlichen Imker: Das ist dann ein ehrliches Naturprodukt.“

Von den Bienen könne man sich einiges abschauen, findet Dewenter: „Durchorganisiert vom ersten bis zum letzten Atemzug. Wenn wir Menschen uns immer so einig wären…“ Johannes Velten ergänzt: „Ein solidarisches Zusammenleben, über Jahrtausende angepasst.“ Der Hauptschullehrer trat 1977 dem Imkerverein bei und bereicherte den Schulgarten mit seinen Bienen. Der heute 80-Jährige: „Was haben die Schüler gestaunt, wenn ich eine Wabe herausgeholt habe.“

Bienengarten als Freiluftklassenzimmer in Essen

Als er jedoch vor 15 Jahren in Pension ging, fand sich kein Nachfolger: „Da habe ich die Bienen mit der Schubkarre zu mir nach Hause an die Haldenstraße gekarrt, das ist nicht weit.“ Der Schulgarten wurde abgerissen. Umso schöner, dass es nun den Bienengarten gebe als eine Art „Freiluftklassenzimmer“. Regelmäßig kommen Kinder und lernen viel über Bienen und Honig. Der Verein arbeitet zusammen mit Kindergärten, mit Glückauf-, Viktorias- und Zollvereinschule.

Die Kinder lernen, dass jedes Bienenvolk anders ist. Manche seien gegen 6 Uhr schon unterwegs und andere stünden erst um 10 Uhr auf. Man könne auch ein schwaches Volk mit Bienen aus einem anderen aufbessern, so Velten: „Am besten mit solchen, die noch nicht geschlüpft sind. Da kann man eine Wabe versetzen.“ Dewenter ergänzt, dass auch hier der Klimawandel deutlich werde: „Die Vegetation ist immer früher dran im Jahr und die Völker kommen gar nicht nach.“

Anfängerkurse für werdende Imker aus Essen

Am Eingang zum Bienenstock sorgt ein Kunststoffschutz dafür, dass keine Mäuse in den Bienenstock kommen.
Am Eingang zum Bienenstock sorgt ein Kunststoffschutz dafür, dass keine Mäuse in den Bienenstock kommen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Der Kreisverband führt ab dem nächsten Frühjahr regelmäßig Anfängerkurse durch, für den Essener Norden in Kooperation mit dem Imkerverein Katernberg. Hubert Dewenter ist vor zehn Jahren von Paderborn nach Altenessen an die Hövelstraße gezogen: „Dort haben wir auch unsere Imkerei.“ Der 68-jährige ist Sachverständiger für Bienenkrankheiten und für Fragen rund um Honig. Die Vereinsstruktur ändere sich merklich: „Jüngere kommen hinzu und auch immer mehr Frauen entdecken die Imkerei für sich.“

Königin der Bienen verlangsamt Eiablage

Derzeit richtet sich alles auf die kalte Jahreszeit ein. Nach der Honigernte werden die Bienen gegen Varroamilben behandelt. Ab Ende August schlüpfen die sogenannten Winterbienen und die Königin verlangsamt ihre Eiablage, dadurch reduziert sich das Volk von rund 80.000 auf etwa 20.000 Bienen. Die Speisekammern sind gefüllt. Bei Kälte stellt die Königin das Eierlegen ein und die Bienen ziehen sich zu einer Traube zusammen. Durch Muskelzittern erzeugen die Bienen Wärme, sodass im Kern immer eine Temperatur von mindestens 35 Grad herrscht.

Die Katernberger Imker sehen die Bedrohung durch die invasive Art der Asiatischen Hornisse gelassen. Es gebe ja noch ganz andere Schädlinge. Johannes Velten hat oft genug erlebt, dass Spitzmäuse winters eindringen und einige der fast regungslosen Bienen fressen: „Wenn die das aber merken, dann hat der Räuber schlechte Karten. Die Bienen töten die Maus und balsamieren sie mit Propolis ein.“ Hubert Dewenter weiß: „Der Grünspecht ist raffiniert. Er hackt ein Loch genau da in die Wand des Stocks, wo sich das Volk aufhält. Bienen sind neugierig. Wenn eine unvorsichtig aus dem Loch rausschaut, ist es um sie geschehen.“

500 Gramm Bienengartenhonig sind für 7 Euro im Bienengarten und in der „Werkstadt“ an der Viktoriastraße 5 zu kaufen.

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