Essen. Beliebtes Fotomotiv und viel genutzter Weg für Fußgänger und Radfahrer: Die frühere Eisenbahnbrücke am Baldeneysee bleibt in Teilen gesperrt.
Sie ist viele Jahrzehnte Jahre alt, eine Landmarke, ein beliebtes Fotomotiv, eine viel genutzte Verbindung und nun marode: Die ehemalige Eisenbahnbrücke am Baldeneysee, heute sehr wichtig für Fußgänger und Radfahrer, ist nur noch eingeschränkt nutzbar. Rettungs- und Betriebsfahrzeuge dürfen sie derzeit gar nicht mehr befahren. Das teilt die Stadt zu dem Bauwerk mit, das Kupferdreh und Heisingen verbindet.
Die Einschränkungen auf der Brücke am Ruhrzulauf in den Baldeneysee sollen laut Stadt für die nächsten Wochen gelten. „Im Rahmen einer turnusmäßigen Sicherheitsprüfung des Bauwerks wurde festgestellt, dass sich der Zustand der Holzkonstruktion für die Lauf-, Fahr- und Verweilflächen weiter verschlechtert hat“, heißt es von der Stadt. Das gelte allerdings besonders für die Bereiche der zehn Aussichtskanzeln. In diesen seien die Schäden so weit fortgeschritten, dass aus Sicherheitsgründen eine Sperrung dieser Flächen notwendig sei.
Damit sind Bereiche am linken und rechten Rand der Brücke nicht mehr nutzbar, wo es auch Sitzgelegenheiten und zuletzt sogar Vandalismus gab, als ein Geländer zerstört worden ist. Der mittlere Bereich der Brücke, den Radfahrer und Passanten nutzen, um von einem Ufer zum anderen zu gelangen, bleibe derzeit geöffnet.
Die Feuerwehr Essen braucht diese Brücke ohnehin nicht für ihre Fahrzeuge
Mit einer Ausnahme: Gesperrt ist dieser Überweg für Rettungs- und Betriebsfahrzeuge. Das gilt allerdings eher für Fahrzeuge etwa von Baufirmen, die die Brücke möglicherweise befahren haben. Denn die Feuerwehr nutzt diesen Weg ohnehin nicht. „Wir benötigen die Brücke und diese Route bei unseren Einsätzen nicht“, sagt Feuerwehrsprecher Christian Schmücker nicht nur mit Blick auf die benachbarte Kampmannbrücke.
Selbst als diese zuletzt wegen ihres Neubaus nicht zur Verfügung gestanden habe, habe es für die Feuerwehr im Ernstfall andere Wege gegeben. Damit müsse sich niemand um seine Sicherheit sorgen. Und wenn ein Radfahrer oder Fußgänger auf der Brücke selbst verunglückt, „erreichen wir ihn fußläufig“, sagt der Sprecher.
Damit nun auch keine Betriebsfahrzeuge die frühere Eisenbahnbrücke mehr befahren, sollen entsprechende Sperrpfosten an den Brückenenden installiert werden. „Diese Pfosten sind so gestaltet, dass sie von Radfahrenden leicht zu erkennen sind“, versichert die Stadt. Das Amt für Straßen und Verkehr bittet die Nutzer und Nutzerinnen der Brücke wiederum, die Absperrungen dann auch zu respektieren und diese nicht zu öffnen oder zu übersteigen.
Einst war die frühere Essener Eisenbahnbrücke zweigleisig
Geöffnet wurde die Brücke für Fußgänger und Radfahrer 1984. Zuvor wurden 300.000 DM investiert, um das Bauwerk um 70 Zentimeter anzuheben. Die Geschichte reicht aber viel weiter zurück, ab 1870 wurde die Eisenbahnbrücke erbaut, zwei Jahre später eröffnet. Ihre Historie hat auch Ortshistoriker Johann Rainer Busch und Klaus Dattenberg beschäftigt, die sich nicht zuletzt für ihre Bücher mit dem Bauwerk beschäftigt haben. Dazu gehören Ereignisse wie ein verzögerter Baubeginn wegen des Ausbruchs des deutsch-französischen Krieges sowie die die Bauart mit ursprünglich fünf Rundbögen und einer Spannweite von jeweils rund 40 Metern.
Einst war die Eisenbahnbrücke zweigleisig, im Zweiten Weltkrieg sprengten Soldaten diese. 1949 wurde sie eingleisig wieder aufgebaut, diente auch als Transportweg für die Kohle, die die Kumpel seinerzeit auf Carl Funke abbauten. Nach der Stilllegung Brücke 1973 beschäftigte diese vor allem die Politik. Nachdem alle Argumente um einen möglichen Rad- und Wanderweg und dessen Wirtschaftlichkeit ausgetauscht waren und die Bahn einen Abriss plante, folgte dann doch der Umbau für immerhin 1,3 Millionen D-Mark – finanziert vor allem vom Land. Seitdem ist die frühere Eisenbahnbrücke ein beliebtes wie viel genutztes Bauwerk.
Die Brücke würde laut Stadt Essen intensiv geprüft
Diese werden laut Stadt wie auch Tunnel und Stützwände im Straßenverkehr alle sechs Jahre intensiv geprüft. Das geschehe, indem alle Bauteile, Ecken und Winkel akribisch begutachtet würden, im vorliegenden Fall beispielsweise mit Hilfe eines Pontons, um auch sämtliche Stellen von unten zu erreichen. Neben dieser intensiven Hauptprüfung finde zudem eine einfache Prüfung jeweils drei Jahre nach der Hauptprüfung statt.
„Zudem werden einmal jährlich Bauwerksbesichtigungen und noch zwei weitere Bauwerksbeobachtungen durchgeführt“, erklärt die Stadt. Die so genannte laufende Beobachtung, die in erster Linie Verkehrsgefahren aufspürt, erfolge im Zuge der regelmäßigen Streckenkontrollen. Mit dieser Überwachung und Prüfung werde gewährleistet, dass – wie im vorliegenden Fall – rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden können, bevor es zu Schäden komme. Da die ehemalige Eisenbahnbrücke besonders an den äußeren Ausbuchtungen marode ist, könne der mittlere Bereich von Fußgängern und Radfahrern weiterhin genutzt werden, sagt Stadtsprecher Patrick Betthaus zum aktuellen Stand.
Ob die kleinen äußeren Plattformen wie bislang Silvester wieder von Feiernden, die sich gern auf der Brücke zum Jahreswechsel treffen, wieder betreten werden können, das sei offen. Einen Zeitplan gebe es noch nicht. Wer in der Zwischenzeit bis zur Wiederherstellung Mängel an den Absperrungen mit Gefahr im Verzuge erkenne, können rund um die Uhr der Leitstelle des Amtes für Straßen und Verkehr erreichen: 0201 88-66766.
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