Essen-Bredeney. Warum ein „Schiff“ in Bredeney gen Baldeneysee zeigt, aber nie ablegen wird. Und wie ein Bauunternehmer hier erfolgreich auf Risiko gespielt hat.
Während einige Wohnungsbaugesellschaften und Bauherren ihre Neubaupläne angesichts von Inflation, Material- und Arbeitskräftemangel derzeit auf Eis legen, werden andere Projekte im Essener Süden wie geplant realisiert. Eines davon ist die sogenannte „Villa Nautica“ am Weg zur Platte 46 in Bredeney, unmittelbar gegenüber der ehemaligen Beitz-Villa.
Bauprojekte zu starten, ist in diesen Tagen durchaus mit einigem Risiko verbunden. „Die Bauträger müssen gegenüber der Bank Vermarktungsauflagen erfüllen, damit die Finanzierung fließen kann“, erklärt Wolfgang Morgenroth, Geschäftsführer der gleichnamigen Immobilien GmbH und im Falle der „Villa Nautica“ zuständig für Projektentwicklung, Marketing und Vertrieb. „In der Regel muss man 50 Prozent der Baukosten sicher haben, indem man Wohnungen schon verkauft. Das hat bei der aktuellen Marktlage aber kaum jemand. Und dann wartet man und wartet, bis man die 50 Prozent zusammen hat.“
Penthouse-Wohnungen in Essen-Bredeney sind bereits verkauft
Morgenroth und der Bauträger Markus-Bau aus Bochum haben einen anderen Weg gewählt, auf Risiko gespielt – und angefangen zu bauen, obwohl die Auflagen nicht erfüllt waren. „In dem Fall muss der Bauträger entsprechend Eigenkapital zuschießen. Aber wir haben gesagt: Es ist alles vorbereitet, und wenn wir jetzt nicht anfangen, dann kommt wieder die nächste Preiserhöhung.“ Das Risiko hat sich offenbar gelohnt: Mittlerweile sind vier der acht Wohnungen bereits verkauft, darunter die beiden – auch preislich – exklusiveren Penthouse-Wohnungen. Damit, so Morgenroth, seien die Verträge mit der Bank mehr als erfüllt.
Mit ausschlaggebend für die erfolgreiche Vermarktung des Vorhabens dürfte die Lage des Neubaus sein. Bereits Berthold Beitz – einst Generalbevollmächtigter des Krupp-Konzerns – wusste, wo Essen am schönsten ist. Folgerichtig ließ er seine Prachtvilla am Weg zur Platte 37 in Essen-Bredeney mit Blick auf den Baldeneysee in unmittelbarer Nähe zum Heissiwald bauen. Nun ist die Villa verschwunden, und unter dem Titel „Bredeney Park“ sollen auf dem riesigen Areal mit Blick auf Baldeneysee und Villa Hügel 47 hochwertige und hochpreisige Eigentumswohnungen entstehen. Im Juni gab es hier den ersten Spatenstich (wir berichteten).
Fläche war unbebaut: Kein Blick in den Garten von Berthold Beitz
Morgenroth wiederum lässt auf dem Grundstück direkt gegenüber, am Weg zur Platte 46, bauen. Dort entsteht derzeit ein Haus mit acht Eigentumswohnungen zwischen 63 und 130 Quadratmetern und Tiefgarage. Die Fläche war bereits seit langem unbebaut. „Das Gelände habe ich von Krupp gekauft“, berichtet Morgenroth. „Als die Beitz-Villa noch stand, blieb die Fläche leer, damit niemand von hier aus in den Garten gucken konnte.“
Morgenroth hat sich an dieser exponierten Lage für eine recht kühne Architektur entschieden, der Name „Villa Nautica“ kommt nicht von ungefähr: Das Gebäude soll von der Form her an ein Schiff erinnern. Beim Blick auf die Baustelle ist schon jetzt zumindest an der Vorderseite, die auf den Baldeneysee zeigt, ein spitzer Winkel mit bodentiefen Fenstern zu sehen, der – mit entsprechender Fantasie – tatsächlich wie der Bug eines Schiffes aussieht.
Gerade auf dieser Seite des Gebäudes soll sich nach Fertigstellung ein spektakuläres Panorama über den See und zum Schellenberger Wald hin eröffnen. Dass der „Bredeney Park“ hier zukünftig für Sichteinschränkungen sorgen könnte, fürchtet Morgenroth nicht: „Es sind dort gewisse Sichtachsen geplant, sodass der Baldeneysee auch von unserem Gebäude aus zu sehen ist.“
Einzugstermin in Essen-Bredeney ist das vierte Quartal 2024
Die Vermarktung der verbliebenen vier Wohnungen läuft. Auf dem Markt sind bislang noch die drei Erdgeschoss-Wohnungen 121, 96 und 68 Quadratmetern, die jeweils auch über Gärten verfügen. Der Preis für die kleine Wohnung liegt bei 380.000, für die mittlere bei 550.000 und für die größte bei 557.000 Euro. Zudem ist noch eine 63-Quadratmeter-Wohnung im Obergeschoss für 365.000 Euro zu haben.
Was bei aller Exklusivität auffällt: Jede Wohnung hat einen so genannten Hauswirtschaftsraum, in dem eine Waschmaschine angeschlossen werden kann. „Natürlich kann die Waschmaschine auch in den Keller“, erklärt Morgenroth. „Das ist so eine Marotte von mir. Ich will in allen Wohnungen einen Hauswirtschaftsraum haben, damit man nicht ständig Treppen steigen muss und die Waschmaschine auch nicht im Bad oder in der Küche stört.“
Große Fenster sorgen für viel Licht, Balkons und Gärten gehen sowohl nach Süden als auch in Richtung Baldeneysee hinaus. Die Grundrisse sind ungewöhnlich, nur sehr wenige Räume haben vier rechte Winkel. Das liegt an den Außenwänden, die Morgenroth entsprechend dem Grundstück angelegt hat: „Ich habe einen Plan vom Grundstück genommen, das ebenfalls nicht rechteckig ist, und habe einfach parallel zu den Grundstücksgrenzen Linien gezogen. Dann habe ich einen Architekten hinzugezogen und wir haben die Pläne finalisiert.“
Und dann ist da natürlich noch diese Spitze, die im Erdgeschoss zur 121-Quadratmeter-Wohnung gehört. Ein Schiff, das zwar in Richtung Baldeneysee zeigt, das aber nie ablegen wird. Immerhin gibt es schon einen Termin, wann es, bildlich gesprochen, aus dem Trockendock kommt: Einzugstermin ist das vierte Quartal 2024.