Essen-Frillendorf. Baudenkmal feiert Jubiläum: 1923 wurde Grundstein der Schutzengelkirche in Essen-Frillendorf gelegt. Es gibt eine Feier und viele Erinnerungen.
100 Jahre ist es her, dass der Grundstein der Frillendorfer Kirche Heilige Schutzengel gelegt worden ist. Das soll am Samstag, 7. Oktober, in der Vorabendmesse gefeiert werden. Der Kirchenvorstand erinnert an die Geschichte des Baus, während mancher sich auch noch an eine Einbruchsserie erinnert. Seit 1988 gilt die Kirche als Baudenkmal der Stadt.
Der Bau der Kirche Heilige Schutzengel habe vor 100 Jahren in einer bemerkenswerten Zeit begonnen, berichtet Christoph Lindemann, Mitglied des Kirchenvorstands und des Pfarrgemeinderates. Der Baubeginn kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sei in das Jahr der Ruhrbesetzung 1923 erfolgt und damit in eine Zeit, die als politischer und wirtschaftlicher Ausnahmezustand bezeichnet werden könne: samt Hunger, Unruhen, Streiks und Hyperinflation.
Baustil Essener Kirche wird Ziegelstein- oder Backsteinexpressionismus zugeordnet
Im Text der Grundsteinurkunde steht geschrieben: „In unserer äußerst unruhigen Zeit, als ein Pfund Brot fünf Millionen Mark kostete, ist mit öffentlichen Mitteln, unter Mithilfe der Pfarrangehörigen durch den Architekten Professor Körner von den Brüdern Brecklinghaus die Pfarrkirche erbaut worden.“
Der ungewöhnliche Baustil der Kirche werde dem Ziegelstein- oder Backsteinexpressionismus zugeordnet. So ungewöhnlich wie der Baustil ist auch die Bauzeit der Kirche. Denn bis zu ihrer Fertigstellung 1989 vergingen immerhin 66 Jahre. Schon ein Jahr nach der Grundsteinlegung sei jedoch Weihnachten 1924 die erste Heilige Messe im Rohbau der Kirche gefeiert worden.
Wann die Schutzengelkirche öffnet
Das Gemeindeteam St. Nikolaus lädt am Samstag, 7. Oktober, um 17 Uhr zur Vorabendmesse in die Schutzengelkirche, Auf der Litten 67, ein. Anschließend gibt es einen Sektempfang in dem Gotteshaus.
Die Kirche ist außerhalb der Gottesdienstzeiten jeden 1. Sonntag im Monat in der Zeit von 10.30 bis 12 Uhr für Besuche geöffnet. Ein kleines Team ist dann vor Ort, um die Kirche zu zeigen und Fragen zu beantworten. Weitere Infos unter www.cosmas-damian.de/tag/offene-kirche
Doch der weitere Auf- und Ausbau ging dann aus Geldmangel nur sehr zögerlich vonstatten. Und es gab weitere schlechte Nachrichten: „Noch bevor der Kirchbau fertig war, traten erste Bergschäden auf, später kamen Kriegsschäden dazu, erst 1958 wurde der Glockenturm vollendet und schließlich konnte nach einer großen Renovierung 1989 endlich Kirchweih gefeiert werden“, fasst Christoph Lindemann zusammen.
Immer wieder gibt es Einbrüche ein Essener Kirchen
Abseits von Gottesdiensten und Gemeindefeiern gab es – wie regelmäßig auch in anderen Kirchen – vor rund vier Jahren gleich mehrfach unerwünschten Besuch: Einbrecher stiegen in die Schutzengelkirche ein. Immer wieder sind Gotteshäuser auch das Ziel für Straftäter, so auch der Frillendorfer Sakralbau. Während manche langjährige Gemeindemitglieder wie Bezirksbürgermeister Peter Valerius damals fassungslos vor aufgebrochenen Türen und Fenstern stand, entkamen der oder die Einbrecher mitunter mit kleinen Geldsummen, die die Kollekte eingebracht hatte.
Ein anderes Mal hatten sie es aufs Taufgeschirr (Wert 100 Euro) abgesehen. Als sie schließlich den Taufdeckel stehlen wollten, war diese Beute offenbar zu schwer. Mit dieser wären sie wohl nicht durchs Fenster entkommen. Sie blieb in der Sakristei liegen. Bei dem Versuch, den Opferstock aus der Wand zu reißen, haben sie die Mauer in dem Bereich schließlich erheblich beschädigt. Offenbar, so mutmaßten einige, glaubten die Einbrecher, in einem Gotteshaus große Beute machen zu können. Vor allem aber richteten sie manchen Schaden an.
Essener Pfarrei Heilige Cosmas und Damian hat rund 30.000 Mitglieder
Für die Gemeinde bedeuteten diese Straftaten nämlich nicht nur materiellen Schaden, mitunter verschwanden auch Gegenstände, an denen Erinnerungen hingen und die mit Geld nicht zu ersetzen waren. Darunter etwa ein Kreuz, das Peter Valerius von einem früheren Pastor geschenkt bekommen hatte und das er selbst verkleidet als Nikolaus in der Gemeinde trug. So waren einige nicht nur traurig, sondern auch wütend und fassungslos. Jetzt aber, mit Blick auf das Jubiläum der Grundsteinlegung, erinnern sie sich viel lieber an manche Taufe, Firmung oder Trauung.
Heute vereint die beiden ehemaligen Pfarreien St. Johann Baptist und St. Nikolaus die Pfarrei Heilige Cosmas und Damian. Sie wurde am 1. Juni 2021 gegründet. Zu ihr gehören die fünf Kirchengemeinden St. Elisabeth, St. Hedwig, St. Johann Baptist, St. Joseph und St. Nikolaus. Das Pfarreigebiet erstreckt sich über den gesamten Essener Nordosten.
Die Pfarrei Heilige Cosmas und Damian hat laut Kirchenvorstand rund 30.000 Mitglieder in den Stadtteilen Altenessen, Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg und dem nördlichen Teil von Kray und auch Frillendorf, wo nun gefeiert wird. Weitere Informationen: www.cosmas-damian.de