Essen. Der vielfach prämierte Autor Felix Krakau inszeniert sein Stück „Showtime“ in der Essener Casa. Warum es einen großen Wiedererkennungswert hat.

Felix Krakau sitzt im Zug. Irgendwohin ist er immer unterwegs zwischen Bremen und Wien. Für das Schauspiel Essen hat er sich sein Ein-Personen-Stück „Showtime (Ein enttäuschender Abend)“, das im vergangenen Jahr am Staatstheater Darmstadt uraufgeführt wurde, in neuer Besetzung noch einmal als Regisseur vorgeknöpft. Am kommenden Samstag beschließt es in der Casa den Premierenreigen der neuen Intendantinnen Selen Kara und Christina Zintl.

Regisseur zu werden, war Felix Krakaus erster und einziger Berufswunsch. Mittlerweile sieht er sich mehr als Autor. „Ich hatte schon immer Textideen, habe meine eigenen Projekte geschrieben“, erzählt der 33-Jährige, der in Detmold aufgewachsen ist. Dort legte er am Jugendclub damit los. Er studierte Kunst- und Medientheorie in Zürich, Theaterregie in Frankfurt, Szenisches Schreiben in Berlin, assistierte unter anderen bei Matthias Hartmann, Tilmann Köhler sowie Bernadette Sonnenbichler, arbeitete in Frankfurt, Düsseldorf, Wien, Darmstadt, Bremen an der Schnittstelle von Überschreibung und Recherche, Realität und Fiktion.

Felix Krakau schreibt Stücke zwischen Realität und Fiktion

Rund 20 Texte sind so entstanden. Dazu gehören Stücke wie „Reality Check“ über Verschwörungstheorien, das in Kooperation mit dem Recherchezentrum Correctiv zustande gekommen ist, „Happy End (Keine Garantie)“, das nach der bitteren Seite unserer Glückseligkeit forscht, „Ödipus“ nach Sophokles, das den Mythos als Polit-Thriller übersetzt, und nicht zuletzt „Showtime (Ein enttäuschender Abend)“.

Autor und Regisseur Felix Krakau in der Casa des Schauspiel Essen. Er bereitet die Premiere seines Ein-Personen-Stücks „Showtime“ vor.
Autor und Regisseur Felix Krakau in der Casa des Schauspiel Essen. Er bereitet die Premiere seines Ein-Personen-Stücks „Showtime“ vor. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die hiesige Co-Intendantin Christina Zintl, zuvor Dramaturgin am Staatstheater Darmstadt, hatte ihn gefragt, seinen Monolog erneut am Schauspiel Essen zu inszenieren. Ursprünglich hat er den Abend mit und für den Schauspieler Hans-Christian Hegewald entwickelt. „Wir leben in einer Welt, die fortwährend Rückschläge und Enttäuschungen hervorbringt. Es geht um das große Thema Scheitern kurz vor dem Ziel“, erklärt Felix Krakau seinen Ausgangspunkt.

Der Lebensweg eines jeden Menschen ist ein einziges Auf und Ab. Daran wächst er oder fällt und steht bestenfalls wieder auf. Felix Krakau hat der Niederlage, der Enttäuschung und dem Neustart ein Stück geschrieben, das im Theater verwurzelt ist, die Härte des Kulturbetriebs zeigt und angesiedelt ist zwischen „Bühnenbeschimpfungen“ von Siva Ben Yishai und „Die Sternstunde des Josef Bieder“. Er geht aber auch in die Allgemeingültigkeit über. „Mich interessiert, wie Menschen sich organisieren“, sagt er.

„Showtime“ ist nachdenklich, humor- und hoffnungsvoll

Der Held in seinem Stück ist dem Versagen pausenlos ausgeliefert. Denn David, in der Casa gespielt von Christopher Heisler, ist Universalschauspieler. Überall, wo eine Vorstellung am Theater ausfällt, springt er ein. Er kann 50 klassische, 50 moderne Monologe aus dem Effeff. Wenn nichts mehr funktioniert, fährt er zu Bühnen im Ausnahmezustand und rettet, was noch zu retten ist - oder auch nicht. „Îch wollte erstmal einen Raum für Enttäuschungen schaffen, die wir alle erleben, und zeigen, wie wir damit umgehen“, meint Krakau. Das kann das Casting sein, das wieder einmal keinen Job gebracht hat, die Abfuhr nach einem Date oder die unerwartete Entdeckung der sauren Milch.

Termine und Tickets

Am Samstag, 30. September, hat Felix Krakaus „Showtime (Ein enttäuschender Abend)“ Premiere in der Casa des Schauspiel Essen. Die Vorstellung ist bereits ausverkauft.

Die Produktion ist anschließend in der Casa und auch im Grillo-Theater zu sehen. Weitere Termine: 6. Oktober, 19.30 Uhr, im Grillo und 14. Oktober, 19 Uhr, in der Casa.

Karten unter 0201 8122200 oder online auf www.theater-essen.de

Der Abend kommt keineswegs deprimierend daher, sondern durchaus hoffnungs- und humorvoll - „obwohl Humor in dem Verdacht steht, nicht künstlerisch zu sein“, betont er. Felix Krakau lacht gern und kennt sich aus mit der Enttäuschung. Ist er doch als Autor und Regisseur ständig öffentlicher Bewertung ausgesetzt. „Das ist immer wieder schmerzhaft“, sagt er. Aufgeben kommt jedoch nicht infrage. „Dazu macht es mir zu viel Spaß.“ Demnächst nimmt er den Zug nach Bremen, wo sein Stück „Royals“ Premiere hat.

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