Essen. Kleine Bühne mit ganz viel variablem Spielraum: Die neue „Ada“ am Schauspielhaus Essen steckt voller Möglichkeiten. Was das Publikum erwartet.
Ein Theaterraum kann mehr sein als nur eine Bühne. Für die neuen Intendantinnen des Schauspiel Essen, Selen Kara und Christina Zintl, ist die neue „Ada“, benannt nach der Informatik-Pionierin Ada Lovelace, das Signal für eine stärkere weibliche Präsenz in der einstigen „Heldenbar“. Für den neuen Geschäftsführer der Theater und Philharmonie, Fritz Frömming, ist der aufwendige Umbau der Bühne unterm Grillo-Dach auch „ein klares städtisches Bekenntnis zur Kultur: In diesem Raum soll die Zukunft stattfinden“. Und für Oberbürgermeister Thomas Kufen ist ohnehin klar, dass man als ehemalige Kulturhauptstadt keine Theater schließe: „Kultur hat in Essen nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert.“
Weil die zwei kleineren Schauspielbühnen, Casa und Box, in der leergezogenen Theater-Passage bald aber nicht mehr nutzbar sind, hat die Gemeinnützige Theater-Baugesellschaft Essen (TBE) schon vor zwei Jahren weitsichtig mit dem Umbau begonnen. Das Ergebnis bei der offiziellen Schlüsselübergabe machte nicht nur TBE-Geschäftsführer Dirk Miklikowski zufrieden. Trotz der schwierigen Zeit für Bauherren mit steigender Materialnot und Kostenexplosionen habe man das Projekt „im wirtschaftlich gegebenen Rahmen“ realisieren können. So wurde in gemeinsamer Verantwortung von Thorsten Steinmann (TBE) und Architekt Georg Ruhnau unter anderem die Lüftungsanlage modernisiert, die komplette Fensterfront erneuert und die Bühnentechnik aufgerüstet.
Georg Ruhnaus Vater Werner Ruhnau hat das sanierungsbedürftige Grillo-Theater Ende der 1980er Jahre umgebaut und die Bühne damals zum variablen, aber selten genutzten Raumtheater umfunktioniert. Die neue „Ada“ zeigt nun im Kleinen, was so ein multifunktionaler Bühnenraum voller Hubpodien im Boden alles möglich macht. Durch die verschiedenen Bühnen- und Bestuhlungsvarianten kann der Saal Theater-, Vortrags- und Debattenraum sein und bietet Platz für bis zu 170 Besucher.
„Man kann sich ganz viele Formen der Begegnung vorstellen“, freut sich Co-Intendantin Christina Zintl. Seine Premiere als Theaterraum feiert „Ada“ am 4. November, wenn Regisseur Caner Akdeniz seine Intermediale Annäherung an Büchners „Woyzeck“ präsentiert. Dann kommt beispielsweise auch die große Videoleinwand zum Einsatz, die zu den vielen technischen Neuerungen gehört.
Viele Gewerke, so Ruhnau, waren am Umbau beteiligt. Von der Bühnen- und Vermessungstechnik über Statik, Brandschutz bis zu den Akustikern: Spezielle perforierte Wandverkleidung optimiert den Raum nun fürs Sprechtheater. Als Veranstaltungsort soll die „Ada“ künftig aber vielseitig nutzbar sein. Kulturstätten wie die Grillo-Studiobühne sollen auch Bürgerhäuser sein, „die für viele zugänglich sind“, wünscht sich schließlich nicht nur Kulturdezernent Muchtar Al Gusain.