Essen. Verkauf der Theaterpassage in der City steht weiter aus. Die Theater-Spielstätten Casa und Box sollen deshalb bis Mitte 2024 bleiben dürfen.
Die Sparkassen-Filiale ist mittlerweile ausgezogen, die meisten Einzelhändler haben längst dicht gemacht, und die einst florierende Systemgastronomie „Vapiano“ hat schon seit Beginn der Corona-Pandemie geschlossen. Mit Ausnahme einiger weniger Mieter ist die Theaterpassage in den vergangenen Monaten sukzessive leergezogen worden. Doch mit dem angestrebten Verkauf der Innenstadtimmobilie, den die Politik eigentlich schon 2020 beabsichtigt hatte, dürfte es wohl allzu bald nichts werden. Auf Antrag von CDU und Grünen soll der Rat deshalb am Mittwoch beschließen, dass das Schauspiel Essen seine Spielstätten „Casa“ und „Box“ bis zum 30. Juni 2024 an der Rathenaustraße weiter nutzen kann.
Die künftigen Theater-Intendantinnen Selen Kara und Christina Zintl hätten damit nach längerer Hängepartie zumindest eine Perspektive für die erste Spielzeit, die im Herbst 2023 beginnt und für die die Planungen im Grunde längst abgeschlossen sein müssten. Ungeklärt aber bleibt, an welchen Standorten in Essen Kinder- und Jugendtheater langfristig angeboten werden kann, wenn die Theaterpassage irgendwann doch an einen Investor verkauft oder anderweitig genutzt werden sollte.
Der Umzug der Zentralbibliothek in die Theaterpassage ist wieder vom Tisch
Zuletzt hatte man die Vermarktung der Theaterpassage gestoppt und alternative Lösungen geprüft. Unter anderem war im Gespräch, die Zentralbibliothek in der Theaterpassage unterzubringen. Mittlerweile ist die Entscheidung aber zugunsten des früheren Standorts der Mayerschen Buchhandlung gefallen. Auch eine Nutzung als Fahrradgarage wurde kurzzeitig diskutiert. Beide Vorschläge sind vom Tisch. Das Aus für die Theaterspielstätten Casa und Box zum Ende des Jahres 2023 schien gleichwohl besiegelt. Weil die Suche nach einem Alternativstandort für die beiden Bühnen bislang jedoch ergebnislos blieb, soll die Frist nun zumindest für ein halbes Jahr bis Sommer 2024 verlängert werden.
Die neuen Intendantinnen des Schauspiel Essen könnten damit endlich ihren Spielplan fürs erste Jahr festzurren, doch von echter Planungssicherheit kann keine Rede sein. Längst würde das neue Bühnen-Team strategisch gerne weiter in die Zukunft blicken, Konzepte für eine neue Form von Stadttheater auf den Weg bringen. Dass es dafür mehr als eine große Grillo-Bühne braucht, ist Konsens in der Essener Kulturpolitik und vor allem auch Bestandteil der vertraglichen Vereinbarungen, die man mit den neuen Intendantinnen getroffen hat.
Grundsätzliche Entscheidung über die künftigen Spielorte der Theater und Philharmonie steht aus
Weil es bei der Theater und Philharmonie aber noch weitere drängende Immobilienfragen gibt – von der mangelhaften Probenraum-Situation, über die Sanierung des Kulissenhauses bis hin zur Suche nach geeigneten Werkstatt-Räumen – hofft man derzeit offenbar noch auf eine umfassendere Raumlösung. Fraglich bleibt, ob man in absehbarer Zeit tatsächlich fündig wird. Grünen-Ratsfrau Tabea Buddeberg zeigt sich zuversichtlich: „Wir hoffen, dass wir eine Lösung finden, die sich nahtlos an die Theaterpassage anschließt.“
Den Standort für die Theater-Spielstätten Casa und Box bis in den Sommer 2024 zu sichern, sei notwendig und sinnvoll, um den neuen Intendantinnen endlich Produktionssicherheit zu geben, findet auch Linken-Politikerin Heike Kretschmer. Nun dürfte man eine grundsätzliche Entscheidung um die künftigen Spielorte der Theater und Philharmonie allerdings nicht weiter aussitzen.
Christoph Kerscht von den Grünen hätte auch nichts dagegen, die Theaterpassage zumindest in Teilen weiterhin kulturell zu nutzen. Zumal der vorgelagerte Hirschlandplatz als Veranstaltungsstandort bislang noch gar nicht richtig wahrgenommen und genutzt würde, auch für musikalische Formate wie den Jazz. „Da könnte man tolle Sachen machen“, sagt Kerscht.
In der Debatte um die Zukunft der Theaterpassage ist eben weiterhin Musik drin.