Essen. Ruhrbistums-Gründer Kardinal Hengsbach soll Frauen sexuell missbraucht haben. Muss das Denkmal in Essen jetzt weg?
Der Gründer des Ruhrbistums, Kardinal Franz Hengsbach, soll vor Jahrzehnten junge Frauen sexuell missbraucht haben. Das Bistum hat diese Woche erstmals über die Verdächtigungen berichtet.
Was ist mit seinem Denkmal? Künstlerisch war es immer umstritten, 2011 wurde es eingeweiht; und noch steht es unversehrt am Dom unter einer riesigen Platane.
Besuch vor Ort: Das Denkmal ist noch heile
Besuch vor Ort: 24 Stunden ist die Nachricht alt, dass Franz Hengsbach vor Jahrzehnten junge Frauen sexuell missbraucht haben soll. Das Denkmal ist noch heile zu diesem Zeitpunkt. „Das wird nicht mehr lange so bleiben“, mutmaßt ein 72-jähriger Rentner aus Fischlaken. Dom-Besucher und Passanten diskutieren hier und da über die Nachrichten aus dem Bistum – und fragen sich, ob auch nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Hengsbach jetzt und hier alles so bleiben darf, wie es ist.
Verdacht gegen Kardinal Hengsbach: „Das Denkmal soll stehen bleiben, denn wer ist schon ganz ohne Schuld“
„Das Denkmal soll stehen bleiben und der Platz seinen Namen behalten“, sagt Klaus-Jürgen Sowa (79) aus Frohnhausen ganz entschieden. Und er zitiert Jesus: „Der von Euch ganz ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.“ Natürlich gelte grundsätzlich, dass jedes Opfer eines zu viel ist, doch – ungeachtet aller Vorwürfe und Verdächtigungen – habe Hengsbach Großes geleistet für Kirche und Menschen im Revier.
Ähnlich argumentiert der 72-Jährige aus Fischlaken: „Ich habe heute Franz Hengsbach in mein Morgengebet aufgenommen. Richten und verurteilen kann nur Gott; nicht wir können es.“
Verdacht gegen Kardinal Hengsbach: „Das Denkmal muss weg, wenn die Vorwürfe stimmen“
Sowa stellt sich demonstrativ hinter Hengsbach, auch wenn er, Sowa, vor Jahren aus der katholischen Kirche austrat. „Die ganze Institution modernisiert sich zu langsam, das hat mich immer gestört. Sie ist nicht mit der Zeit gegangen.“
Das Denkmal, das 2011 eingeweiht wurde und künstlerisch lange umstritten war, muss weg, und der Kardinal-Hengsbach-Platz darf nicht länger so heißen: „Wenn die Vorwürfe denn stimmen“, sagt ein Seniorenpaar aus Huttrop, das am Mittwoch Mittag den Dom besucht. „In letzter Konsequenz muss man dann die nötigen Veränderungen herbeiführen, denn es kann nicht sein, dass man ein Denkmal stehen lässt von einem Menschen, der diese Taten vollzogen hat“, sagt das Paar – er ist übrigens 92 Jahre alt, sie 82 Jahre.
Am Mittwoch Nachmittag kommen zwei Demonstranten, Männer, die angeben, Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche zu sein, sie binden dem Kardinal aus Protest die Augen zu mit einem Schal. „Weil die katholische Kirche Jahrzehnte lang weggeschaut hat.“ Die Polizei beobachtet die nicht angemeldete Versammlung, alles bleibt ruhig.
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