Essen-Werden. Die Betreiber der Meme-Seite „Essen diese“ kamen ins Mariengymnasium in Werden. Die Beweggründe des Besuches und worum es in der Diskussion ging.
Sie haben ein erfolgreiches Instagram-Profil, betreiben einen Club in Rüttenscheid und haben im Sommer mit dem „Projekt Rüttenscheid“ sogar ein ganzes Stadtteilfest auf die Beine gestellt: Die Macher von „Essen diese“ haben durchaus Promi-Status, bei den Jugendlichen wegen ihrer gesellschaftskritischen Posts sogar Kult-Status. Entsprechend groß war die Neugier im Mariengymnasium Werden, als die drei jungen Männer jetzt zu einer Podiumsdiskussion vorbeikamen.
Das offene Forum der Schule war voll. Auch in den oberen Etagen quetschte sich die Unter- und Mittelstufe, um ebenfalls etwas von der Veranstaltung mitzubekommen. In der Pause verbrachten alle Schülerinnen und Schüler ihre Zeit im Gebäude, also in der Nähe der „Stars“. Die Kinder der Unter- und Mittelstufe drängten sich sogar auf die Bühne und wollten Fotos mit dem Trio machen.
Podiumsdiskussion im Mariengymnasium in Werden
Die Schülervertretung hatte dafür gesorgt, dass das „Essen diese“ bei ihnen zu Gast war. „Wir haben sie einfach per Instagram angeschrieben und gefragt, ob sie kommen wollen.“ Schon eine halbe Stunde später sei die Zusage gekommen, erzählt Finn Hanke, einer der Schülersprecher. Es seien bereits einige Politikerinnen und Politiker im Mariengymnasium zu Gast gewesen, doch die Schülervertretung habe auch mal junge Leute einladen wollen, um die Schülerschaft zu begeistern.
„Es herrschte noch nie eine so große Vorfreude auf eine Podiumsdiskussion“, sagt die Schülersprecherin Wesal Elfathali. Gespannt waren alle, ob die Akteure wieder maskiert auftreten würden. Aufgeregte Stille herrschte, als sie die Bühne betraten. Und in der Tat blieben sie ihrem Grundsatz treu und trugen Masken.
Erfolgreicher Meme-Account bei Instagram
Die drei jungen Männer, 26 Jahre alt, geboren im Essener Norden, wollen anonym bleiben. Nicht sich selbst, sondern ihre Botschaft, halten sie für wichtig. Die Betreiber der Meme-Seite machen auf ihrem Account hauptsächlich auf die sozialen Ungleichheiten zwischen dem Essener Süden und Norden aufmerksam. „Unser Ziel ist es, klischeebehaftete Bilder zu zeigen und Aufmerksamkeit auf diese Thematik zu lenken“, sagt Robin, einer der Betreiber von „Essen diese“. Ihre „Memes“ sind kreative Bilder oder Videos, die aufheiternd, satirisch oder gesellschaftskritisch wirken. Damit sind sie inzwischen Gesprächsthema in der ganzen Stadt.
Soziale Ungleichheiten: Mit Memes Aufmerksamkeit schaffen
Die Podiumsdiskussion behandelte deshalb auch hauptsächlich das Thema der sozialen Ungleichheiten. Die Unterschiede zwischen Nord und Süd seien so groß, dass man auf diese Missstände aufmerksam machen müsse. „Die Fakten sind so erdrückend. Durch unsere Memes machen wir kreativ und in einer lockeren Atmosphäre auf diese Ungleichheiten aufmerksam“, erläutert einer der Betreiber.
Es wurden ihnen einige sehr persönliche Fragen gestellt, welche die Drei jeweils mit einem Lachen beantworteten. Dennoch war die oberste Priorität des Trios, über die Ungleichheiten in Essen aufzuklären. Ihr Ziel war es, dass sich alle Schülerinnen und Schüler auf dem Mariengymnasium ihrer Privilegien bewusst sind. „Habt euch alle lieb und verbreitet Liebe“, appellierte einer der jungen Essener am Ende.
„Essen diese“ gewinnt neue Fans für Meme-Seite
Im hinteren Teil des Forums standen über 15 Lehrerinnen und Lehrer. Die Schulleiterin Christiane Schmidt kannte „Essen diese“ zuvor zwar nicht, doch ist begeistert: „Ich bin immer offen für Neues und finde es wichtig, den Wünschen der Schülerinnen und Schülern nachzugehen.“ Ihr sei bewusst, dass sie Schulleiterin einer sehr privilegierten Schule ist. „Wir müssen bei allen Menschen Bewusstsein schaffen und beidseitige Vorurteile abbauen.“
Auch Deutsch-Lehrerin Melanie Spernol kannte die Meme-Seite zu Beginn nicht. Doch sie habe sich die gesamte Diskussion angeschaut und auch sie empfinde die Thematik der sozialen Ungleichheiten als wichtig: „Das gehört zur politischen Bildung dazu.“
Podiumsdiskussion stößt nicht bei allen Schülerinnen und Schülern auf Begeisterung
Die meisten Schülerinnen und Schüler empfinden die Diskussion als gelungen. Oberstufenschülerin Nina Bands ist begeistert: „Ich finde es toll, dass sie hier bei uns an der Schule sind. Die Stimmung war locker und die Jungs waren richtig cool.“ Doch die Aktion stößt auch auf Kritik. „Es war zwar ganz nett, aber was soll das bringen. Wenn man nur redet, wird man nichts ändern. Mir war die Diskussion viel zu oberflächlich“, entgegnet der 16-jährige Johannes aus der Q1.
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