Essen-Margarethenhöhe. Jens Derksen leitet den Bier-Vertrieb der Veltins-Brauerei. Warum er die Margarethenhöhe und das Leben in der Stauder-Stadt schätzt.

  • Seit Juli ist Jens Derksen Vertriebsdirektor der Veltins-Brauerei.
  • Zu Hause ist der 55-Jährige allerdings in Essen, also biertechnisch gesehen auf fremdem Terrain.
  • Die Vorteile seiner Heimatstadt weiß der Familienvater zu schätzen.

Wer in Essen ein Bier bestellt, erwartet meist das heimische Stauder. Nicht so Jens Derksen. Der 55-Jährige bewegt sich biertechnisch gesehen auf fremdem Terrain und ist seit Juli neuer Vertriebsdirektor bei der sauerländischen Veltins-Brauerei. Derksen ist Ur-Essener und lebt seit langem auf der Margarethenhöhe. Deren Vorteile schätzt er sehr, auch wenn es nicht überall die Produkte seines Arbeitgebers gibt.

„Ich weiß zu 90 Prozent, welches Bier in welcher Kneipe ausgeschenkt wird. Man entwickelt im Laufe der Zeit den unvermeidlichen Scannerblick“, sagt er. Natürlich bevorzuge er Gastronomien, die Veltins anbieten. „Was aber nicht heißt, dass ich nicht auch mal ein Stauder trinke“, betont Derksen und lacht – auch angesichts des gerade einmal wolkenlosen Himmels. „Der beste Bierverkäufer ist die Sonne“, sagt er und hat dabei ganz konkrete Vorstellungen vom idealen Wetter: 22 bis 27 Grad, Regen gern erst frühmorgens zwischen 3 und 6 Uhr.

Bei dem Essener dreht sich beruflich alles ums Bier

Seit Derksen seinen neuen Job als Vertriebsdirektor Gastronomie national – „wir unterscheiden die Bereiche Gastro und Handel“ – übernommen hat, ist er deutschlandweit viel unterwegs. „Gerade am Anfang will man natürlich möglichst viele Partner unserer Brauerei kennenlernen.“ Wenn er gerade nicht auf Tour ist, arbeitet er entweder in der Veltins-Zentrale in Meschede-Grevenstein oder zu Hause auf der Margarethenhöhe.

Seine Frau stammt von dort. „Ich mag den Dorfcharakter und die trotzdem zentrale Lage.“ Derksen selbst kommt aus einer Fischlaker Handwerkerfamilie. Er hat das Werdener Gymnasium besucht, eine Banklehre absolviert, Betriebswirtschaft studiert und sich dann auf den Bereich Hotellerie und Gaststätten-Gewerbe spezialisiert.

„Dass es beruflich in diese Richtung gehen würde, war früh klar. Schon als Student habe ich viel in der Gastronomie gejobbt – im Werdener Löwental, weil ich gleich nebenan viele Jahre im Kanuverein Wanderfalke Kanupolo bis hoch zur Bundesliga gespielt habe, aber auch im Café Central und in der Baldeneyer Fähre“, erzählt er. Heute ist der „Brenner“ in Rüttenscheid seine Lieblingskneipe in Essen. Seine Heimatstadt hat er übrigens berufsbedingt nur für kurze Zeit Richtung Osnabrück verlassen.

Auch in Essen wird Veltins in etlichen Kneipen und Restaurants angeboten. In welchen das der Fall ist, dafür hat Jens Derksen einen „Scannerblick“.
Auch in Essen wird Veltins in etlichen Kneipen und Restaurants angeboten. In welchen das der Fall ist, dafür hat Jens Derksen einen „Scannerblick“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dass eine Brauerei seine berufliche Heimat werden würde, konnte er am Anfang seiner Karriere nicht ahnen: „Eigentlich wollte ich in die System-Gastronomie.“ So war er zunächst für die Großgastronomie Stockheim in der Messe Düsseldorf tätig, bevor er 2001 zur Privatbrauerei Veltins wechselte. Die war damals – wie derzeit wieder – Trikot-Sponsor von Schalke 04. „Das war mir als Schalke-Fan natürlich sofort sympathisch“, sagt der Vater zweier Kinder (15 und 18 Jahre).

Der Verkauf läuft vorwiegend über den Handel

Die Veltins-Brauerei hat laut Vertriebsdirektor Jens Derksen über 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und beliefert rund 14.000 Betriebe, vorwiegend in Deutschland. Der Schwerpunkt liege dabei auf NRW, Niedersachsen und den Nordseeinseln.

Da Veltins mit der Brauerei Maisel’s kooperiere, sei man auch in Sachen Weißbier präsent. Mit den „V+“-Getränken richte man sich eher an eine jüngere Zielgruppe. Der Verkauf der Marke laufe zu rund 85 Prozent über den Handel, zu 15 Prozent über die Gastronomie, so Derksen.

„Tatsächlich hatte ich mich damals auch bei Stauder initiativ beworben. Aber dort war seinerzeit keine passende Stelle frei“, blickt Derksen zurück. Heute schätze er die dank der Größe seines Arbeitgebers sehr vielfältigen Aufgaben, aber auch die familiären Strukturen und die Unternehmensphilosophie. Er habe dort 2001 selbst mit einem – wenn auch verkürzten – Trainee-Programm begonnen.

Familienvater ist Mitglied der Tusem-Tennisabteilung

„Jeder, der bei Veltins anfängt, muss jede Abteilung kennenlernen, muss Verkaufswagen reinigen und den Zapfhahn bedienen können. Das hat etwas mit Wertschätzung zu tun, die man anderen und ihrer Arbeit entgegenbringt.“ Veltins feiert im kommenden Jahr das 200-jährige Bestehen. „Als Familienunternehmen in sechster Generation ist es die drittgrößte deutsche Premium-Brauerei nach Krombacher und Bitburger“, erklärt Derksen.

Trotz seines Arbeitspensums nimmt der 55-Jährige am Stadtteilleben auf der Margarethenhöhe teil. Seit Jahren ist er Mitglied der Tusem-Tennisabteilung, „allerdings inzwischen nur noch als Maskottchen, weil ich aufgrund von Knieproblemen nicht mehr spiele“.

Von einer Blindverkostung würde der Vertriebsdirektor lieber Abstand nehmen

Ob er das Bier seines Arbeitgebers bei der Blindverkostung erkennen würde? „Ich glaube schon, dass ich ein Stauder von einem Veltins unterscheiden kann, aber zu behaupten, dass man das zu 100 Prozent erkennt, ist gefährlich. Ich bin Vertriebsdirektor und kein Biersommelier. Außerdem spielen da ganz unterschiedliche Faktoren, wie die Temperatur, eine Rolle“, sagt Derksen, der von solchen Tests lieber Abstand nehmen würde. Die Erfahrung lehre ihn, dass das gründlich schief gehen könne.

Er selbst trinke ein Bier am liebsten in der Gastronomie, die er nicht nur beruflich intensiv beobachte. Der Fachkräftemangel sei ein großes Problem für die Restaurants, viele hätten zusätzliche Ruhetage einführen müssen, bedauert Derksen. Selbst im Ausgehstadtteil Rüttenscheid lasse sich diese Entwicklung beobachten. Und noch etwas sei nicht zu ignorieren: „Früher war Bier das Hauptgetränk in der Gastronomie, heute werden Aperol Spritz und Co. immer beliebter.“

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