Essen-Überruhr. Der Halter ist verreist, Hund, Katze oder Vogelspinne bleiben zu Hause: Dann übernimmt „Cats at Home“. So klappt der mobile Haustier-Service.
Christina Reinhardt liebt Tiere und ist so zu einem seltenen Unternehmen gekommen. Seit 2004 versorgt die Tierarzthelferin Kleintiere, deren Besitzer verreist sind. Im Jahr 2008 gründete sie den mobilen Rundum-Service „Cats at Home“. Meerschweinchen, Kaninchen, Fische oder Hunde allein zu Haus? Die Essenerin betreut und füttert sie nach individuellen Wünschen. Selbst Hühner, Reptilien und eine Vogelspinne besuchte sie schon.
„Zum Glück bin ich Frühaufsteherin“, sagt Christina Reinhardt. An sieben Tagen in der Woche - inklusive aller Feiertage - beginnt die Arbeit der 47-Jährigen um 5.30 Uhr morgens und endet gegen 20 Uhr. Nach 13 Uhr gönnt sie sich eine Verschnaufpause. Zur Freude der schwarzen Königspudelhündin Lupa, die über Frauchens Büro an der Langenberger Straße in Überruhr wacht.
Essenerin fährt 50 bis 100 Kilometer quer durch das Stadtgebiet
Zwischen der Morgen- und der Abendtour erstellt Reinhardt am Schreibtisch die Dienstpläne für die Kleintiere, die sie versorgen soll. Grob umrissen verlaufen diese Runden rund um den Baldeneysee und variieren nach Bedarf. 50 bis 100 Kilometer quer durch das Stadtgebiet südlich der A40 legt die Selbstständige für 15 bis 20 Kunden im Smart oder dem weißen Kastenwagen mit Katzen-Firmenlogo pro Tag in ihrem Job zurück.
„Heute begann meine Arbeit mit Meerschweinchen-Füttern in Stadtwald, danach war ich bei einem Kater in Bredeney“, beschreibt sie den Ablauf am vergangenen Samstag. Am Vormittag habe sie zudem in Kettwig zwei gerade aushäusige Freigängerkatzen besucht, denen sie Futter hinstellte und die Toilette der Miezen reinigte. Einmal lüften und dann im Service-Mobil zu drei hungrigen Samtpfoten in Huttrop. Vor der Mittagspause genossen acht Wellensittiche in Steele frisches Wasser und Körner. „Und ein Termin zum Kennenlernen stand an.“
Denn bevor die mobile Tierpflegerin neue Aufträge annimmt, trifft sie die Halter und ihre Lieblinge in deren Zuhause. Vor Ort macht sie sich ein Bild. Die Namen und Adressen ihrer Kunden verrät sie natürlich nicht, denn Diskretion gehört zum Job. „Die Leute vertrauen mir schließlich ihre Haustiere und die Schlüssel an.“
Essenerin arbeitete zunächst als Hausmeisterin, dann als Tierarzthelferin
Über ihren Geburtsort Koblenz landete Reinhardt nach der Tischlerlehre beim WDR in Köln-Bocklemünd und 1998 im Revier, wo sie als Hausmeisterin im WDR-Studio Essen arbeitete. Doch ihre Tierliebe – mit Hunden und Katzen ist sie aufgewachsen – führte sie im Jahr 2001 zu ihrem ersten Traumberuf Tierarzthelferin. 17 Jahre assistierte sie in einer Praxis im Südviertel. „Ab 2004 habe ich hin und wieder tierische Patienten versorgt, wenn deren Besitzer krank oder verreist waren.“
Die Nachfrage stieg. So sehr, dass Reinhardt, die damals noch in Fischlaken lebte, als Fachkundige mit ihrem mobilen Kleintierservice „Cats at Home“ 2008 nebenberuflich den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Seit 2017 ist das ihr Hauptberuf, ihr Mann ist Angestellter in einer ganz anderen Branche. Neben der Pudeldame Lupa gehören vier Katzen zum Haushalt der Reinhardts sowie eine muntere Schar Prachtfinken und Japanische Mövchen. Die bunten Vögel flattern zwitschernd in einer Fünf-Quadratmeter-Voliere mit Hängebrücke und Lamellensitzen, die an Wartehäuschen erinnern und den gefiederten Gesellen als Schlafstätten dienen.
In sieben im Haus verteilten Aquarien leben exotische Zierfische, Garnelen und Schnecken. Fast ein halber Zoo? „Ohne Tiere gibt es mich nicht“, erklärt Reinhardt mit einem Lachen. Hauskater Hans, Keks und Krümel, Socke, Moni und Rosi, Herr Petterson und Findus – sie alle stehen wiederum in der Kartei der Essenerin. „Mittlerweile habe ich einige Stammkunden. Die Notizen zu den Tieren und Besonderheiten erleichtern mir die Arbeit, wenn zum Beispiel Medikamente benötigt werden.“
Sie tue eigentlich alles, was die Tierhalter wünschen: an einem Geschirr mit Schleppleine den Kater Gassi führen, Eintagsküken aus dem Froster oder lebende Heuschrecken verfüttern. Viele Tierhalter bitten um Bilder ihrer Lieblinge. „Dann mache ich bei den Besuchen noch Fotos und sende sie per Handy.“ Das zerstreue die Sorgen um die daheim zurückgelassene Katze, die Nager oder das Vogelpaar. Für manchen Kunden wässert sie den Garten, gießt Zimmerpflanzen oder sammelt die Post. Die jeweiligen Aufgaben – mit oder ohne „Homesitting“ - werden vorher schriftlich per Vertrag festgehalten. „Abgerechnet wird nach Zeitaufwand.“
Aggressive Haustiere betreut die Essenerin nicht
Nur die Versorgung aggressiver Hausgenossen übernimmt die mobile Tiersitterin nicht. In den Sommerferien wurde sie von einem wütenden Kater in die Hand gebissen. „Er hatte Durchfall und ich musste ihm hinten das Fell säubern. Das hat ihm gar nicht gefallen.“ Berufsrisiko. Doch zum Glück sei die Verletzung ausgestanden. Ohne böse Folgen hingegen verlief die eher ungewöhnliche Betreuung eines schnappenden Ganters. „Mit einem Besen habe ich diesen Gänserich abends in den Stall dirigiert.“
Bei Wind und Wetter ist Christina Reinhardt für zwei- und vierbeinige Kunden unterwegs. Selbst Stürme wie Kyryll (2007) und Ela (2014) hielten sie nicht auf. Das Hochwasser an der Ruhr im Sommer 2021 bescherte der Tierfreundin größere Umwege. Doch am Ende des Tages waren alle zuverlässig versorgt.
Kontakt: mobile-kleintierbetreuung.de.
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