Essen. Die Karstadt Fiege Logistik legt den Beschäftigten im Galeria-Modelager neues Angebot vor. Die Verdi-Mitglieder haben erneut das letzte Wort.

Es sind einmal mehr entscheidende Tage im Modelager von Fiege und Galeria Karstadt Kaufhof an der Hafenstraße in Essen. Die beiden Betreiber haben im seit Monaten währenden Tarifstreit den Beschäftigten ein neues Lohnangebot vorgelegt. Nun sind die Verdi-Gewerkschaftsmitglieder dort in einer Urabstimmung erneut gefragt: Wieder streiken oder das Angebot annehmen? Die Urabstimmung läuft am Donnerstag und Freitag dieser Woche. Kommenden Mittwoch will Verdi das Ergebnis verkünden.

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Anfang Juli hatten die Verdi-Mitglieder das damalige Angebot von Fiege und Galeria mit überdeutlicher Mehrheit abgeschmettert und für einen unbefristeten Streik gestimmt. Anschließend legten große Teile der Belegschaft drei Tage lang die Arbeit nieder und trafen den Geschäftsbetrieb offensichtlich empfindlich. Vom Lager aus werden Galeria-Warenhäuser beliefert, aber auch Retouren aus dem Onlinehandel von Galeria abgewickelt. Vor allem dieser Bereich soll vom Streik besonders betroffen gewesen sein. Kunden, die Waren zurücksenden und vergebens auf Geld warten – da war der Druck auf Fiege und Galeria dann wohl doch zu groß. Die beiden Unternehmen setzten sich vergangene Woche mit Verdi wieder an den Verhandlungstisch.

Modelager in Essen schließt Mitte 2024

Für die rund 500 Essener Beschäftigten im Lager geht es in der Tarifauseinandersetzung um viel. Der Standort wird Mitte nächsten Jahres geschlossen. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten im Niedriglohnsektor, sie erwartet also im Fall der Arbeitslosigkeit nicht gerade ein üppiges Arbeitslosengeld. Jeder Euro, der bis zu Schließung noch oben draufkommt, zahlt darauf ein.

In den jüngsten Gesprächen ist ein deutlich verbessertes Angebot der Arbeitgeber herausgekommen. Für die Essener Beschäftigten sollen die Löhne nun rückwirkend zum 1. Mai um 7,5 Prozent steigen, hinzu kommt eine Inflationsausgleichsprämie von 1250 Euro. „Das ist kein schlechtes Angebot. Zumal man bedenken muss, dass Galeria Karstadt Kaufhof am Ende die Rechnung zahlen muss“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Klaus Zimmermann. Der Essener Warenhauskonzern hatte erst im Juni das zweite Insolvenzverfahren binnen zwei Jahren beendet.

Verdi und Betriebsrat sprechen von gutem Angebot

Das vorherige Angebot von Fiege und Galeria – fünf Prozent mehr Lohn in zwei Schritten – hatten die Verdi-Mitglieder noch rundum abgelehnt. Nun aber gehen Betriebsrat wie auch Verdi davon aus, dass es eine Zustimmung geben könnte. „Ich hoffe auf ein eindeutiges Votum unserer Mitglieder“, sagte Verdi-Sekretär Frank Indervoort.

Betriebsratschef Zimmermann, der mit in der Verhandlungskommission saß, war vor allem wichtig, dass die Löhne rückwirkend zum 1. Mai angehoben werden. Somit entstehen für seine Kollegen und Kolleginnen keine Leermonate. „Damit würde die Lohnerhöhung bis zur Schließung des Lagers Ende Juni 2024 voll auf das Arbeitslosengeld angerechnet“, unterstreicht er.

Ob jedoch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch bis zum Schließungstermin nächstes Jahr an Bord bleiben können, scheint doch eher fraglich. Zimmermann erwartet die erste Kündigungswelle im Oktober. Mancher scheint dem schon zuvor zukommen. Wie der Betriebsratschef bestätigt, haben die Eigenkündigungen seit Verkündung der Schließung zugenommen.

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