Essen. Der „DogwalkerEssen“ hat eine besondere Bindung zu Hunden. Wir zeigen im Video, wie Jörg Müller auch ohne Leckerchen jeden Hund für sich gewinnt.
20 Hunde zusammen im Wald, und es herrscht kein Chaos? Wenn jemand sagt, das geht nicht, kann Jörg Müller nur müde lächeln: Und ob das geht. Der „DogwalkerEssen“, wie sich Jörg Müller selber nennt, ist Hundetrainer. Seit er bei TikTok gezeigt hat, wie er 13 Hunde nur mit Worten für ein Gruppenfoto aufstellt und jeder Hund weiß, was Müller von ihm möchte und wo sein Platz ist, steht das Telefon des 61-Jährigen nicht mehr still.
Über sieben Millionen Views hat das kurze Video mittlerweile und vermittelt in den wenigen Sekunden, wie Jörg Müller mit den Tieren arbeitet und kommuniziert: Sein Ton ist ruhig und liebevoll, seine Ansagen kurz und präzise. Er braucht keine Leine, keine Leckerchen - die Hunde hören und folgen.
Dieser Artikel ist Auftakt zu einer Video-Reihe, in der „DogwalkerEssen“ Jörg Müller bei uns erzählt, wie er mit Hunden arbeitet und warum seine Art der Tierkommunikation so erfolgreich ist.
„DogwalkerEssen“: Er war Metzger, jetzt ist er Hundetrainer
Es ist eine besondere Bindung, die der gebürtige Essener zu Hunden hat. Woher das kommt, kann er nicht sagen. „Es ist eine Gabe, die Gott mir geschenkt hat“, sagt er. Seit 1978 arbeitet er mit Hunden, hat aber erst 2014 seinen Hundetrainerschein (mit höchster Punktzahl) gemacht. Der Weg dahin war steinig: eine schwierige Kindheit als eins von 13 Kindern, dann erst eine Ausbildung zum Metzger, um später als Krankenpfleger zu arbeiten. Und das 30 Jahre lang. Die Belastungen des Jobs mit Schichtdiensten und Doppelschichten haben ihn krank gemacht.
Jörg Müller redet offen über sein Leben, in dem es viele Tiefen gab: „Ich hatte eine Depression - und das war für mich der Wendepunkt.“ Sein Hund Lucky, der mit nur drei Jahren an Krebs starb, habe ihm gezeigt, wie „das mit den Hunden geht“. Von Lucky habe er gelernt, was die Tiere brauchen, wie man mit ihnen arbeiten kann und wie diese Arbeit zum Erfolg führen kann.
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„DogwalkerEssen“: Hundestunde als Therapie
Seine ersten Stunden als Hundetrainer waren für ihn selbst eine Therapie: „Ich habe gemerkt, ich kann das - und ich kann das gut! Den Tieren und den Menschen zu helfen, das hat mir sehr viel gegeben.“ Geld wollte er anfangs für seine Arbeit daher gar nicht nehmen. Wertschätzung und Dankbarkeit waren für ihn neu, damit umzugehen musste er erst lernen.
„DogwalkerEssen“: „Gib mir einen Angsthund, und ich löse das Problem.“
Mittlerweile lebt Jörg Müller in Velbert, ist aber meist in Essen unterwegs. Wenn er heute über seine Arbeit spricht, ist er selbstbewusst. „Gib mir einen Angsthund, und ich löse das Problem in maximal zwei Stunden“, sagt er. Die Tiere sind ihm wichtiger als die Menschen, gibt er zu. Dass viele Hund ins Tierheim abgeschoben werden, weil das Miteinander zwischen Tier und Halter nicht klappt, macht ihn traurig. Da möchte er ansetzen. Sein Motto: Kein Hund wird aufgegeben! „Ich bringe den Tieren keine Tricks mit Leckerchen bei, sondern lehre sie Sozialverhalten“, erklärt Müller.
Alles zum DogwalkerEssen, weitere Videos und andere Hunde-Geschichten lesen Sie unter: www.waz.de/dogwalkeressen
Der Hund müsse wissen: „Benehme ich mit gut, bekomme ich dafür auch etwas. Das Herrchen gibt mir Futter, einen Schlafplatz, Schutz und die Möglichkeit, mein Geschäft zu verrichten - also gebe ich auch etwas zurück.“ Gleichzeitig müsse aber auch der Halter lernen, dass er der mental Stärkste in der Beziehung sein muss, dass er respektvolles Verhalten vom Hund einfordern muss - und ihm nicht einfach so allen „Luxus“ anbieten darf. Das Ziel von Müllers Arbeit ist es, dass der Halter am Ende an der Spitze derMensch-Hund-Beziehung steht - und dort auch bleibt. „Es muss eine Symbiose zwischen Halter und Hund entstehen, damit der Alltag harmonisch verläuft“, sagt Müller.
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„DogwalkerEssen“: Viele nennen ihn den Hundeflüsterer
Jörg Müller arbeitet meist 16 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche - als Belastung empfindet er das nicht. „Das ist anders als damals in der Pflege“, sagt er. „Ich liebe das, was ich tue. Ich kann das, was ich tue. Ich bin dankbar für das, was ich tue.“ Und so hat er hat noch viele Ideen und Pläne. Er hat ein Buch über seine Arbeit geschrieben, das zeitnah auf den Markt kommen soll. Aber sein tiefster Herzenswunsch ist ein auf Hunde gestütztes Therapiezentrum für Kinder.
Das Telefonat mit Jörg Müller dauert knapp eine Stunde. Am Ende sagt er: „So, ich hab grad 17 Hunde hier, wir gehen jetzt in den Wald.“ 17 Hunde, von denen man die ganze Zeit rein gar nichts gehört hat. Mit denen der oft als Hundeflüsterer betitelte Essener noch nicht einmal flüstern musste…