Essen. Im Westviertel sind die Bagger angerollt. An der Frohnhauser Straße entsteht eins der modernsten Trainingszentren der Polizei in Europa.

31 Bäume sind gefallen, einige marode Gewerbehallen abgerissen, jetzt wird die Fläche des rund 20.000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Frohnhauser Straße 95 im Essener Westviertel mit schwerem Gerät begradigt: Die Bauarbeiten für eins der modernsten Trainingszentren der Polizei in Europa haben begonnen.

Ist das Regionale Trainingszentrum (RTZ) bis voraussichtlich bis zum Sommer des kommenden Jahres fertiggestellt, endet für die Polizistinnen und Polizisten der Essener Behörde eine jahrelange Odyssee: Nach dem Aus für den maroden Schießstand auf dem Gelände der ausgemusterten Polizeischule in Bredeney sahen sich die Vollzugskräfte über Jahre gezwungen, auf andere Behörden auszuweichen, um das verpflichtende Training an der Dienstwaffe überhaupt noch absolvieren zu können.

Neue Maßstäbe bei der polizeilichen Fortbildung

Mit der geplanten Anlage an der Frohnhauser Straße werden nach Überzeugung des Düsseldorfer Innenministeriums als auch des Bauherrn, der Essener Thelen-Gruppe, Maßstäbe bei der Qualität der polizeilichen Fortbildungsmöglichkeiten gesetzt. Der völlig neu konzipierte Komplex biete einzigartige Bedingungen, unterschiedlichste Lagen zu üben.

„Die Polizei muss sich immer komplexeren Situationen stellen, für die sie sich so realitätsnah wie möglich vorbereiten muss“, ist Innenminister Herbert Reul (CDU) überzeugt. Das RTZ mit modernster Technik erlaube es, unterschiedlichste Szenarien unter realen Einsatzbedingungen zu trainieren.

Polizisten üben einen bewaffneten Einsatz im Trainingszentrum in Dortmund. Die Essener Variante soll deutlich moderner werden.
Polizisten üben einen bewaffneten Einsatz im Trainingszentrum in Dortmund. Die Essener Variante soll deutlich moderner werden. © Unbekannt | Jochen Tack

Neben drei jeweils 25 Meter langen Schießständen einzigartig ist ein mit Einsatzfahrzeugen befahrbarer 100 Meter langer Schießstand, der der Polizei zudem durch eine angesetzte Aufweitung von 25 mal 25 Metern bis dahin nicht zur Verfügung stehende Übungspotenziale eröffnet.

Um möglichst komplexe Abläufe wie etwa bei Terrorlagen zu schaffen, wird nicht nur schusssicheres Material verbaut, sondern auch spezielle Geschossfänge, Kamerasysteme und hocheffiziente Lüftungsanlagen sind vorgesehen, bei denen es sich zum Teil um Neuentwicklungen handelt, um sie untereinander kompatibel zu machen.

Auch eine 270-Grad-Schießanlage ist vorgesehen

All diese Möglichkeiten samt einer 270-Grad-Schießanlage sollen aber nicht nur der Essener Polizei, sondern auch der Behörde in Bochum sowie Spezialeinheiten aus anderen Bundesländern als auch aus Nachbarstaaten zugute kommen.

Das RTZ, das ursprünglich mit etwa 30 Millionen Euro Gesamtkosten veranschlagt war, wird nach seiner Fertigstellung vom Land angemietet und mindestens 20 Jahre lang betrieben. Mehrere Unternehmen hatten sich 2019 auf die europaweite Ausschreibung des Projektes beworben.

Die Essener Thelen-Gruppe, die unter anderem auch Essens größtes neues Stadtquartier „Essen 51“ verwirklicht, erhielt schließlich den Zuschlag, bevor der endgültige Vertrag am 27. April 2020 im Polizeipräsidium Essen besiegelt wurde.