Essen. Einsatzkräfte wurden in Ratingen bei einer Explosion verletzt. Essener Motorradfans machen nun eine Sternfahrt – aus Solidarität mit den Opfern.
Mehr als zwei Monate sind vergangen, seitdem bei einer Explosion in Ratingen 35 Menschen verletzt worden sind, neun von ihnen schwer. Bei den Schwerverletzten handelt es sich um Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr. Der Fall hatte bundesweit Entsetzen hervorgerufen, die Spendenbereitschaft war und ist immens. In Essen werden sich am Wochenende Polizisten und Feuerwehrleute an einer großen Solidaritätsaktion beteiligen und auf Motorrädern nach Ratingen fahren.
Zur Erinnerung: Ein 57-jähriger Ratinger soll am Morgen des 11. Mai eine folgenschwere Explosion ausgelöst haben, als Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr bei einem Routineeinsatz seine Wohnungstür öffneten. Gegen den 57-Jährigen wird wegen neunfachen versuchten Mordes ermittelt. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte im Landtagsinnenausschuss berichtet, dass schwer verletzte Einsatzkräfte nach der Explosion brennend zehn Stockwerke hinab auf die Straße gelaufen.
„Blue Knights Germany Rhein-Ruhr“ fahren nach Ratingen
Rainer Wittka ist pensionierter Polizist und Vize-Präsident der „Blue Knights Germany Rhein-Ruhr“ mit Sitz in Essen – eine Ortsgruppe des Motorradclubs „Blue Knights“. Dieser wurde Ende der 70er in den USA als „Vereinigung motorradfahrender Polizeibeamter“ gegründet. Zusammen mit anderen Clubmitgliedern wird sich Wittka am Samstag aufs Motorrad setzen. „Wir beteiligen uns an einer Sternfahrt“, sagt der 63-Jährige. In Ratingen wollen sie sich am späten Nachmittag mit anderen Gruppen an der Feuerwache in Breitscheid Treffen. Die Motorrad-Charity-Sternfahrt hat eine Blue-Knights-Ortsgruppe vom Niederrhein organisiert.
„Wir als Essener haben uns gedacht: Auch in unserer Stadt kann man sich sammeln“, so Wittka. Und da der 63-Jährige Verbindungsstellenleiter der International Police Association (IPA) in Essen ist, die das Polizeimuseum in der Theodor-Althoff-Straße unterhält, war der Treffpunkt schnell gefunden. Ab 11 Uhr sollen sich möglichst dort möglichst viele Feuerwehrleute und Polizisten mit ihren Motorrädern treffen.
Wie viele es genau werden, wird man sehen. Fakt ist, dass die Teilnehmer den Opfern der Explosion und deren Familien signalisieren wollen: „Ihr seid nicht alleine!“ Gegen 15 Uhr wollen die „Blue Knights Germany Rhein-Ruhr“ gen Ratingen aufbrechen. Zwei Stunden würde man bei direktem Weg nicht dorthin brauchen, allerdings, so Wittka: „Wir fahren landschaftlich schön.“ Bedeutet: Bei der Sternfahrt wird nicht der direkte Weg gewählt werden.
Rainer Wittka aus Essen erinnert sich an Einsatz in Kray
Rainer Wittka hat seine gesamte Dienstzeit bei der Polizei Essen er auf der Straße gearbeitet, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Er selbst habe in der Zeit nicht so etwas Schlimmes erleben müssen, wie es vor zwei Monaten in Ratingen geschehen ist. Gleichwohl weiß aber auch der 63-Jährige, dass eigentliche Routineeinsätze völlig aus dem Ruder laufen können.
Er erinnert sich an einen Vorfall, der bereits viele Jahre zurückliegt und sich in Kray zugetragen habe. „Wir wollten dort eigentlich nur einen Haftbefehl vollstrecken“, sagt Wittka. Als die Tür der betreffenden Wohnung geöffnet wurde, staunten sein Kollege und er nicht schlecht. Im Innern waren Männer gerade dabei, Drogen zu portionieren. Die Situation eskalierte, Verstärkung musste gerufen werden. Er sagt: „Es gibt nichts, was es nicht gibt.“
>>> INFO: Toten Hosen spendeten Einnahmen aus Versteigerung
- Die Toten Hosen haben für 15200 Euro eine Feuerwehrjacke zugunsten der Opfer der mörderischen Explosion von Ratingen versteigert. „Wir legen noch mal die gleiche Summe drauf“, teilte die Band am Donnerstag mit. Somit gingen 30400 Euro an das Aktionskonto, das die Ratinger Feuerwehr eingerichtet habe.
- Sänger Campino (61) hatte die Jacke im vergangenen Jahr von der Düsseldorfer Feuerwehr zum Bandjubiläum – 40 Jahre Tote Hosen - geschenkt bekommen, die er dann beim Lied „112“ immer wieder auf der Bühne angezogen hatte. (dpa)
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