Essener Norden. Die Stadt will im Essener Norden zwei Grillzonen einrichten. Darüber, wo das sein könnte, gehen in der Ortspolitik die Meinungen auseinander.
Die Stadt will im Essener Norden zwei Grillzonen einrichten: im Kaiser-Wilhelm-Park in Altenessen und am Katernberger Bach in Katernberg – ersterer in Bezirk 5, der andere im Bezirk 6. Gleichzeitig soll das Grillen in allen anderen städtischen Anlagen verboten werden. Die beiden zuständigen Bezirksvertretungen (BV) haben darüber bereits abgestimmt und kamen zu unterschiedlichen Auffassungen: In Altenessen wird eine Grillzone eingerichtet, in Katernberg zunächst nicht. Ob das Grillverbot im Bezirk 6 nun umgesetzt wird, ist unklar.
Sechs Vorschläge für Grillzonen in Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg habe die Stadtverwaltung in der Juni-Sitzung der BV 6 gemacht – fünf davon seien direkt wieder vom Tisch gewesen, „weil es da einfach nicht ging“, sagt André Vollmer, Fraktionsvorsitzender der SPD im Bezirk. „Dann kam als letztes der Knackpunkt: der Katernberger Bach.“ Der wurde gerade als Teil des Generationenprojektes Emscher-Umbau von der Emschergenossenschaft offengelegt und in ein kleines Naherholungsgebiet verwandelt – mit Rad- und Wanderwegen, einem Spielplatz und Sitzgelegenheiten. Ein perfekter Ort, um zu grillen. Dachte die Stadtverwaltung. Und stieß in der Bezirksvertretung 6 auf Widerstand.
Viel Geld in Renaturierung investiert
Viel Geld sei in die Renaturierung investiert worden, „um in unserem Stadtbezirk da so eine wunderschöne Sache hinzusetzen“, so Vollmer. „Ich stehe zu 1000 Prozent hinter diesem Projekt. Aber jetzt muss man sich einfach mal vorstellen, wie es dort aussähe, wenn das Grillen erlaubt wäre. Schauen Sie sich mal den Stadtgarten am Aalto-Theater an. Wenn da am Wochenende gegrillt wird, dann stolpern Sie am Montagmorgen über Berge von Müll. Und der landet dann im renaturierten Katernberger Bach.“
Positiv sieht Vollmer die Einrichtung von öffentlichen Toiletten an einer Grillzone: „Das ist eine gute Sache, aber das könnte man ja auch für diejenigen einrichten, die da spazieren gehen oder ihre Kinder auf dem Spielplatz betreuen.“ Für eine Grillzone gebe es aber keine entsprechende Infrastruktur wie etwa Parkplätze. Auch dürfe man zu nah am Wald ohnehin nicht grillen, da die Gefahr von Waldbränden bestehe. „Das ist uns in den vergangenen Jahren immer wieder gesagt worden.“
Bezirksvertretung 6 lehnt Grillzone ab
Zu guter Letzt könne man auch den Anwohnern nicht zumuten, hier „zugeräuchert“ zu werden. Vollmer: „Da haben Menschen mit der eigenen Hände Arbeit ein Haus erwirtschaftet. Dann kommen da Leute aus Gelsenkirchen und grillen, und wir als Bezirksvertretung bekommen da die Kritik ab. Dem kann ich nicht mit hundertprozentiger Überzeugung zustimmen.“ Der Kritik schlossen sich zwar nicht alle Stadtteilpolitiker an, doch die Mehrheit in der Bezirksvertretung 6 lehnte auch den Katernberger Bach – und damit die sechste und letzte von der Stadt vorgeschlagene Möglichkeit – als Grillzone ab.
Grillzonen in Essen
Die Stadt Essen hat die Ausweitung des 2022 gestarteten Grillzonen-Projekts im Rat beschlossen und will weitere Grillzonen in öffentlichen Grünanlagen ausweisen. Im vergangenen Jahr hatte man damit im Stadtgarten und im Nordpark gute Erfahrungen gemacht – jetzt sollen in Essen weitere acht Grillzonen hinzukommen.
Jeder Essener Bezirk hätte damit einen ausgewiesenen Grillplatz. Vorher müssen aber noch die jeweiligen Bezirksvertretungen zustimmen.
Gleichzeitig wäre das Grillen in allen anderen städtischen Grünanlagen nicht mehr gestattet. Das allgemeine Grillverbot, das der Rat der Stadt bereits im August 2020 verabschiedet hatte, würde dann in Kraft treten.
Anders die Situation in der Bezirksvertretung 5: Hier gab es in der Juni-Sitzung mit dem Kaiser-Wilhelm-Park von der Verwaltung nur einen Vorschlag. „SPD und CDU haben gesagt: Wenn wir keinen Grillplatz finden, dann tritt das Grillverbot in unserem Bezirk nicht in Kraft. Deshalb haben sie diesem Antrag zugestimmt“, erklärt der parteilose Bezirksvertreter Friedel Frentrop, der sich als einziger gegen die Einrichtung einer Grillzone aussprach. „Ich habe schon vor 20 Jahren gesagt, dass das Grillen auf öffentlichen Flächen verboten werden soll.“
„Personal für Kontrolle fehlt“
Doch das neue Projekt werfe zu viele unbeantwortete Fragen auf: „Wer kontrolliert die Einhaltung der Regeln in den Parks?Was ist mit der Brandgefahr bei den zu erwartenden Trockenzeiten? Wer kontrolliert die verkehrliche Situation rund um die Parks bei schönem Wetter? Wie sollen die 1100 Liter umfassenden Müllcontainer entsorgt werden? Fährt dann der Müllwagen mitten durch den Kaiser-Wilhelm-Park und zerstört die Schotterwege?“ Zumindest auf diese letzte Frage, so Frentrop, habe er eine Antwort erhalten: Es gebe auch kleinere Müllwagen.
„Ich möchte den Leuten ja gar nicht die Freude am Grillen verbieten“, so Frentrop weiter. „Aber ich möchte, dass die Grünflächen dazu genutzt werden, wozu sie einmal angelegt wurden: als Erholungsgebiete.“ Die einzige für ihn vorstellbare Lösung: feste Grillplätze, die gebührenpflichtig vermietet werden, ähnlich wie im Grugapark. Frentrop: „Dann würden diejenigen, die grillen, auch für die Reinigung bezahlen. Dann haben wir allerdings wieder das Problem, dass die Stadt nicht genügend Personal für die Reinigung und die Kontrolle hat.“
Bezirksvertretung 5 beschließt Grillzone
Durchaus zahlreiche Argumente also gegen öffentliche Grillzonen. Doch denen schloss sich die BV 5 letztlich nicht an: Die Einrichtung einer Grillzone im Kaiser-Wilhelm-Park ist beschlossene Sache.
Bleibt die Frage, ob es überhaupt einen Bedarf für Grillzonen in jedem Essener Bezirk gibt. „Ich bin jetzt seit fast 20 Jahren Mitglied der Bezirksvertretung 6“, sagt André Vollmer. „In all den Jahren und auch bei der Bürgerbeteiligung zur Renaturierung ist nicht einmal der Wunsch formuliert worden, am Katernberger Bach grillen zu wollen.“
Der in Altenessen unterlegene Frentrop freut sich über die Ablehnung im Nachbarbezirk: „Ich finde das hervorragend, dass die BV 6 den Mut hatte, nein zu sagen. Ich bin jetzt mal gespannt, was passiert. Ob wegen der Ablehnung das Grillen im ganzen Bezirk verboten wird.“ Ob es tatsächlich keine Grillzone in Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg geben wird, steht allerdings noch nicht fest, denn Vollmer zeigt sich letztlich gesprächsbereit: „Ich habe dem Abteilungsleiter von Grün und Gruga gesagt, er möge bitte seiner Kreativität freien Lauf lassen und nochmal gucken, ob er nicht an anderer Stelle einen möglichen Grillplatz findet.“