Essen-Stadtwald. An stürmischen Tagen wie dem 5. Juli stellt sich die Frage nach der Sicherheit im Wald. Doch auch bei ruhigem Wetter können Äste abbrechen.

  • Der Abbruch eines großen Astes im Wald an der Frankenstraße beunruhigt eine Essenerin.
  • Sie wünscht sich von der Stadt einen anderen Umgang mit dem Thema Bäume.
  • Grün und Gruga verweist auf neues Konzept und die Eigenverantwortlichkeit der Bürger.

Um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Wald sorgt sich Estelle Fritz, die sich für das „Bündnis Grüne Lungen für Essen“ engagiert. Aktueller Anlass: der Abbruch eines massiven Astes im Wald an der Frankenstraße in Essen-Stadtwald. Die Bürgerin fragt nun nach dem Umgang der Stadt mit Bäumen in Zeiten des Klimawandels.

Als Estelle Fritz vor kurzem mit dem Fahrrad unterwegs war, hat sie nach eigenen Angaben am Eingang des Waldes in Höhe der Straße Berenberger Mark einen rund 20 Meter langen abgebrochenen Ast einer Esche entdeckt. Der habe einen Durchmesser von etwa 25 Zentimetern gehabt. Aufgrund der hellen Abbruchstelle und der noch recht frischen Blätter habe sie vermutet, dass der Abbruch noch nicht lange her gewesen sei.

„Die Wucht des Aufpralls war offenbar so groß, dass sich der Ast in den Boden gerammt hat. Mensch oder Tier hätten das nicht überlebt, wenn sie getroffen worden wären“, vermutet die Bürgerin. Was sie besonders nachdenklich macht: In den Tagen und Wochen zuvor sei das Wetter gut gewesen, es habe weder Gewitter noch Sturm gegeben, die den Abbruch des Astes hätten verursachen können.

Essenerin sieht den Wald als wichtige Erholungsmöglichkeit für Stadtmenschen

„Mich würde interessieren, wie es sein kann, dass in unseren Wäldern Äste dieser Dimension einfach vom Baum krachen? Was ist die Ursache dafür und was wird dagegen unternommen?“, möchte sie wissen. Der Wald diene der Erholung der Menschen in der Stadt, doch in Zeiten des Klimawandels habe sich einiges verändert, findet sie. Schilder zum Thema Sicherheit im Wald aufzustellen und an die Eigenverantwortlichkeit der Bürger zu appellieren, sei nicht genug.

Die Gefahr, dass auch größere Äste einfach abbrechen könnten, dürfe nicht dazu führen, dass Menschen den Aufenthalt im Wald meiden. „Viele Menschen haben ein emotionales Verhältnis zum Wald, wollen dort ohne Angst unterwegs sein“, sagt sie. Doch schon jetzt gebe es im Wald manchmal Hinweise, dass man die Wege nicht verlassen solle.

„Wir leben in neuen Zeiten, da muss auch die Stadt neue Wege gehen und statt auf immer längere Fälllisten verstärkt auf Pflege und Baumerhalt setzen, sowohl bei den Straßen-, als auch bei den Waldbäumen“, findet Estelle Fritz. Ihrer Ansicht nach kläre die Stadt zu wenig darüber auf, wie sie mit der aktuellen Situation umgeht. Andererseits gebe es ja durchaus positive Beispiele wie die „Gießkannenhelden“, also Bürger, die Bäume in ihrem Viertel wässern, um so die Folgen des Klimawandels zu lindern.

Solche Schilder am Waldeingang sind nicht genug, findet die Bürgerin.
Solche Schilder am Waldeingang sind nicht genug, findet die Bürgerin. © Estelle Fritz

Elisabeth Frieling, Sprecherin von Grün und Gruga, verweist auf das neue Konzept für Waldbäume, das die Stadt seit Oktober 2022 umsetze. Dieses sei in Zusammenarbeit mit externen Fachleuten entwickelt worden und ergänze die reguläre Kontrolle der Bäume. Ziel sei eine baumerhaltende Kontrolle in Verbindung mit einer nachfolgenden Erhaltungspflege für den Waldbaum, heißt es auf der Internetseite der Stadt, auf der auch Tipps und Regeln für den Waldbesuch zu finden sind.

Gerade in Zeiten des Klimawandels gewinne der Umgang mit Risikobäumen im Wald immer größere Bedeutung, insbesondere in Bezug auf Fällentscheidungen. Die Stadt bemüht sich nach eigenen Angaben, die Verkehrssicherung im Stadtbaumbestand und in den Essener Wäldern differenzierter und baumerhaltender als in der Vergangenheit zu gewährleisten.

Das Betreten des Waldes erfolgt auf eigene Gefahr

Laut Elisabeth Frieling gibt es – anders als an öffentlichen Straßen – im Wald keine umfassende Verkehrssicherungspflicht für Bäume. Dies gelte für sogenannte „waldtypische Gefahren“, die von lebenden und toten Bäumen oder dem natürlichen Bodenbestand ausgingen. Das Betreten des Waldes erfolge somit auf eigene Gefahr.

„Es liegt in der eigenen Verantwortung, beim Waldbesuch selbst auf mögliche Gefahrenquellen wie zum Beispiel herabfallende Äste, Totholz oder umstürzende Bäume zu achten“, so die Sprecherin. Bei starken Wind ab Stärke 6 müssen deshalb Aktionen im Wald abgesagt werden. Bei Sturm, wie er beispielsweise am 5. Juli über Essen fegte, sei der Aufenthalt im Wald lebensgefährlich.

Sturmtief „Poly“ verursacht nur vereinzelt Schäden

An diesem Sturmtag kam es zum Glück nur zu vereinzelten Schäden. Laut Martin Gülpen von Grün und Gruga hat Sturmtief „Poly“ im Stadtgebiet lediglich vereinzelt Ast- und Kronenbrüche verursacht. Im Wald habe es auch einige Baumstürze gegeben. Vereinzelt hätten Altbäume mit dichtem Laub dem Winddruck nicht standgehalten und Brüche im Kronenbereich davongetragen. Erforderliche Aufräumarbeiten würden noch in dieser Woche abgeschlossen.

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