Essen. Das Projekt „Gießkannenhelden“ will die Essener Stadtbäume vor Dürre und Trockenheit retten. Was die Initiatoren bisher erreicht haben.
Heiße, trockene Sommer, Starkregen, versiegelte Flächen und fehlende Speichermöglichkeiten für Regenwasser: Die Initiatoren der „Gießkannenhelden“ sagen den Essener Stadtbäumen keine rosige Zukunft voraus. Mit seinem Projekt will das Bündnis aus verschiedenen Organisationen und Förderern gegensteuern. Gerade sind fünf neue Wassertanks am Essener Beginenhof aufgebaut worden.
Zur Erinnerung: Das Projekt „Gießkannenhelden“ unterstützt Ehrenamtliche dabei, die Bäume in ihrer Nähe mit Regenwasser zu gießen. Dafür soll ein stadtweites Netz aus 1000-Liter-Wassertanks entstehen. Voraussetzung: Es finden sich möglichst viele Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer, die die Tanks auf ihrem Grundstück aufstellen und an ihre Regenfallrohre anschließen lassen.
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Essen: Wassertankpaten müssen nicht für die Anschaffung bezahlen
Nach dem Patenprinzip übernehmen sie dann die Verantwortung für den Tankstandort und können entscheiden, ob der Tank für die Öffentlichkeit zugänglich ist oder von privaten Gießgruppen genutzt werden soll. Kosten entstehen ihnen dabei nicht. Sowohl die Anschaffung des Tanks als auch der Anschluss werden durch das Projekt finanziert, das unter anderem vom Land NRW gefördert wird. Außerdem können sich Ehrenamtliche registrieren, die die Bäume gießen möchten.
Als Etappenziel hatten sich die Verantwortlichen gesetzt, bis Ende des Jahres 200 Tanks aufzustellen. 175 sind es nun. Zuletzt stieg der Rüttenscheider Beginenhof ein und orderte fünf Tanks. „Wir leben und engagieren uns gerne in unserem Stadtteil“, so Vorstandsmitglied Barbara Feldhordt. Als Platz-Schenkerinnen eines Tankes könne man gemeinschaftlich einen einfachen Beitrag zum Erhalt der Essener Straßenbäume leisten.
„Wir sind sehr zufrieden – es geht immer schneller“ bilanziert Janina Krüger von der Ehrenamt-Agentur Essen, die gemeinsam mit dem Runden Umwelttisch Essen und und der Initiative Gemeinsam für Stadtwandel zu den Initiatoren des Projektes gehört. 250 Ehrenamtliche haben sich bisher zum Gießen der Stadtbäume registriert.
Nächstes Ziel: 350 Tanks in Essen bis Ende Februar 2022
„Die Bereitschaft, etwas für die Umwelt zu tun, ist grundsätzlich sehr groß“, bestätigt auch Hendrik Rathmann von der Ehrenamtsagentur. Für die Einzelperson, die im fünften Stock lebe, gestalte es sich allerdings schwierig, auf eigene Faust mit der Gießkanne loszuziehen. Hier schaffe das Projekt Abhilfe. Frank Münter vom Runden Umwelttisch berichtet zudem, es gebe bereits Anfragen aus anderen Städten, die sich für das Pilotprojekt interessierten.
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Das nächste Ziel: Bis Ende Februar 2022 sollen 350 Tanks in Essen stehen. „Auch wenn es im Moment viel regnet, ist das trotzdem gerade jetzt wichtig“, betont Klaus-Dieter Bussmann vom Runden Umwelttisch. Denn man müsse auf den nächsten Sommer vorbereitet sein, der wieder sehr heiß werden könne. „Dieses Jahr war etwas regenreicher, man darf aber nicht vergessen: Davor hatten wir zwölf zu trockene Jahre am Stück“, so Bussmann. Laut aktuellen Untersuchungen seien 50.000 Straßenbäume in Essen bereits jetzt in einem so schlechten Zustand, dass sie vom Absterben oder der Fällung bedroht seien.
Bündnispartner wollen große Wohnungsgesellschaften ansprechen
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Das sei nicht zuletzt fatal, weil es sich die Ruhrkonferenz als Ziel gesetzt habe, das Ruhrgebiet zu einer „klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ zu machen. „Dafür braucht es Maßnahmen wie Flächenbegrünung, zum Beispiel auf Dächern“, sagt Bussmann. „Es ist aber genauso wichtig, unsere bestehende Begrünung zu erhalten.“ Nur so gebe es genug Verdunstungskapazitäten in heißen Sommern – und es sei damit zu rechnen, dass die Temperaturen auch in Essen in der Zukunft immer wieder bis auf 40 Grad steigen würden.
Um das Projekt weiter voranzutreiben, sollen nun noch mehr Freiwillige gefunden werden, die Tanks aufstellen möchten. „Wir wollen Schulen, Kitas und Vereine ansprechen“, nennt Janina Krüger einige Beispiele. Außerdem sollen verstärkt die großen Wohnungsgesellschaften angesprochen werden. Klaus-Dieter Bussmann: „Sie haben einen so großen Bestand, dass es ohne sie nicht geht.“