Der Bau des Radschnellweges durch Essen geht nur langsam voran. Nun sucht das Land für ein Teilstück im Essener Osten eine alternative Trasse.
Dass der Bau des Radschnellweges RS1 durch Essen gefühlt nur im Schritttempo vorangeht, daran hatten sich Radfahrerinnen und Radfahrer bereits gewöhnt. Lichtblicke wie der Bau der Brücke über den Berthold-Beitz-Boulevard vor zwei Jahren gibt es aus Sicht der Fahrradverbände viel zu selten. Jüngste Äußerungen vonseiten des Landesbetriebes Straßen.NRW zum Stand der Planungen sorgen nun abermals für Verdruss. So macht sich der Landesbetrieb auf die Suche nach einer neuen Trassenführung.
Konkret geht es um den Abschnitt des RS1 von der Rotthauser Straße bis zum Stoppenberger Bach in Richtung Innenstadt entlang der Gleise der Deutschen Bahn. Planungen auf Grundlagen der vorliegenden Machbarkeitsstudie hätten gezeigt, dass es kurzfristig nicht möglich sei, den Radschnellweg auf der angedachten Trasse zu realisieren, teilte Straßen.NRW auf Anfrage der Redaktion mit. Neben der Trassenführung auf dem Bahndamm sollen deshalb nun andere Varianten geprüft werden. Welche? Ergebnis offen.
Die 2018 vorgelegte Machbarkeitsstudie zum RS1 hat unter anderem folgendes Problem identifiziert: Radfahrer fahren auf der Trasse unter der Oberleitung. Die Studie spricht von einer „Anpassung der Querfelder“. Die grundsätzliche Zustimmung der DB Netz AG liege vor. Geschehen ist aber offenbar nichts.
„Das ist alles sehr ernüchternd“, kommentiert Mirko Sehnke, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) diese Entwicklung. Vertreter von Straßen.NRW hatten zum Stand der Planungen vor dem Fachausschuss des Stadtrates berichtet. Wie eine geänderte Trassenführung aussehen könnte, darüber kann Mirko Sehnke nur rätseln. „Große Alternativen sehe ich da nicht.“
Aus Sicht des ADFC ist es ein Rückschlag. Zur Erinnerung: 83 Oberleitungsmasten waren 2021 von der Bahn gesetzt worden, teilweise auf die Trasse des RS1. Ein Schildbürgerstreich und das Ergebnis nicht abgestimmter Planungen. Für Verwunderung sorgt, dass die neuen Masten noch nicht verdrahtet sind, obwohl zwei Jahre ins Land gezogen sind. Um an der Oberleitung arbeiten zu können, sei eine Sperrpause nötig, erläutert eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage. Züge fahren dann nicht. Voraussichtlich im Dezember dieses Jahres soll es so weit sein.
Voran geht es immerhin auf dem geplanten Trassenstück des RS1 zwischen der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen und dem Bahnhof Kray, die Bauarbeiten am Radschnellweg sollen 2024 beginnen.
Gefühlt in Trippelschritten geht es im nördlich der Innenstadt gelegenen Eltingviertel weiter. Straßen.NRW hat inzwischen die Planungen für einen neuen Gleisanschluss an das Betriebsgelände von Goldschmidt/Evonik fertiggestellt. Diese liegen der Deutschen Bahn zur Prüfung vor, wie der Landesbetrieb mitteilt. Anschließend würden die Unterlagen an das Eisenbahnbundesamt weitergereicht, wo für die Verlagerung des Gleisanschlusses ein eigenständiges Planfeststellungsverfahren durchgeführt wird. Straßen.NRW will sich nicht festlegen, wie lange das Verfahren dauern wird. Von mindestens einem Jahr ist wohl auszugehen.
Allbau will Wohnungen bauen
Die Verlagerung des Gleisanschlusses auf die östliche Seite des Betriebsgeländes ist die Voraussetzung dafür, dass der Bahndamm teilweise zurückgebaut werden kann, der das Eltingviertel von der Innenstadt trennt. Der Allbau will Flächen von der Bahn erwerben, um dort Wohnungen zu bauen, wartet aber noch auf einen Bebauungsplan. Auf dem verbliebenen Damm soll der RS1 verlaufen mit Anschluss über die Gladbecker Straße hinweg an das Universitätsviertel.
Von der führt die Radtrasse weiter in Richtung Mülheim. Den für Radschnellwege vorgesehenen Ausbaustandard erfüllt die Trasse nicht. Straßen.NRW hat den Regionalverband Ruhr damit beauftragt, eine genehmigungsfähige Planung zu erarbeiten. Vorgesehen ist eine 6,5 Meter breite Trasse, die aus einem vier Meter breiten Radweg und einem 2,5 Meter breiten Fußweg besteht. Der RVR hat mit der Planung ein Ingenieurbüro betraut. Untersucht werden müsse, ob die vorhandenen Brücken verbreitert werden können oder durch neue Brücken ersetzt werden müssen. Zum Zeitrahmen äußerte sich der Regionalverband nicht. Bis Radler Essen auf der gesamten Trasse durchqueren können, werden noch Jahre vergehen, erst Ende des Jahrzehnts dürfte es wohl so weit sein.