Essen. Die Deutsche Bahn hat in Essen neue Oberleitungsmasten aufgestellt – genau auf die vorgesehene Trasse des RS1. Dessen Planer sind überrascht.
Liegt Schilda an der Bahnstrecke bei Essen-Kray? Was dort neuerdings zu sehen ist, erinnert auf den ersten Blick zumindest an einen Schildbürgerstreich. Entlang der Gleise hat die Deutsche Bahn neue Oberleitungsmasten aufgestellt. Und zwar genau auf der geplanten Trasse des Radschnellweges RS1.
Von der Brücke an der Joachimstraße sind die Masten gut zu sehen. 83 sind es an der Zahl, frisch einbetoniert auf einem Gleis, über das augenscheinlich schon lange keine Züge mehr fahren. Genau dort, südlich der vielbefahrenen Bahnstrecke zwischen Essen und Bochum, soll der RS1 verlaufen. So sehen es bislang die Planungen des Landesbetriebes Straßen.NRW vor.
Der genaue Standort der Masten war nicht ersichtlich, heißt es bei Straßen.NRW
„Wir haben die Masten da nicht hingestellt“, sagt eine Sprecherin des Landesbetriebes auf Anfrage der Redaktion und lässt durchblicken, dass die Planer des RS1 durchaus überrascht davon waren, was sich ihnen da in den Weg stellt. Ein vom Landesbetrieb beauftragtes Ingenieurbüro sei zwar von der Deutschen Bahn vorab darüber informiert worden, dass Oberleitungsmasten aufgestellt werden. Der genau Standort der Masten sei aber nicht ersichtlich gewesen.
Straßen.NRW suche nun das Gespräch mit der Deutschen Bahn, „um gemeinsam eine Lösung zu finden“. Der Landesbetrieb betont, dass man sich noch in der Entwurfsphase für den RS1 befinde. Wo genau die Trasse verlaufen wird, stehe noch nicht fest.
Bei den Planungen für den RS1 ist das „strenge Regelwerk“ der Bahn zu berücksichtigen
Die neuen Masten werden jedenfalls nicht wieder verschwinden. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn hebt hervor, dass bei den Planungen für den RS1 die „technischen Belange und das strenge Regelwerk“ der Eisenbahn zu berücksichtigen sind. In Kray mussten die alten Oberleitungen durch eine neue Oberleitungsanlage nach dem Stand der Technik ersetzt werden. Bei der Frage, wo die Masten zum Stehen kommen, spielte demnach auch die unter den Gleisen verlaufende Entwässerung eine Rolle. Die Deutsche Bahn habe alle Beteiligten darüber bereits 2018 informiert.
Radschnellweg RS1
Der 100 Kilometer lange Radschnellweg RS1 soll von Hamm bis nach Duisburg führen. 2014 hat der Regionalverband Ruhr eine entsprechende Machbarkeitsstudie vorgelegt. Der überwiegende Teil der Trasse befindet sich noch in Planung. Durchgängig befahrbar ist ein 12,5 Kilometer langes Teilstück zwischen dem Essener Campus der Universität Duisburg-Essen und der Hochschule Ruhr West in Mülheim.
Was heißt das für den geplanten Radschnellweg? Vorgesehen war bislang, dass die Trasse aus Richtung Osten kommend zunächst südlich der Bahngleise entlang läuft. Unweit des Stoppenberger Bachs würden die Gleise dann unterqueren. Auf der nördlichen Seite soll es dann weitergehen bis ins nördlich der Innenstadt gelegene Eltingviertel.
Einfach um ein paar Meter verlegen ließe sich die Trasse augenscheinlich nicht, zumindest nicht in Höhe der Joachimstraße. Dagegen spricht dort die teils steil abfallende Böschung und Gebäude unterhalb des Bahndamms. Und nun? In Schilda müssten Radfahrer auf dem RS1 wohl Schlangenlinien fahren. Und in Essen? 2025 soll die Trasse eröffnet werden.