Essen-Werden. Freunde treffen, Kickern, Karten spielen, Musik hören: Das geht jetzt im offenen Jugendclub der Awo in Essen-Werden. Was dort noch geplant ist.
Seit der Schließung des Jugendtreffs „Studio T“ vor zwölf Jahren war die Gruppe heimatlos. Ein Jugendclub im aufgegebenen Fußballerheim am Volkswald war leider nicht zustande gekommen. Zuletzt war man im Jugend- und Bürgerzentrum (JuBB) untergeschlüpft. Nun hat das Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Haus Wesselswerth 4 einen Standort für seine offene Arbeit in Werden gefunden.
Dort können Jugendliche von 14 bis 18 Jahren Freunde treffen, Kickern, Karten spielen oder Musik hören. Sie können mitdiskutieren, quatschen, Kekse essen und Ausflüge erleben.
Finanzierung noch nicht auskömmlich gesichert
Der Werdener SPD-Ratsherr Benjamin Brenk macht sich ein Bild vor Ort, ist beeindruckt vom offenen Konzept: „Entweder man ist im Sportverein oder kirchlich organisiert, wobei das offenbar stark zurückgeht.“ Doch außerhalb fixer Hierarchien, in denen Erwachsene den Jugendlichen den Weg vorgeben? Fehlanzeige. Umso überzeugter sagt Brenk seine Unterstützung zu: „Bevor die Jugendlichen auf der Brehminsel herumlungern...“ Er wolle bei der Stadtverwaltung anklopfen und in der Bezirksvertretung nachhorchen.
Unterstützung ist auch vonnöten. Die Finanzierung sei nicht auskömmlich gesichert, gibt Pia Schulke zu bedenken. Die Kreisgeschäftsführerin des Jugendwerks der Awo spricht von einem kleinen Budget, das jährlich zur Verfügung stehe: „Das reicht für Eisessen oder Tretbootfahren.“ Es gebe zwar einen Zuschuss für Renovierungskosten. Der bleibe aber zurzeit unangetastet, da man zum Nichtstun verurteilt sei. Dabei wäre so viel zu tun.
Jugendliche suchen händeringend Orte, die ihnen Rückzugsmöglichkeiten und Treffpunkte zu ermöglichen. Räume, die ihnen „gehören“, die frei gestaltet und genutzt werden können. Das sei das Konzept des Jugendwerkes der Awo, betont Pia Schulke: „Die Jugendlichen sollen sich ihre Räume aneignen. Sie sollen demokratisch selbst darüber entscheiden.“ Eisernes Prinzip beim Jugendwerk, das selbst auch von jungen Menschen geführt wird.
Nutzungskonzept liegt bei der Stadt zur Prüfung
Bereits vor Corona sei von JuBB-Mitarbeiterinnen ein Konzept geschrieben worden für zukünftige Nutzung der leerstehenden Räume, weiß Pia Schulke: „Seitdem liegt es bei der Verwaltung zur Prüfung, das ist zumindest mein aktueller Stand. Alles hängt in der Schwebe. Wir dürfen nicht einmal die Wände neu streichen.“
Dabei bedürften gerade die einer jugendgerechten Auffrischung. Der 15-jährige Fabian hätte schon Ideen: „Eine Wand schwarz streichen und mit pinker Farbe bewerfen, so kunstmäßig.“ Das ruft Proteste bei den Mädchen hervor. Man wird sich einigen müssen.
Pädagogische Fachkraft ist ab Juli im Jugendclub
Da kommt Brendan Bous ins Spiel. Er unterhält seit 2014 enge Beziehungen zu Werden, da er hier Handball spielt. Der 30-Jährige möchte herausfiltern, was Jugendliche wollen. Den Rahmen schaffen, damit sie sich wirklich selbst verwalten können: „Es kann doch niemand ernsthaft erwarten, dass diese jungen Menschen basisdemokratisch geschult sind. Das muss man erst lernen. Wir wollen einen Selbstoptimierungsprozess anregen.“
Start ist nach den Sommerferien
Die Räume im Haus Wesselswerth 4 haben schon viele Nutzungen erfahren. Zuletzt trafen sich dort verschiedene Krabbelgruppen.
Immer mittwochs von 16 bis 19 Uhr kommen aktuell um die zwölf Jugendliche von 14 bis 18 Jahren in den Jugendclub. Der Eingang an der Rückseite des Hauses liegt etwas versteckt.
Der Jugendclub startet erst wieder nach den Schulferien. In den nächsten Wochen sind aber spannende Ausflüge geplant.
Weitere Informationen auch dazu sind bei Brendan Bous per E-Mail an insider@jugendwerk-essen.de oder telefonisch unter 0177 91 49 092 zu erhalten.
Ab dem 1. Juli übernimmt Bous hauptamtlich die Stelle einer pädagogischen Fachkraft, die für mobile Arbeit auch in Kupferdreh zuständig ist. Von dort stammen etliche der Jugendlichen, die aber aufs Gymnasium Essen-Werden gehen. Ihr Leben pendele also zwischen den beiden Stadtteilen, was zumindest per Bus keine große Distanz darstelle. Mit der Linie 180 seien das nur 20 Minuten.
Diese Wünsche haben die Jugendlichen für den Treff
Die 14-jährige Lilly ist seit Februar dabei und fand bisher vor allem das Tretbootfahren toll. Hat sie Wünsche? „Ich würde voll gerne eigenes Geschirr kreieren. Also bemalen und dann brennen lassen. Dann können wir das hier benutzen.“ Zwillingsschwester Zoe fand das Picknick auf der Brehminsel cool: „Wir haben mit Brendan eingekauft und uns auf einer großen Decke niedergelassen. Dann haben wir gegessen und Volleyball gespielt. Das müssen wir dringend wieder machen.“
Fabian schwärmt für die kleine Küche des Jugendclubs: „Backen und Kochen gefällt mir gut. Die Chicken Nuggets waren voll lecker.“ Auch sein Wunsch an zukünftige Aktivitäten ist kulinarisch geprägt: „Ich würde gerne nach Köln ins Schokoladenmuseum fahren.“ Melissa geht ins achte Schuljahr und findet Ausflüge toll: „Eventuell ist eine Tour in die Movie World möglich?“ Hier am Wesselswerth fühle sie sich gebremst: „Das macht erst richtig Spaß, wenn wir die Räume selbst gestalten dürfen.“
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