Essen-Werden. Generationswechsel beim Werdener Turnerbund: Tim Schwarze führt jetzt den Essener Traditionsverein. Das plant der 30-Jährige für die Zukunft.
Es ist ein beachtlicher Generationswechsel: Die bisherige Vorsitzende des Werdener Turnerbundes (WTB) Brigitte Schmitt hat den Staffelstab in 40 Jahre jüngere Hände gegeben. Mit Tim Schwarze führt nun ein 30-jähriger Sportlehrer den Großverein.
Der 1886 gegründete Werdener Turnerbund ist einer der Traditionsclubs im Abteistädtchen. Damals wurde in den Sälen von Wirtschaften geturnt; erster Vorsitzender war Hermann Rosenthal.
Der Appell an die Vereinsfamilie verpuffte zunächst
Heute ist der WTB ein Großverein mit vielen Sparten und modernen Sportstätten. Aber: Die Vorsitzende Brigitte Schmitt und auch andere Mitglieder des bisherigen Vorstands wie Uli Kromer und Dirk Heimeshoff haben die 70 Jahre bereits erreicht oder stehen kurz davor. Alle hatten deutlich gemacht, dass sie ihre Ämter nun endgültig niederlegen würden. Der eindringliche Appell an die große Vereinsfamilie, sich ehrenamtlich im Vorstand zu engagieren, war aber weitgehend wirkungslos verpufft.
Der traditionsreiche Werdener Turnerbund ohne Führung? Dieses Szenario drohte ernsthaft und brachte Tim Schwarze ziemlich ins Grübeln. Seit dem Jahr 2005 ist er Vereinsmitglied, zunächst als Leichtathlet. Seit vier Jahren ist Schwarze überdies Übungsleiter der „Jedermänner“, die mit Kraft- und Ausdauerübungen fit bleiben möchten.
Der Gymnasiallehrer für Sport und katholische Religion warf seinen Hut in den Ring – und wurde auf der Hauptversammlung von den rund 50 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er bleibt aber Jugendwart beim DJK Badmintonverein Essen-Werden.
Mitgliedsbeiträge sollen gezielter eingesetzt werden
Man wolle zukünftig die Mitgliedsbeiträge gezielter und auch ein Stück weit „gerechter“ einsetzen, sagt Tim Schwarze im Gespräch mit dieser Redaktion: „Im WTB gibt es Flaggschiffe wie Tennis und Volleyball. Aber uns müssen alle Abteilungen wichtig sein. Alle sollen so ausgestattet werden, das sie ihre sportlichen Ziele auch erreichen können. Da müssen wir eventuell auch umschichten im Verein.“ Ein Beispiel: „Die aufstrebende Taekwondo-Abteilung braucht zusätzliche Trainingszeiten.“
Man werde Gelder einsparen auf der einen Seite, auch die Einnahmen erhöhen, dafür die Trainer und Übungsleiter auskömmlicher bezahlen. Verstärkt solle es in dem Sportverein Fortbildungen, Präventionsschulungen und Erste-Hilfe-Kurse geben.
Großverein mit 1600 Mitgliedern
Die Wahlen beim Werdener Turnerbund ergaben folgende Konstellationen: Vorsitzender ist Tim Schwarze, Stellvertreter Daniel Schwarze und Julia Neu. Vorstand Finanzen und Wirtschaft wurde Carsten Schulz, Niklas Schnabel neuer Sport- und Anlagenwart.
Als Beisitzer sind zudem Julia Classen, Brigitte Schmitt, Jochen Jöhring und Ulrich Kromer von den Mitgliedern gewählt worden.
Der WTB hat rund 1600 Mitglieder. Der Sportverein betreibt das Stadtbad und ist treibende Kraft beim dort angesiedelten Sport- und Gesundheitszentrum.
Weitere Infos über die Abteilungen und deren Aktivitäten sind auf der Website www.werdener-turnerbund.de nachzulesen.
Erste Arbeitstreffen des neuen Vorstandes hätten gezeigt: „Es gibt viel zu tun. Dinge wie Digitalisierung und der Öffentlichkeitsauftritt sind dringlich, andere müssen wir perspektivisch angehen.“
Kindergeburtstage – das Stadtbad ist Ort der Kommunikation
Die Geschäftsstelle mitten in der City sorge für Aufmerksamkeit, stelle aber schon einen hohen Kostenfaktor dar: „Und wir möchten die öffentlichen Schwimmzeiten ausweiten und führen ab sofort wieder Kindergeburtstage durch. Das Bad ist nicht nur Ort des Sporttreibens, sondern auch der Kommunikation und des Treffens.“
Der Verein als Ganzes solle zusammenrücken. Warum nicht ein Sommerfest des Gesamtvereins und eine gemeinsame Weihnachtsfeier? Die Familie Schwarze ist sportlich unterwegs und gehört der katholischen Gemeinde St. Ludgerus an. Mutter Veronika versieht ehrenamtlich Küsterdienste in der Basilika und der Kirche St. Lucius, die Söhne Daniel und Tim waren Messdiener. Tim Schwarze wurde in den Kirchenvorstand gewählt, im Ortsverband der CDU ist er in der zweiten Reihe aktiv.
Er möchte ein Vorsitzender sein, der genau hinhört: „Ich werde auch sagen, wo es langgeht. Und zwar in aller Deutlichkeit.“ Eine Personalversammlung müsse her und Gespräche mit den Abteilungsleitungen: „Uns ist es wichtig, dass die Abteilungen in sich klar sind. Dass die Arbeit dort funktioniert. Da hoffen wir auf eine gute Zusammenarbeit.“
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