Essen. „Achtsam Morden im Hier und Jetzt“, Karsten Dusses neuer Band der beliebten Krimireihe, ist anders – und längst nicht so gut wie seine Vorgänger.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Björn Diemel wieder mordet. Das macht er zwar erneut sehr achtsam, am Ende ist aber trotzdem jemand tot. So wie seine Leser es erwarten. Immer dann strömen sie in die Buchläden der echten und virtuellen Welt und fragen nach dem neuen Karsten Dusse, der sich - auch wenn er aus dem Ruhrgebiet stammt - „Düss“ ausspricht. Hugenottische Vorfahren halt. „Achtsam Morden im Hier und Jetzt“ heißt Band 4. Er ist, das sollte man wissen, anders als die Vorgänger.

Davon merkt man auf den ersten Seiten allerdings noch nichts. Da schickt Dusse den Diemel auf ein Tantra-Seminar und der Leser findet alles wieder, was er so liebt an dem kriminellen Juristen. Flüssig ist die Schreibe, schwarz der Humor, herrlich abgedreht und dennoch nicht völlig abwegig die Story.

Das erste Drittel ist ein großes Lesevergnügen

Nicht umsonst nämlich hat Dusse seinen Diemel zu einem Rechtsanwalt gemacht. Mit solchen Menschen kennt er sich aus, er ist nämlich selber einer. Mit Schwerpunkt Miet- und Eigentumsrecht, aber schon als junger Mann auch mit ausgeprägtem Hang zur Unterhaltung. Eine Kombination, die das erste Drittel des vierten Bandes einmal mehr zu einem großen Lesevergnügen macht.

Dann aber wird Diemels Achtsamkeitstrainer Joschka Breitner, bisher eher eine – wenn auch nicht unwichtige – Nebenfigur zum Hauptakteur. Während der Therapeut sich von einem brutalen Überfall in seiner eigenen Wohnung im Krankenhaus erholt, geht Björn Diemel der Sache nach und findet ein altes Tagebuch Breitners. Das lässt Dusse seinen Anwalt nicht vorlesen, er lässt es ihn nacherzählen. So entführt er seine Leser und Leserinnen ins Indien der 1970er-Jahre, führt sie zu Bhagwan alias Osho, einem spirituellen Lehrer mit Hang zu bunten Rolls Royce und freier Liebe.

Der Ausflug nach Poonah nimmt der Geschichte ihr Tempo

Den Mann hat es tatsächlich gegeben und er war vielleicht sogar noch schillernder, als Dusse ihn schildert. Hier aber in diesem Buch nimmt der Ausflug in den Ashram nach Poonah der Geschichte viel von ihrem Tempo. Interessant ist es, was Diemel nacherzählt, vieles ist sogar lehrreich, aber witzig oder spannend ist es nicht. Am Ende immerhin führt Dusse Vergangenheit und Gegenwart geschickt zusammen und konstruiert ein Finale, wie Diemel-Fans es gerne lesen werden.

Das alles zusammen macht „Achtsam Morden im Hier und Jetzt“ nicht zu einem schlechten Buch. Aber zu einem, das längst nicht so gut ist wie seine Vorgänger.