Essen. Der Kopstadtplatz führt ein Schattendasein in der Essener Innenstadt. Eine Initiative will einen „Platz der Begegnung“ schaffen.
Der Ruf Essens als Einkaufsstadt ist verblasst, das Konsumverhalten der Menschen verändert sich. Marketing-Experten zerbrechen sich deshalb seit längerem die Köpfe über die Frage: Wie kommt wieder mehr Leben in die Innenstadt? Einen kleinen Beitrag dazu will das Projekt „City Oase“ leisten – mit der Belebung des Kopstadtplatzes.
Der abseits der Einkaufsstraßen gelegene Kopstadtplatz war vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs einmal einer der beliebtesten und belebtesten Plätze der Essener Innenstadt. Genutzt wurde er als Marktplatz und Veranstaltungsort. Das Colosseum, seinerzeit eines der größten Varietés Deutschlands, und diverse Kneipen boten Amüsement. Doch das ist lange her. An diese Blütezeit erinnern heute nur noch kolorierte Postkarten aus den frühen Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Heute wirkt der Kopstadtplatz die meiste Zeit des Jahres über verschlafen. Auch die Neugestaltung Anfang der 1990er Jahre hat daran nichts geändert. Diverse Versuche, den Platz zu beleben oder in Stadtfeste wie den Weihnachtsmarkt zu integrieren, brachten nicht den erhofften Erfolg. Auch deshalb klingt es durchaus ehrgeizig, wenn Wolfgang Packmohr sagt: „Wir wollen, dass der Kopstadtplatz wieder ein Platz für die Menschen wird.“
Teilnehmer des „Fußverkehrschecks“ hatten sich eine Aufwertung des Platzes gewünscht
Wolfgang Packmohr war Leiter des Verkehrsdezernats der Essener Polizei. Bekannt ist er mittlerweile als kämpferischer Sprecher des Vereins Fuß e. V., der sich für die Interessen von Fußgängern engagiert. Dass Packmohr sich Mitstreitern des Kopstadtplatzes annimmt, ist kein Zufall. Beim 2021 von der Stadt Essen durchgeführten „Fußverkehrscheck“ hatten sich Bürgerinnen und Bürger eine Aufwertung des Platzes gewünscht.
Derzeit wird der Kopstadtplatz in den Abendstunden sowie an Wochenenden und Feiertagen als Parkplatz genutzt, was die Initiative künftig unterbinden will. Gerade nach Geschäftsschluss gebe es in den umliegenden Straßen und Parkhäusern genügend freie Stellplätze, wie Packmohr betont.
Für Kleinkunst und Konzerte soll es eine Bühne auf dem Kopstadtplatz geben
Tote Hose herrscht auf dem Kopstadtplatz aber auch zumeist tagsüber. Das soll sich ändern, denn der Platz soll wieder ein Platz der Begegnung werden. So lautet das Ziel des Projektes. Die Initiatoren wollen für das passende Mobiliar sorgen in Form von farbig gestalteten und übereinandergestapelten Europaletten, auf denen sich Besucher niederlassen dürfen.
Neben den Sitzgelegenheiten wird es Hochbeete geben, bepflanzt mit Kräutern und anderen Nutzpflanzen. Das Mobiliar soll zudem mit Rollen versehen werden, so dass sich jeder seinen Lieblingsplatz suchen kann. Einen festen Platz soll eine Bühne bekommen für künstlerische Darbietungen von Kleinkunst bis Poetry Slam. Das klingt gut, doch zur Wahrheit gehört auch, dass solche Angebote keinesfalls automatisch angenommen werden.
Den gedanklichen Überbau für solche Vorstellungen bildet das interdisziplinäre Forschungs- und Praxisprojekt Be-MoVe der Stadt Essen, der Universität Duisburg Essen und der Universitätsmedizin Essen, das „aktive und gesundheitsfördernde Mobilität in den Fokus rückt“. Gefördert wird das Be-MoVe vom Bundesforschungsministerium. Die Stadt Essen möchte das Projekt nutzen, um öffentliche Räume, wie es heißt, experimentell zu verändern.
Die Stadt verzichtet auf drei Stellplätze und Parkgebühren in Höhe von 4500 Euro
Wolfgang Packmohr und seine Mitstreiter wollen das Projekt mit der „City Oase“ vom Kopf auf die Füße stellen. Dafür bekommen sie 5000 Euro für die Ausstattung des Kopfstadtplatzes, bei der auch Anwohner sich einbringen sollen. Weitere Spenden in Form von Europaletten oder Pflanzen seien willkommen. Für einen Wassercontainer wird gesorgt. Und apropos Mobiliar: Das sogenannte Parklet, eine 2022 als Sitzgelegenheit erprobte Holzkonstruktion der Grünen Hauptstadt Agentur, wird wieder vor dem Gebäude am Kopstadtplatz 10 aufgebaut. Die Autofahrer müssen auf insgesamt drei Pkw-Stellplätze verzichten und die Stadt auf Parkgebühren in Höhe von 4500 Euro. Genutzt wurde der so geschaffene Aufenthaltsort im vergangenen Jahr allerdings nicht sonderlich intensiv. Ob das diesmal besser wird, muss man sehen.
Funktionieren könne das gesamte Vorhaben nur, wenn sich jemand regelmäßig kümmert und nach dem Rechten sieht. Dies sei durch seinen Laden gewährleistet, verspricht Dirk Bußler, Betreiber des Konsumreformshops im ehemaligen Kaufhaus Overbeck & Weller.
Starten soll die „City Oase“ schon im Juni. Die für die Innenstadt zuständige Bezirksvertretung hat bereits grünes Licht gegeben. Das Projekt ist befristet bis Oktober. Sollte der neu gestaltete Kopstadtplatz von der Öffentlichkeit angenommen werden, sei die Erwartung, dass es dabei nicht bleibt, sagt Wolfgang Packmohr.
Wer das Projekt „City Oase“ mit Sachspenden unterstützen will, wendet sich an Dirk Bußler. Auch Kunstschaffende, die auf dem Kopstadtplatz auftreten möchten, können sich bei ihm telefonisch melden unter 843 23 531 oder mobil unter 0151 64 717 927.