Essen-Frintrop. Der Wochenmarkt in Essen-Frintrop lief einst richtig gut. Mittlerweile verkaufen jedoch nur noch acht Händler ihre Ware.
Als die Händler 2016 zum allerersten Mal ihre Waren auf dem Frintroper Wochenmarkt angeboten haben, schlossen sie eine echte Versorgungslücke. Der einzige Supermarkt in Oberfrintrop hatte damals nämlich geschlossen.
Mittlerweile hat sich das Blatt an der St.-Josef-Kirche gewendet. Und das, obwohl dort mittwochs den ganzen Tag lang, von 10 bis 18 Uhr, Markt ist. „Von 10 Uhr bis 12.30 Uhr ist es bei gutem Wetter hier relativ voll, aber ab dem Mittag ist hier nichts mehr los“, erklärt Tina Ache, die am Blumenstand von Blumen Cladder als Verkäuferin arbeitet.
Rewe und Aldi haben unmittelbar neben dem Wochenmarkt Essen-Frintrop eröffnet
Die Idee, den Markt in Essen-Frintrop auch für Berufstätige zugänglich zu machen, indem man ihn von 10 bis 18 Uhr öffnet, erwies sich einst als gute Strategie. Mit Eröffnung von Rewe und Aldi in unmittelbarer Nähe des Wochenmarktes sei die Kaufkraft der Kundinnen und Kunden aber spürbar gesunken, erklärt Roheit Jasvinder. Er betreibt einen Stand mit Bekleidung auf dem Wochenmarkt: „Nachdem der Markt 2016 eröffnet hatte, waren wir abends teilweise sogar bis nach 18 Uhr hier.“ Jetzt sei spätestens um 15 Uhr Zeit zum Einpacken.
Vormittags finden sich vorwiegend ältere Menschen in den Warteschlangen von Blumenstand, Gemüse-und Obsthändler sowie vor dem Fischstand. Es bilden sich Menschengruppen, es wird geredet und gelacht. Die Stimmung wirkt fröhlich und ausgelassen. Einer der Stammkunden ist Ur-Frintroper Heinz Ollenburg (86): „Unser Wochenmarkt ist klein, aber fein, wir sind zufrieden mit dem, was wir noch haben.“ Noch vor ein paar Jahren habe es mehr Auswahl gegeben, aber die Händler gingen teilweise in Rente und würden keinen Nachwuchs finden. Außerdem, so Ollenburg „lohnt es sich für einige Händler einfach nicht mehr zu kommen. Trotzdem hoffe ich, dass hier alles so bleibt wie es ist und wir noch einige Jahre unseren Markt haben.“
Käufer auf Frintroper Wochenmarkt sind überwiegend Stammkunden
Einer, für den es sich noch lohnt herzukomme, ist Patrick Scholz vom Geflügelhof Engel in Mülheim. Er verkauft Eier, Frischgeflügel und Nudeln: „Unsere Waren sind alle regional, das Fleisch und die Eier von dem Geflügel auf unserem Hof, das wissen die Kunden zu schätzen.“ Ein Ei kostet hier zwischen 25 und 40 Cent, je nach Größe und Haltungsform.
„Wir haben erst vor ein paar Wochen die Preise für die Eier erhöht, weil das Futter für die Hühner so teuer geworden ist. Die Erhöhung war gering, aber wir müssen die steigenden Kosten abfangen. Unsere Kunden haben Verständnis dafür und kaufen trotzdem weiter bei uns ein“, so Scholz. Viele seiner Käufer sind erkennbare Stammkunden. Sie bringen die Eierkartons vom letzten Einkauf beim Geflügelhändler mit und lassen diese neu von Patrick Scholz befüllen. Auf dem Markt sei Verkaufen einfach anders, erzählt der Geflügelhändler. Der Kontakt zu den Stammkunden hier sei viel schöner als die Anonymität im Supermarkt.
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Ein weiterer Händler, der seit der Eröffnung des Marktes 2016 ein fester Bestandteil ist, ist Adem Demirci. Er verkauft Obst und Gemüse. Das Kilo Äpfel gibt es bei ihm ab 2,99 Euro, außerdem bietet er unter anderem regionalen Spargel und Erdbeeren an. „Aktuell lohnt sich der Verkauf auf dem Markt für mich noch, aber der Wochenmarkt hat sich sehr verändert. Noch vor ein paar Monaten gab es hier noch einen Bäcker, einen Käsestand und einen Imbiss. Die sind alle nicht mehr da.“ Früher habe man um einen Platz für seinen Verkaufsstand auf einem Markt kämpfen müssen, das sei heute nicht mehr so, erzählt Demirci.
Händler wünschen sich für Frintroper Markt jüngere Kundschaft
Den Wandel des Wochenmarktes bemerkt auch Bernhard Weiß, der schlesische Wurstwaren verkauft. Er erzählt, dass für ihn die neu eröffneten Lebensmittelläden in unmittelbarer Nähe zum Markt spürbare Konkurrenz darstellen: „Es gibt bessere und schlechtere Tage, aber seitdem die neuen Geschäfte da sind, verkaufe ich deutlich weniger. Ich bin dankbar für meine treuen Stammkunden.“
Was wünschen sich die Händler auf dem Frintroper Wochenmarkt für die Zukunft? „Das wieder mehr junge Menschen auf dem Markt einkaufen und natürlich, dass uns unsere Stammkunden weiter erhalten bleiben“, hofft Bernhard Weiß. Stammkunde Heinz Ollenburg ist sicher: „Wir Frintroper werden hier weiter unsere Einkäufe tätigen und die Händler unterstützen. Wir brauchen unseren Markt und ich bin zuversichtlich, dass er auch noch lange bleibt.“
Frintroper Markt in Essen: Infos und Service
Markttage, Erreichbarkeit und Parkplätze: Der Frintroper Wochenmarkt ist immer mittwochs ab 10 Uhr geöffnet. Nach offiziellen Informationen schließt er um 18 Uhr, jedoch berichten die Händler, dass sie spätestens um 15 Uhr ihre Stände abbauen, da sich das Nachmittagsgeschäft nicht lohne. Kostenlose Parkplätze stehen rund um die St.-Josef-Kirche, zum Beispiel in der Schlenterstraße, zur Verfügung. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Markt gut zu erreichen. Die Straßenbahnlinie 105 hält an der Frintroper Höhe in unmittelbarer Nähe zum Markt. Auch von der Haltestelle Himmelpforten, an der die Buslinie 143 hält, sind es nur wenige Meter bis zum Wochenmarkt.
Vielfalt des Angebots: Es gab am Tag unseres Checks acht Stände auf dem Frintroper Wochenmarkt. Darunter zwei Blumenstände mit einem großen Angebot, schlesische Wurstwaren, Frischgeflügel, Eier, Obst, Gemüse, Fisch und Textilien.
Andere Einkaufsmöglichkeiten: In unmittelbarer Nähe zum Wochenmarkt befinden sich ein Bäcker, ein Rewe und Aldi.
Snacks und Aufenthaltsqualität: Snacks sind auf dem Frintroper Wochenmarkt nicht zu finden, der Imbisswagen, der einst Bestandteil des Marktes war, sei schon lange nicht mehr da, erzählt Markthändler Roheit Jasvinder. Es gibt bisher auch keinerlei Sitzmöglichkeiten für die vorwiegend ältere Kundschaft. „Es sind aber Bänke im Gespräch, damit man auch mal etwas länger verweilen kann“, erklärt Stammkunde Heinz Ollenburg.
Toiletten und Sauberkeit: Toiletten für die Marktkunden gibt es nicht, die Händler dürfen im gegenüberliegenden Autobedarf Meyer zur Toilette gehen, erzählt Blumenverkäuferin Tina Ache. Ansonsten ist der Marktplatz sauber. Es stehen Mülleimer zur Verfügung, die offensichtlich auch genutzt werden.
Preise: Die Preise sind fair und das Preisleistungsverhältnis stimmt hier. Teilweise gibt es sogar günstigere Preise als im Supermarkt.
Ambiente und Sozialstruktur: Die Kunden sind fast ausschließlich ältere Stammkunden, ein paar jüngere Menschen sieht man vereinzelt über den Markt schlendern. Die Kunden legen Wert auf Qualität und bleiben den Händlern treu. Die Stimmung ist gut, man kennt sich untereinander und der Markt ist ein zentraler Treffpunkt für viele Frintroper.
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