Essen. Knapp ein Jahr nach dem vereitelten Terror-Anschlag auf das Essener Don-Bosco-Gymnasium schreibt der verurteilte Täter einen Brief an die Schule.

Knapp ein Jahr nach dem vereitelten Sprengstoff-Anschlag auf das Don-Bosco-Gymnasium im Essener Stadtteil Borbeck ist jetzt bekanntgeworden, dass sich der verurteilte Täter bei der Schule mittlerweile für sein Vorgehen entschuldigt hat.

Ein Brief des 17-Jährigen ging vor einigen Wochen an der Schule ein. Das berichten Schulleiter Lothar Hesse und Pater Otto Nosbisch, der Direktor der Ordens-Einrichtung, kurz vor dem Jahrestag des vereitelten Anschlags gegenüber unserer Redaktion.

Am 12. Mai 2022 war der damals 16-Jährige von der Polizei festgenommen worden. Er hatte einen Tag später ein Blutbad in der Schule anrichten wollen – mit selbst gebastelten Sprengsätzen und Schusswaffen. Im Februar 2023 war der mittlerweile 17-Jährige vom Oberlandesgericht Düsseldorf verurteilt worden.

12. Mai 2022: Schulen bleiben geschlossen, der damals 16-Jährige wird festgenommen

Der Jugendliche, der erklärtermaßen möglichst viele Beteiligte in der Schule hatte töten wollen, hatte zuvor seine Tat gegenüber Mitschülern angekündigt. Diese schlugen sofort Alarm. Deshalb konnte der Jugendliche noch rechtzeitig festgenommen werden. Am 12. Mai 2022 fiel deshalb am Don-Bosco-Gymnasium und an der früheren Schule des Jugendlichen, der Realschule am Schloss Borbeck, der Unterricht aus. Die Polizei suchte mit Spürhunden beide Gebäude nach Sprengstoff ab.

In der Dachgeschosswohnung des Jugendlichen, der mit seinen Eltern in Borbeck-Mitte lebte, fanden die Polizisten außer selbst gebastelten Bomben auch Armbrüste, Macheten und rechtsradikale Schriften.

Wegen des Terror-Verdachts übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Der 17-Jährige wurde vom Oberlandesgericht Düsseldorf im Februar zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Bedingung: die Einweisung in eine stationäre Jugend-Psychiatrie, danach die Unterbringung in ein Betreutes-Wohnen-Projekt plus Teilnahme an einem Anti-Radikalisierungsprogramm. Im Prozess hatte der 17-Jährige seine Taten gestanden und Reue gezeigt, hieß es damals.

Das Urteil (zwei Jahre auf Bewährung) wurde kontrovers diskutiert

Das Urteil war in Essen kontrovers diskutiert worden. „Ich bekomme Anrufe von Eltern, die sich Sorgen machen“, hatte Schulleiter Lothar Hesse nach dem Bekanntwerden des Urteils gesagt. „Sie und ihre Kinder fragen sich, ob der jetzt frei ist und sich nur irgendwo melden muss.“

Kurz vor dem Jahrestag des vereitelten Terror-Anschlags gaben Hesse und Nosbisch jetzt erstmals bekannt, dass die Schule im Frühjahr, nach der rechtskräftigen Verurteilung des Jugendlichen, einen Brief des Täters erhalten habe. „Das Schreiben kam ohne Ankündigung“, berichtet Hesse. Es handelt sich um einen handgeschriebenen Text, verfasst in blauer Tinte, eine Seite lang. Der Brief richte sich ausdrücklich an die Schülerinnen und Schüler, die Eltern sowie die Lehrerinnen und Lehrer der Schule. „Darin entschuldigt sich der Verfasser für seine Tat. Er bereut, dass er so viel Angst und Schrecken verbreitet hat“, berichtet Hesse.

Entschuldigungsbrief wurde unterschiedlich aufgenommen

Hesse und Nosbisch berichten, dass der Jugendliche weiter in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht sei. Die Nachricht vom Brief des Täters gab die Schulleitung über das schulinterne Computer-Netzwerk bekannt. „Die Nachricht wurde sehr unterschiedlich aufgenommen“, berichtet Hesse. „Viele bezweifelten, dass er die Entschuldigung ernst meint.“ Sie äußerten die Vermutung, dass die Entschuldigung diktiert worden sei, womöglich von Therapeuten. Andere wiederum hätten sich wohlwollender über den Täter geäußert.

Der vereitelte Anschlag hatte viele Beteiligte der Schule über lange Zeit verängstigt. Es habe sehr viele seelsorgerische und psychologische Gespräche gegeben, berichtet Hesse. Bei vereinzelten Schülerinnen und Schülern hätte der Vorgang langfristige Angststörungen ausgelöst, die unter anderem mit Schlafproblemen einhergingen. Mittlerweile habe die Schule aber wieder „ihre innere Ruhe gefunden“.

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