Essen-Dellwig. Die Gaststätte „Zeche-Levin“ in Essen-Dellwig wurde kurz vor der Corona-Pandemie verkauft. Was der neue Besitzer mit der Immobilie jetzt vor hat.
Die Gaststätte „Zeche Levin“ in Essen-Dellwig zeichnete sich über Jahrzehnte aus, ihren Gästen Bergbautradition zu vermitteln. Bis November 2019. Da wurden im Schankraum die Zapfhähne hochgedreht. So sieht die Zukunft der denkmalgeschützten Immobilie aus.
Kurz nachdem „Zeche Levin“ geschlossen war, wechselte das Haus an der Levinstraße 161 den Besitzer. Neben der 400 Quadratmeter großen Gaststätte hat das Haus noch sechs Wohneinheiten mit insgesamt 600 Quadratmeter Wohnfläche. „Es war ein emotionaler Kauf“, erinnert sich der heutige Eigentümer, Murat Eyilmez: „Ich war von der Architektur und vom Ambiente der Gaststätte fasziniert.“ Das war kurz bevor 2020 der erste Corona-Lockdown begann. Er habe damals aber nicht geahnt, was auf ihn zukommen würde.
Schankraum von Essener „Zeche Levin“ wie ein Museum
Wer den Schankraum heute betritt fühlt sich ein wenig wie im Museum. Gleich neben dem Eingang steht eine Lore der alten Zechenbahn, an den Wänden sind Werkzeuge aus dem Bergbau befestigt. Eine Steigeruniform und Bilder, die die Fördertürme der Zeche sowie Menschen, die Gäste in der „Zeche Levin“ waren, zeigen, zeugen von der Blütezeit dieses Gasthauses.
Vom Schankraum schaut man durch die geöffnete Saaltür ins Kasino mit der riesigen, beeindruckenden, in Rot und Weiß gehaltenen, Stuckdecke. Da haben bis 1960 die Direktoren der Zeche Christian Levin gespeist, getrunken und gefeiert. Dann war es vorbei mit dem Kohleabbau in Dellwig. Die damalige Kohlekrise war der Auslöser.
Ein Wahrzeichen in Dellwig ist das Gebäude wegen seiner architektonischen Besonderheit immer noch. An der Fassade des 1907 erbauten Hauses klebt der Kohlenstaub aus dem letzten Jahrhundert. Ein Gastrobetrieb wird hier wohl nie mehr eröffnen. „Ich glaube nicht, dass in der heutigen krisenhaften Zeit ein Pächter bereit ist, einen sechsstelligen Betrag zu investieren, um die Räume zu reaktivieren“, erklärt Murat Eyilmez. Es benötige Nachbesserungen im Brandschutz und diverse Genehmigungen.
„Zeche Levin“ könnte Heimat für Kita oder soziale Einrichtung werden
Deswegen hat der Eigentümer mit Organisationen wie der Awo über eine andere Nutzung der Räume gesprochen. Es sei aber schwierig, nicht zuletzt weil der Denkmalschutz auch auf Teile der Inneneinrichtung zutrifft. Er hatte an eine Kindertageseinrichtung oder eine andere soziale Einrichtung gedacht. Aber es gab immer Gründe für Absagen.
„Ich könnte mir auch vorstellen die Gaststätte in mehrere barrierefreie Altenwohnungen umzuwandeln“, schaut der 53-Jährige in die Zukunft. „Aber die Hürden dahin sind sehr hoch.“ Die Denkmalschützer müssten dafür schon entgegenkommend sein und eine hohe Investition des Eigentümers wäre ebenfalls angesagt. „Beim Kauf entschieden die Emotionen, hier muss ich jetzt rational denken und vorgehen.“
Das alles jetzt in der Zeit von Inflation und Krieg in Europa zu beginnen, wäre sehr waghalsig, so Eyilmez. Zunächst will er für die Mieter in den Wohnbereich investieren und versuchen die beiden freien Wohneinheiten zu vermieten. „Dann sehen wir weiter. Ich bin für viele Nutzungen der Gaststättenfläche offen“ betont der Eigentümer. Dazu zählt auch die Nutzung als Veranstaltungs- oder Trainingshalle. Die Hauptsache sei, dass es etwas mit Zukunft ist. Ein Projekt, das nach wenigen Monaten scheitert, würde die notwendigen finanziellen Aufwendungen nicht rechtfertigen. Für Murat Eyilmez ist es ein reines Geduldsspiel. An einen Verkauf aber denkt er nicht.
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