Essen. Der Deutsche Tanzpreis ehrt vier bedeutende Akteure des Wuppertaler Tanztheaters. Preisträger sind sich sicher: „Pina wäre darüber so glücklich“
2022 wurde der Deutsche Tanzpreis in Essen erstmals an zwei Künstler gemeinsam vergeben. In diesem Jahr können sich nun sogar vier verdienstvolle Akteure der Deutschen Tanzszene über die höchste Auszeichnung freuen, die der Tanz in Deutschland zu vergeben hat. Nach Christoph Winkler und Marco Goecke, der wenige Monate nach der Auszeichnung mit seiner Hundekot-Attacke auf Tanz-Kritikerin Wiebke Hüster für bundesweite Negativ-Schlagzeilen sorgte, ehrt der Dachverband Tanz Deutschland diesmal keine Choreographen, sondern rückt vier Tänzer ins Rampenlicht.
Mit Malou Airaudo, Josephine Ann Endicott, Lutz Förster und Dominique Mercy werden vier überragende Persönlichkeiten und großartige Tänzer und Tänzerinnen ausgezeichnet, deren besondere Karriere auch für die große Geschichte des Wuppertaler Tanztheaters und der epochemachende Ästethik von Tanzschöpferin Pina Bausch steht.
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„Allen anfänglichen Anfeindungen gegenüber der neuen, theatralen Tanzsprache zum Trotz trugen sie mit der Eindringlichkeit und Wahrhaftigkeit ihrer Körper-Erzählungen wesentlich zum Weltruhm des Tanztheater Wuppertal bei und zum Einfluss, den es auf die gesamte internationale Kunstwelt ausübte“, heißt es in der Begründung der Jury. 28 Jahre, nachdem Pina Bausch den Deutschen Tanzpreis in Essen erhielt, werden am 14. Oktober damit vier ihrer langjährigen Ensemble-Weggefährten im Essener Aalto-Theater ausgezeichnet. Und nicht nur Malou Airaudo ist sich sicher: „Pina wäre darüber so glücklich.“
Eigentlich ist es auch eine Auszeichnung für vier bedeutende Lebenswerke. Doch dieser Ehrenpreis geht 2023 an den Tanzpädagogen Peter Appel, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiert. Die Jury ehrt damit die lebenslange Hingabe für den Tanz und das pädagogische Talent des Preisträgers, der unter anderem als Solist und Ballettmeister, zeitweise auch als Ballettdirektor am Opernhaus Köln gewirkt hat und zu den Gründungsmitgliedern des Kölner Tanzforums zählt. Gemeinsam mit John Neumeier hob er 1978 die Ballettschule der Hamburgischen Staatsoper aus der Taufe.
Die sehbehinderte Performerin Sophia Neises wird für herausragende Entwicklungen im Tanz geehrt. Die Choreographin, Dramaturgin und Tanzpädagogin will mit ihrer Arbeit vor allem auch zum Abbau ästethischer Barrieren betragen. Auch der Deutsche Tanzpreis will im Rahmen der großen Gala dazu einen Beitrag leisten und darüber nachdenken, „wie man eine Preisverleihung für Nichtsehende erfahrbar machen kann“, so Geschäftsführer Michael Freundt. Barrierefreiheit, so Neises, sei allerdings nicht mit Hilfe einer Checkliste herbeizuführen, sie sei vor allem „eine Frage der Haltung“.
Der Deutsche Tanzpreis wurde 1983 in Essen ins Leben gerufen
Alle Auszeichnungen werden im Rahmen einer großen Gala am 14. Oktober im Aalto-Theater verliehen. Die renommierte Auszeichnung kann damit bereits auf eine 40-jährige Geschichte zurückblicken. In die Zukunft schauen will man aber auch tags zuvor, wenn sich Tanzschaffende aus ganz Deutschland im Rahmen eines Symposiums auf Pact Zollverein über „Förderung, Sichtbarkeit und Wertschätzung des Tanzes“ austauschen.
Die Preisverleihungen finden im Rahmen einer Tanz-Gala am Samstag, den 14. Oktober um 18 Uhr im Aalto-Theater Essen statt. Das detaillierte Programm wird im Sommer veröffentlicht. Der Vorverkauf für die Veranstaltung beginnt am 10. Juni über das Ticket Center der Theater Essen. Die Tanz-Gala wird außerdem als Live-Stream zur Verfügung stehen.