Essen-Altenessen. Millionen Euro Förderung wurden dem Zentrum für Kooperation und Inklusion KD 11/13 in Altenessen versprochen. Das Geld wurde nie ausgezahlt.

Sprachkurse, Tanz und Malerei, Beratungsangebote und Nachhaltigkeitsworkshops: Das Team vom Zentrum für Kooperation und Inklusion, kurz KD 11/13, bietet seit rund fünf Jahren verschiedene Angebote an. Das Konzept: Vereine und Firmen mieten die Räumlichkeiten an der Altenessener Karl-Denkhaus-Straße und aus den Mieteinnahmen sowie Projektfördergeldern finanzieren sich Betreibergesellschaft sowie Betriebskosten. Die Idee geht aber nicht auf, wie sich jetzt zeigt.

KD 11/13 in Altenessen: Konzept trägt nicht

Baudezernent Martin Harter erklärt im Gespräch mit der Redaktion: „Das Konzept trägt wirtschaftlich nicht.“ Die Verantwortlichen hätten in den vergangenen Jahren keinen Wirtschaftsplan vorlegen können, der glaubhaft mache, dass auf lange Sicht schwarze Zahlen geschrieben werden könnten.

Der Wirtschaftsplan ist nötig, um an die sieben Millionen Euro Fördergelder zu kommen, die der Rat vor gut zwei Jahren auf den Weg gebracht hat. Einer genauen Überprüfung der Finanzen hat der Plan aber offenbar nicht Stand gehalten. Mit dem Geld, das zu 80 Prozent vom Land und zu je zehn Prozent von der KD 11/13 gGmbH und der Stadt aufgebracht werden muss, sollte das ehemalige evangelische Gemeindezentrum saniert werden. Die Bauarbeiten sollten eigentlich vergangenes Jahr starten. „Das Land hat uns schon angezählt“, sagt Martin Harter, der nicht mehr daran glaubt, dass die Fördermaßnahme überhaupt genutzt wird.

KD 11/13 in Altenessen: Generalsanierung notwendig

Das Gebäude mit seinen rund 2600 Quadratmetern Nutzfläche braucht eine neue Fassade und Heizung, auch die Elektrik muss ausgetauscht werden. In den großen Saal dürfen aus Brandschutzgründen derzeit nur 199 Menschen, es wäre aber Platz für 450. Das Dach ist marode, die sanitären Anlagen in die Jahre gekommen, die Seminarräume zu klein. Die werden seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine auch für Geflüchtete genutzt, die dort Deutsch lernen.

Tuncer Kalayci hat die Geschäftsführung im Zentrum für Kooperation und Inklusion in Altenessen übernommen.
Tuncer Kalayci hat die Geschäftsführung im Zentrum für Kooperation und Inklusion in Altenessen übernommen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Nach der Flüchtlingswelle 2015 hatten sich die KD11/13-Gründer das Ziel gesetzt, die Menschen im Stadtteil nicht nur zu integrieren, sondern teilhaben zu lassen. Es soll ein Ort sein, an dem Menschen jeglicher Herkunft und jeglichen Alters einander begegnen und voneinander und miteinander lernen. So soll die Teilhabe an der Gesellschaft gelingen und der Stadtteil nach vorne gebracht werden.

Zu den Kurs-Angeboten der Vereine organisierte das Team Kinoabende, Flohmärkte und Konzerte. Während der Corona-Pandemie mussten die meisten Angebote dann pausieren, Betriebs- und Personalkosten liefen weiter. Die Fördergelder wurden mangels Wirtschaftsplan nicht ausgezahlt. Mit Ausbruch des Ukrainekrieges konnten sämtliche Kalkulationspapiere für die Sanierung zerknüllt werden: Energie- und Baukosten sind massiv gestiegen.

Stadt Essen prüft Ankauf von Kulturzentrum in Altenessen

Nach diversen Wechseln in der Geschäftsführung verkündet der aktuelle KD 11/13-Geschäftsführer Tuncer Kalayci jetzt, was Martin Harter bestätigt: „Die Stadt prüft, ob sie das Gebäude ankauft.“ Damit könnten die Projekte vor Ort inhaltlich weitergeführt werden und die KD 11/13-Betreibergesellschaft könnte sich mit dem Geld sanieren. Aus Sicht von Kalayci und seinem Team eine gute Lösung, schließlich liege deren Expertise in der Organisation von Projekten, Kursen und Programm vor Ort, nicht aber in baurechtlichen Angelegenheiten.

Die Stadt müsste für den Erhalt des Kulturzentrums aber tief in die Tasche greifen. Martin Harter erklärt, dass die sieben Millionen Euro längst nicht mehr ausreichen würden, um das Gebäude zu sanieren und einen Standard herzustellen, der für ein städtisches Gebäude nötig wäre. Und das Kernproblem sei weiter, dass das inhaltliche Konzept nicht tragfähig ist. Die Stadt würde dauerhaft draufzahlen. „Ich bin, was den Kauf angeht, nicht richtig optimistisch. Wir müssten extrem viele Mittel einsetzen. Trotzdem prüfen wir, ob das nachvollziehbar wäre“, so Harter, der betont, dass der Ankauf letztendlich eine politische Entscheidung ist.

Stadt Essen will Vereine in Altenessen nicht hängen lassen

Tuncer Kalayci wird derweil nicht müde zu betonen, dass die Angebote gefragt sind. Das Haus sei gut ausgebucht, vormittags mit Sprachkursen, nachmittags mit Kreativangeboten. Im großen Saal finden Tagungen und Firmen-Veranstaltungen statt. Die Krux: Man könne die Miete für die einzelnen Vereine schlecht erhöhen, damit würde man sich selbst ein Bein stellen, denn dann würden die sich andere Räumlichkeiten suchen.

Genau das wird Aufgabe der Stadt sein, wenn die Fördergelder nicht ausgezahlt werden und das Kulturzentrum dicht machen würde. „Wenn das Projekt KD 11/13 nicht umgesetzt wird, werden wir uns darum kümmern, dass die Vereine an anderer Stelle unterkommen. Wir werden sie nicht hängen lassen“, erklärt Martin Harter und blickt dabei 800 Meter weiter zur Zeche Carl – ebenfalls ein Kulturzentrum in Altenessen. Dafür hat die Gesellschaft für Stadtentwicklung NRW Urban eine Machbarkeitsstudie für die Flächennutzung erarbeitet. Die Ergebnisse soll im nächsten Schritt den entsprechenden Gremien vorgelegt werden.
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In den kommenden Wochen und Monaten stehen einige Termine im Zentrum für Kooperation und Inklusion an der Karl-Denkhaus-Straße an. Ein Überblick.

Flohmarkt: Fundstücke aus dem Keller werden im Innenhof des KD 11/13 am Samstag, 13. Mai, angeboten. Wer dabei sein will, braucht nur seine Trödelware mitzubringen, die Tische werden vom Kulturzentrum zur Verfügung gestellt. Für Verpflegung sorgt das Dein-Kult-Café. Öffnungszeit: 10 bis 16 Uhr. Wer dabei sein will, meldet sich unter 0201 890913 oder per E-Mail an janina.kunz@kd11-13.de.

Das KD 11/13-Team kümmert sich auch um das Programm des Arche-Noah-Festes auf dem Kennedyplatz. Der Termin für das „Fest der Kulturen“ ist in diesem Jahr der 23. und 24. September. Mit der Unterstützung verschiedener Chöre soll das Steigerlied und die Ode an die Freude gesungen werden. Chöre, die dabei sein wollen, melden sich bei Projektleiter Till Overbeck per E-Mail: till.overbeck@kd11-13.de.

Frei Plätze gibt es noch bei den Taekwondo- und Boxkursen für Kinder. Taekwondotraining ist immer samstags von 13.30 bis 16.30 Uhr, Boxtraining donnerstags von 16 bis 19 Uhr. Anmeldung: 0201 50790744 oder aysun.akguel@abs-akademie.de

Eine interreligiöse Feier ist für Sonntag, 18. Juni, geplant. Verschiedene Religionsgemeinschaften sollen zeigen, dass Rassismus bei ihnen keinen Platz hat. Die Feier ist öffentlich und kostenlos, Interessierte sind von 18 bis 21 Uhr eingeladen.

KD 11/13: Die Organisationsstruktur

Die Initiatoren des Projekts haben im Jahr 2016 den Verein KD 11/13 gegründet. Für den Betrieb des Hauses wurde die Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH gewählt.

Im Jahr 2018 hat die neugegründete KD 11/13 gGmbH das ehemalige Evangelische Gemeindezentrum gekauft und betreibt es seit Sommer 2018 als „Zentrum für Kooperation und Inklusion“.

Im Sommer 2022 hat der KD 11/13 e.V. im Einvernehmen mit dem Geschäftsführer der KD 11/13 gGmbH 80 Prozent seines Anteils an den RAA Verein NRW e.V. verkauft. Damit gibt es jetzt zwei Gesellschafter. Auf der Homepage heißt es dazu: „Die Gesellschafter gestalten unter Berücksichtigung der Bedarfe des Stadtteils die zukünftige Entwicklung des Hauses mit.“

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