Essen-Kettwig. Vor einem Jahr kamen die ersten Geflüchteten aus der Ukraine im Stadtteil Essen-Kettwig an. Wie und wo der Verein „Kettwig hilft“ aktiv ist.

Das „Eckhaus“ an der Schulstraße ist an diesem Montag wieder gut gefüllt: Das wöchentliche Beratungscafé lockt die Geflüchteten aus der Ukraine ins städtische Jugendzentrum. Aber nicht nur sie. Für Neuankömmlinge auch aus Irak, Syrien und den afrikanischen Ländern ist es eine erste Anlaufstelle. Für jene Geflüchtete, die schon länger in Kettwig sind, eine Kontaktbörse.

Angelika Kleinekort und Gaby Bruhnke vom Verein „Kettwig hilft“ haben alle Hände voll zu tun, die Fragen zu beantworten. Formulare werden über den Tisch gereicht, erklärt, beim Ausfüllen geholfen. Gespräche über dies und das entstehen, den Alltag, die Familie, die Kinder in der Schule, das Heimweh.

Vor einem Jahr begann Welle der Hilfsbereitschaft

Vor einem Jahr war dieser Treffpunkt erst mal nur eine Idee. Eine von vielen Möglichkeiten, wie man den Menschen aus der Ukraine, die damals nach Ausbruch des Krieges in ihrer Heimat nach Deutschland strömten, die Integration in den Stadtteil Kettwig erleichtern könnte. „Es hat sich seither ganz viel getan“, sagt die Vereinsvorsitzende Angelika Kleinekort und blickt zurück: „Ein Jahr ist vergangen, seit wir zur Unterstützung für die Bewohnerinnen und Bewohner im Übergangswohnheim an der Ruhrtalstraße in die Evangelische Kirche eingeladen hatten. 120 Helferinnen und Helfer hatten sich gemeldet.“ Eine tolle Resonanz sei das, eine Welle der Hilfsbereitschaft.

Die erste Unterkunft für ukrainische Geflüchtete im Stadtteil Kettwig ist zumeist die städtische Einrichtung an der Ruhrtalstraße (hier das blaue Haus).
Die erste Unterkunft für ukrainische Geflüchtete im Stadtteil Kettwig ist zumeist die städtische Einrichtung an der Ruhrtalstraße (hier das blaue Haus). © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Kurz danach seien erste Bewohner ins blaue Haus der Asylbewerberheime eingezogen und seit Dezember 2022 seien nun auch auch im grünen Haus Geflüchtete untergebracht. Kleinekort: „Inzwischen sind beide Häuser gut belegt und eine stattliche Zahl an Bewohnern lebt bereits in eigenen Wohnungen in Kettwig oder im Stadtgebiet.“

Gaby Bruhnke von der Kümmerer-AG (l.) hilft Maryam Ibrahim (hier mit Sohn Yahya) bei der Bewältigung von Formularen.
Gaby Bruhnke von der Kümmerer-AG (l.) hilft Maryam Ibrahim (hier mit Sohn Yahya) bei der Bewältigung von Formularen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Die ehrenamtlichen Kräfte haben verschiedene AGs gegründet, um den Ukrainern die Integration zu erleichtern. Die AG Sprache beispielsweise passe die Deutsch-Lern-Angebote immer wieder den wechselnden Bedürfnissen der Bewohner an: Viele Geflüchtete besuchen Integrationskurse, Schnelllerner stehen schon vor den B1-Prüfungen, Mütter mit Kleinkindern benötigen Kurse mit Kinderbetreuung, die nur in geringem Umfang angeboten werden.

Ehrenamtliche bei Kinderbetreuung gefordert

„Kita-Plätze sind rar, aber alle wollen Deutsch lernen: Da sind die Angebote der Ehrenamtlichen die erste, manchmal gar die einzige Chance die deutsche Sprache zu lernen“, sagt die Vereinsvorsitzende und erklärt, dass die Anforderungen an die Ehrenamtlichen durch die große Zahl von Kindern sehr gestiegen seien. So versuche die AG Kinderbetreuung, in den Unterkünften interessante und hilfreiche Angebote zu schaffen. Auch in den Grundschulen sei man aktiv.

Ehrenamtler gesucht

Im Stadtteil leben inzwischen viele ukrainische, aber auch irakische, syrische, west- und ostafrikanische, Menschen und werden durch das Diakoniewerk montags und freitags beraten.

Die Begleitung dieser Menschen ist nach wie vor eine von vielen Aufgaben, die Mitwirkende bei „Kettwig hilft“ leisten – im Beratungstreff im Eckhaus, Schulstraße 10, montags von 16 bis 18 Uhr.

Der Verein sucht immer wieder neue engagierte Menschen. Kontakt: 01578 63 69 101 oder per E-Mail an .

Die AG der Übersetzer/Alltagsbegleitung unterstützt seit der Eröffnung des Übergangswohnheims die Sozialarbeiter und begleitet die Geflüchteten – wo nötig – zu Ärzten, Ämtern und im Alltag. „Die Ehrenamtlichen müssen zeitlich sehr flexibel agieren“, berichtet Kleinekort.

Wohnungsvermittlung läuft erfolgreich

Die AG Kümmerer habe es nicht einfach: Sie kämpfe sich gemeinsam mit den Geflüchteten durch die deutsche Verwaltungspost. Kleinekort: „Bis unterstützendes Geld fließt, dauert es lange. Oft genug sitzen wir vor weinenden Menschen.“

Die Mitwirkenden suchen zudem gemeinsam mit den Bewohnern Wohnungen, Kita-Plätze und ebnen die Wege in ein eigenständiges Leben in Deutschland. Die Wohnungsvermittlung laufe erstaunlich gut, resümiert die Kettwigerin, die Integration durch Kita und Schule mache Fortschritte. Organisiert werden von den Ehrenamtlichen außerdem immer wieder Sachspenden für die Bewohner der Unterkünfte, Ausflüge, Feiern und besondere Treffen und Aktionen.